Erst raus, dann rein
Stell dich niemals direkt vor die geöffnete Tür, bevor alle ausgestiegen sind. Auch nicht, wenn der erste Schwung raus ist und noch ein paar Schwerfällige hinterher gekleckert kommen. Denn lässt du die Leute nicht raus, kannst du nicht rein. War schon immer so, wird sich auch nicht ändern. Und stell dir vor: Je mehr Platz es vor der Tür gibt, je mehr Leute also gleichzeitig aussteigen können, desto schneller geht’s für dich los.
Drängeln verboten
Es sei denn, du bist ein Drängler. Wenn ich mir Leute anschaue, die vor dem Einfahren des Zuges schon halb von der Bahnkante rutschen, weil sie möglichst nah am Eingang stehen wollen und wenn sich dann noch andere in die zentimeterbreite Lücke zwischen mir und meinem Vordermann drängeln, um eine Sekunde früher auf Sitzplatzjagd zu gehen, dann krieg ich schlechte Laune. Solltet ihr bedürftig sein – schwanger, gehbehindert, in die Jahre gekommen – dann wird euch schon jemand einen Platz anbieten. Hoffentlich. Womit wir beim nächsten Thema wären…
Aufgepasst und Platz gemacht
Umsichtig stehen
Und da wir schon beim Thema sind: Stehen, als hätte man genau diesen Quadratmeter Boden für sich gepachtet, gehört verboten. Wir alle kennen das Phänomen: An der Tür hänge ich in der Achsel des Nebenmannes, Hintern an Hintern mit anderen, im Gang könnten wir zusammen Salsa tanzen. Wenn wir hin kämen. Ist es denn so schwer, beim Einsteigen durchzutreten? Müssen diese Menschen so am Durchgang stehen, dass niemand vorbei kann? Und merken die eigentlich nicht, dass sie im Weg stehen? Ein besonders herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle, die auf die Frage, ob sie rutschen könnten mit einem Mini-Schritt reagieren, der nichts ändert.
Mach dich nicht breiter, als du bist
Am liebsten sind mir Rucksackträger, die Zeitung lesen. Körpererweiterung nach vorne und hinten ist die optimale Kombi, um ein rücksichtsvolles Miteinander zu verhindern. Wer dann noch bei jeder Bewegung der Bahn mitschaukelt – natürlich nicht, ohne mit dem Rucksack ständig gegen mich zu stoßen, versagt vollends. Wenn man sein eigenes Volumen schon mit einem Panzer auf dem Rücken erweitern will, dann habt doch bitteschön auch ein Gefühl dafür! Ich plädiere für’s Abnehmen. Das spart außerdem enorm viel Platz. Probiert’s aus und staunt!
Geruchsbelästigung
Das Bierchen in der Bahn gehört ja irgendwie obligatorisch dazu und auch gegen die Käsestulle ist nichts einzuwenden. Aber es muss doch nicht sein, dass der dicke Döner mit Zwiebeln und Knobi-Sauce in der Bahn gegessen wird. Und ein bisschen Deo hat im Hochsommer auch noch keinem geschadet.
Geräuschbelästigung
Wenn man von der einen Seite mit Bushido, von der anderen mit Motörhead beschallt wird und zusätzlich jemand Nichtigkeiten in den Hörer brüllt („Och nee, bei mir gibt’s nichts Neues. Und bei dir so?“), nervt das. So wie Leute, die ihre Gespräche über den Gang hinweg führen statt sich nebeneinander zu setzen. Nicht zu vergessen die subtile Nerverei: lautes Kaugummikauen, Nagelpulen, Schmatzen und feuchtfröhliches Geknutsche über mehrere Stationen sind in der Bahn Höchststrafe.
Kinder, Hunde und andere Begleiter
Viele Kinder sind niedlich, Hunde auch. Aber da muss sich schon jemand für verantwortlich fühlen. Zum Beispiel wenn der Hund dem Sitznachbarn permanent auf die Schuhe sabbert oder ihn mit dem Schwanz auspeitscht. Auch blöd: Wenn das Kind mit dem matschigen Stiefel gegen mein Schienbein haut, kurz guckt und dann ungeniert weiter seinen Dreck an anderer Leute Hosen abschmiert – natürlich nicht ohne mit zuckerklebrigen Fingern alles anzutatschen. Und nein, ich möchte nicht die blöde Tante sein, die eure Kinder dann zurechtweist.
Wer sitzt, hat zu warten
Bleib niemals stehen
Es ist ja schön, dass du wahnsinnig viel Zeit hast, um von A nach B zu kommen, der Zeitplan anderer Leute ist nur leider knapp bemessen. Also bleib gefälligst nicht ruckartig stehen – nicht, wenn du aus der Tür steigst, um dich zu orientieren, nicht kurz bevor du die letzten Zentimenter der Rolltreppe erreicht hast (warum machen Menschen sowas?) und erst recht nicht auf der linken Seite der Rolltreppe. Und wenn du schon trödeln möchtest, dann bitte nicht händchenhaltend und in einer Reihe mit irgendwelchen anderen Trantüten, an denen ich auch nicht vorbeikomme.
„Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Dinge fallen mir ein, die bei meinen täglichen Bahnfahrten nerven. Der beste Tipp, um gut durch Berlin zu kommen ist aber wahrscheinlich: nicht aufregen.“