Christopher Street Day in Berlin

Die Queen stört den CSD

Der CSD Berlin ist in diesem Jahr wieder versöhnt, die Spaltung in zwei Züge vorbei.
Der CSD Berlin ist in diesem Jahr wieder versöhnt, die Spaltung in zwei Züge vorbei.
Der CSD Berlin ist wieder vereint, die Route klassisch, neben den mehr als 50 Wagen laufen erstmals Fußgruppen an der Spitze des Zuges. Nur der Besuch der Queen bereitet Kopfzerbrechen.

Der Queen-Besuch stellt auch die Organisatoren des 37. Berliner Christopher Street Day (CSD) vor besondere Herausforderungen: „Der Aufbau am Brandenburger Tor kann erst anfangen, wenn die Queen wieder weg ist“, sagt David Staeglich vom CSD-Verein. Deshalb wird dieses Mal auch nachts gearbeitet. Das ist teurer – und der Verein sowieso schon verschuldet. Geplant sei der diesjährige CSD am Samstag aber so, dass ein leichtes Plus übrig bleiben sollte. Dazu tragen auch die auftretenden Künstler bei: Sie verzichten komplett auf ihre Gage. „Dafür sind wir sehr dankbar“, so Staeglich. Viele Botschafter, darunter etwa der slowenische, hätten sich zur Freude der Organisatoren mit eigenen Wagen für den Demonstrationszug angemeldet. Generell solle der CSD wieder politischer und mehr Demonstration als Parade sein, dieses Jahr unter dem Motto: „Wir sind alle anders. Wir sind alle gleich.“

Erst kommen Fußgruppen, dann die Trucks

Kleinere Gruppen, die sich beteiligen wollen, können dieses Jahr erstmals ganz vorne mitlaufen, um besser gesehen und gehört zu werden. Die Organisatoren hatten vermehrt das Feedback erhalten, dass kleinere Gruppen nicht ausreichend wahrgenommen würden und sich daraufhin für die diesjährige Reihenfolge entschieden. 14 Fußgruppen sind bisher angemeldet, darunter ein schwuler Rugby-Verein, lesbisch-schwule Chöre sowie Fans der Band Rammstein, die gegen Homophobie ein Zeichen setzen wollen. Spontan dürfen sich weitere Fußgruppen einreihen.

Dahinter folgen die Wagen und Trucks: Elf kleinere und 42 größere. Der diplomatische Dienst ist nicht nur mit der Botschaft Sloweniens, sondern auch mit den Vertretungen der Niederlande, Großbritanniens, Kanadas und der USA vertreten, wobei die Amerikaner den kleinsten Wagen angemeldet haben. Die politischen Parteien sind ebenso dabei wie die LGBTI-Netzwerke einzelner Unternehmen. Schon traditionell fahren etwa die BVG und der Krankenhauskonzern Vivantes mit, zum ersten Mal dagegen das „Siemens LGBTI*-Netzwerk“. „Als international aufgestelltes Unternehmen sind wir offen und fördern Vielfalt. Die aktive Teilnahme am CSD mit einem eigenen Wagen ist deshalb im Grunde nur ein logischer Zug unserer Unternehmenspolitik, um das auch nach außen hin zu zeigen“, erklärt Siemens-Pressesprecher Michael Friedrich.

Nach den strukturellen Veränderungen, vielen Gesprächen und personellen Wechseln im Verein sind dieses Jahr auch wieder die Berliner AIDS-Hilfe und der Lesben- und Schwulenverband beim CSD dabei. Sie hatten sich letztes Jahr aufgrund von intransparenten Entscheidungsprozessen innerhalb des Vereins nicht an der Parade beteiligt. Bekanntermaßen fanden schließlich zwei konkurrierende Umzüge statt eines „großen“ CSD statt – was wiederum von vielen in der LGBT-Community heftig kritisiert wurde.

Am Kudamm geht der CSD los

Doch nun ist man beim CSD wieder versöhnt. Die Route sei dieses Jahr „ganz klassisch“, heißt es. Vom Ku’damm geht es ab 12 Uhr 30 über Wittenberg- und Nollendorfplatz, dann auf die Siegessäule und schließlich aufs Brandenburger Tor zu. Dort und auf der Straße des 17. Juni findet dann ab 16 Uhr 30 auf drei Bühnen ein buntes Unterhaltungsprogramm statt.

Neben dem „großen“ CSD gibt es zudem wie gehabt den Kreuzberger CSD (Start um 16 Uhr am Oranienplatz). Und schon am Freitag geht es unter dem Motto „für mehr lesbische Sichtbarkeit und Lebensqualität“ auf den Dyke*Marsch: Start um 19 Uhr am Deutschen Historischen Museum (DHM) in Mitte, dann vorbei am Roten Rathaus Richtung Kreuzberg bis zum Kottbusser Tor, wo die Abschlussparty im Südblock steigt. Ab 17 Uhr sind Teilnehmerinnen bereits zu einer Sonderbegehung der Ausstellung „Homosexualität_en“ im DHM eingeladen, mit dem Dyke* March-Flyer ist der Eintritt ermäßigt.


Quelle: Der Tagesspiegel

Die Queen stört den CSD, Nollendorfplatz, 10777 Berlin

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