In eigener Sache

QIEZ.de ist hyperlokal und personalisiert

Seit 2003 ist Jürgen Schmidt als Gründer und Geschäftsführer in der STRG.at GmbH tätig.
Seit 2003 ist Jürgen Schmidt als Gründer und Geschäftsführer in der STRG.at GmbH tätig.
Jürgen Schmidt ist der Gründer und Geschäftsführer der STRG.at GmbH und Partner von QIEZ.de. Nebenbei ist er als freier Dozent an mehreren Universitäten tätig und befasst sich mit dem Thema Time-Based Media. Mit uns spricht er über die mobile Anwendung von QIEZ.

Wir (QIEZ.de und STRG.at) haben neulich für die Konzeption unserer mobilen Anwendung den VerzeichnismedienPreis in Gold geholt. Grund genug, um ein bisschen zu fachsimpeln.

QIEZ: Warum ist Content auf dem Handy King?

Jürgen Schmidt (STRG.at): Wir verwenden eigentlich nur noch unsere Smart-Phones für die Nutzung von Medienangeboten. Diese Nutzung war ja immer mobil. Es gibt den kurzen Zwischenschritt der Desktop-Applikationen im Digitalen Publishing. Aber auch Print-Produkte waren immer mobil. Man konnte sie ja einfach in die Tasche stecken und mitnehmen. Ich hab’ für einen Vortrag vor wenigen Monaten ein Bild verwendet auf dem ein amerikanischer Zugwaggon in den 50er Jahren zu sehen ist. Der Zug ist voll besetzt und alle schauen in ihre Zeitung. Da hat sich defakto nichts geändert. Und deswegen ist der Content am Handy King. Weil die User es so haben wollen. Weil das ihren Lesegewohnheiten entspricht. Wenn man digitale Medienprodukte User-zentriert denkt, dann ist das Mobile-First-Denken eine Selbstverständlichkeit.

Welchen Vorteil hat ein hyperlokales Angebot wie QIEZ.de gegenüber der (inter-)nationalen Konkurrenz?

Die internationalen Mitbewerber haben keinen lokalen Content. Sie gehen auch nicht auf ihre Leser ein. Sie schaffen es auch noch nicht, lokalisierten Content mit lokalisierten Angeboten der werbetreibenden Wirtschaft in Verbindung zu bringen. Letztlich geht es aber genau darum. Das erhöht die Relevanz für den Leser und es erhöht damit auch die Relevanz einer Werbebotschaft. Ob das nun das Café am Eck, der Blumenladen im Kiez oder ähnliches ist, ist dabei weitgehend egal. Wenn diese lokalen Datenstrategien nun mit relevantem, lokalem Content zusammentreffen dann generieren wir die schönsten Beispiele von funktionierendem Content-Marketing.

Was war das Spannende bei der Konzeption unserer mobilen Anwendung? Vor welchen technischen Herausforderungen stand STRG.at?

Unsere Herausforderungen in solchen Projekten sind immer sehr unterschiedlich. Mit QIEZ.de, bzw. BFB BestMedia4Berlin GmbH, arbeiten wir ja nun schon seit sechs Jahren zusammen. Zu Beginn dieser Arbeit mussten wir erstmal das Geschäftsmodell von BFB verstehen. Wir hatten mit Verzeichnisdaten bisher nicht viel zu tun. Die Überlegung, die daraus entstand, diese Verzeichnisdaten als Werbung zu verwenden und sie mit lokalisierten, im richtigen Kontext stehenden Inhalten zu mischen war sicher die größte Spannung. Da geht’s um die weiten Felder von Hyperlocal- und Semantic-Web. Wenn man das durchschaut; dann sieht man auch wie die Traffic-Zahlen raufgehen und die Nutzungszeit des Portals ansteigt.

Welches Feature gefällt Ihnen besonders gut?

Im derzeitigen Stand ist das sicher die Geo-Verortung. Wir haben hier alles verortet. Die Verzeichnisdaten, die Inhalte, die User. Einfach alles. Der wesentliche Clou von QIEZ.de liegt ja darin, diese verschiedenen Datenebenen zu verbinden und eine neue Zusammenstellung von Content und ADs automatisiert zu erreichen. Das finde ich richtig gut. Das ist aber durch weitere Personalisierungen auch noch stark ausbaubar.

Einen wesentlichen Benefit für den Leser bringt außerdem die sogenannte Brandbreiten-Erkennung: Wenn man beispielsweise mit der U-Bahn fährt, hat man Zeit, am Smartphone Content konsumieren. Dabei ist gerade in der U-Bahn die Verbindung oft schlecht, weil nur geringe Bandbreite zur Verfügung steht. Auf dem mobilen Portal von QIEZ.de erkennen wir beim Aufruf jeder Seite, ob die zur Verfügung stehende Bandbreite gering ist. In diesem Fall liefern wir den Content mit weniger Bildern aus. Generell prüfen wir jedes Smartphone oder Feature-Phone auf die vorhandenen technischen Möglichkeiten und liefern dazu passende Inhalte aus. Zum Beispiel verlinken wir bei Geräten, die eine Routenplaner-App zur Verfügung stellen, auf den Karten gleich dorthin.

Ein zweiter Trend ist personalisierter Content, der bei QIEZ.de sowohl über unsere fünf Ressorts als auch über alle Berliner Bezirke ausgewählt werden kann. Was wäre beim Thema individualisierter Inhalte noch spannend?

Ja, das habe ich eben schon angerissen. Das ist ein wesentlicher Teil der Zukunft von digitalen Medien. Wir beschäftigen uns in der STRG.at ja nicht nur mit Technologie. Wir denken auch viel über Informations-Architektur und den konzeptionelle Designs nach. Wenn man diese Felder verbinden kann, ergeben sich noch weitere sehr spannende Anwendungsfelder. Zum Beispiel über semantische Content-Analysen und dem Leseverhalten der User Profile zu generieren und ihre Interessen aufzufangen. Diese Daten können dann ebenfalls einfließen und eröffnen eine weitere Ebene der Personalisierung im Portal.

Man kann hier noch viel weiter eintauchen in diese Materie und damit in die Welt von Data-Driven Publishing.

Wenn Sie als Informatiker mit einem Herz für Philosophie sprechen: Wie sehen digitale, lokale Medien in zehn Jahren aus?

Das „Herz für Philosophie“ ist nett. Dankeschön. Zehn Jahre ist einfach zu weit um nach vorne zu blicken. Es geht auf jeden Fall um wesentlich mehr als darum, neue Devices zu erfinden und zu denken. Eine der wesentlichen Fragen ist sicher, wie man Hilfestellungen leisten kann um qualitativ hochwertigen Content einfacher zu erstellen. Da liegt viel Potential in der Technologie und der richtigen Anwendung. Die Versuche, Inhalte von Computern generieren zu lassen gibt es ja nun schon eine ganze Weile. Hier fehlt aber die persönliche Komponente (noch 😉 auch das lässt sich programmieren).

Wie finanzieren Sie sich zukünftig?

Angebote, die in erster Linie am User orientiert sind und sich daran abarbeiten, möglichst hohe Relevanz für den User zu generieren, werden immer funktionieren. Sie werden auch immer Finanzierungsmodelle finden. Ich bin mir recht sicher, dass die bloße Display-Werbung in sehr kurzer Zeit Geschichte sein wird. So funktioniert das einfach nicht mehr. Die User haben ja schon einen Ad-Blocker im Kopf. Sie blenden das einfach aus. Es müssen also völlig neue Modelle her. Subsriptions, Paid-Content, Content-Marketing…

Viele dieser Felder sind gerade mal am Horizont aufgetaucht. Wirklich beackert ist das noch lange nicht.

QIEZ.de ist hyperlokal und personalisiert, Bundesallee 23, 10717 Berlin

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