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Top 10: Berliner Rapper, an denen kein Weg vorbeiführt

Capital Bra bei einem Auftritt in der Max Schmeling Halle
Capital Bra ist momentan der "King of Rap". Bushido bekommt das nun zu spüren...
Wer glaubt, Berlins Rapper sind nur ein paar Jungs, deren Leben sich um Geld, Frauen und schnelle Autos drehen, hat ja keine Ahnung. Die meisten dieser Musiker haben eine kriminelle Vergangenheit, Verbindungen zu Clans und vor allem: jede Menge Einfluss auf ihre Fans.

Capital Bra

Klassischer könnte man sich eine Gangsta-Rapper-Karriere nicht ausdenken: Als Siebenjähriger kam Vladislav Balovatsky mit seiner Mutter aus der Ukraine nach Berlin Hohenschönhausen. „Aufgewachsen zwischen Koks und Pistolen“ (aus Mama bitte wein nicht), rutschte er selbst ins kriminelle Milieu ab und saß dann öfter im Jugendknast als auf der Schulbank. Mit elf Jahren entdeckte er den Rap für sich, schrieb erste Texte und wurde mit 20 als bester Newcomer gefeiert. „Jetzt rollt der Rubel, jetzt kannst du Bratan googeln“, rapt er heute zurecht. Seine Wahnsinns-Charterfolge feierte er erst mit Team Kuku und dann im EGJ-Label von Bushido, bis der nicht nur gegen Abou-Chaker, sondern auch gegen seine eigenen Leute aussagte und sich mit der Polizei verbündete. Traurig findet Capital Bra diesen Verrat, zumal ihn Ashraf Rammo vom berüchtigten Rammo-Clan an Bushido vermittelt hat. Angeblich hat Capital Bra aber auch schon Ärger mit Clans gehabt, die sich an seinen Gewinnen beteiligen und seinen Namen klauen wollen. Das einzige, was er noch nicht erreicht hat, ist die Beherrschung der deutschen Grammatik und ein Werbevertrag mit seinem Lieblingslabel Gucci. Aber das wird noch!

Instagram-Account: @capital_bra
Follower: ca. 2,5m

Bushido

Niemand spaltet die Rap-Gemeinde mehr als Bushido. Nein, eigentlich teilt sich das ganze Land in Befürworter und Hater. Der einstige schlimme Junge, der seine Seele an den Abou-Chaker-Clan verkauft hatte, mausert sich zum treuen Familienvater mit Bambi-Integrationspreis in Kleinmachnow. Auch seine musikalische Karriere beinhaltet alles, was ein Rapper braucht: von der Indizierung seiner Platten, über Vorwürfe, frauenfeindlich und homophob zu sein, bis zur mainstreamigen Anerkennung. Dass er sich mit Abou-Chaker überworfen und wegen der akuten Bedrohung seiner Familie die Polizei informiert hat, war für die Rap-Kollegen noch verständlich. Nun soll Bushido aber auch gegen seinen Mann für’s Grobe (Veysel K.), seinen neuen Beschützer Ashraf Rammo vom mächtigen Rammo-Clan und seinen Rap-Zögling und Texter Samra ausgesagt haben. Ob er überhaupt noch Einfluss auf seine Fans und die Szene hat? Das Kopfschütteln kannst du lassen, mit 1,5 Millionen Followern und Nummer-1-Charthits kommt eindeutig an, was er für richtig hält.

Instagram-Account: @bush1do
Follower: ca. 1,6m

Kontra K

Es ist dauert nicht mehr lang, bis Kontra K die Millionen-Follower-Grenze geknackt hat. Für den Berliner Rapper selbst scheint das nebensächlich zu sein. Er gibt nicht viel auf die Meinung der Masse, die sich „fixiert auf Beef oder Drama“ mit Vorurteilen abfrühstücken lässt. Kontra K, dessen krasse Vergangenheit nirgendwo belegt ist, besingt die Gangsta-Seiten des Lebens mittlerweile umgänglich – ohne das Hurensohn-, Motherfucker- und Nutten-Pflichtvokabular. Von anderen harten Jungs wird er deswegen mit dem Label Schlager-Rapper versehen. Auch da steht Kontra K locker drüber. Diese krasse Selbstbeherrschung hat er sicher beim Kickboxen gelernt. Ja, der harte Junge trainiert sogar Jugendliche. Unbeirrt geht Kontra K nun den Weg des Gerechten weiter und verbreitet deutliche Messages: In der aktuellen Single Warnung spielt er Robin-Hood-mäßig die Armen gegen die Reichen aus. Der Böse ist hier mal nicht der Rapper sondern der Staat. „Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen“, hat uns Kontra K gelehrt. Ob er als Vorbild taugt? Immerhin hat er einen Schulabschluss…

Instagram-Account: @kontrak
Follower: ca. 919k

 

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Ein von @kontrak geteilter Beitrag am Apr 4, 2019 um 10:36 PDT

Marteria und Casper

Ist Marteria überhaupt noch ein Rapper oder schon eine Disco-Hit-Maschine? Mit den Lila Wolken wurde er zum Popstar und sein gutes Aussehen taugt nicht für böse Zeilen, aber für einen abwechslungsreichen Insta-Account. Als Fast-Fußballprofi und Ex-Model kam Marten Laciny 2003 nach Berlin, um als Rapper durchzustarten. 2015 floh er zwar zurück an die Ostseeküste, sein Musikerleben findet immer noch in Berlin statt und mit Casper hat er sich hier verankert. Casper alias Benjamin Griffey, dessen einzige krasse Straftat es ist, noch immer für Bielefeld zu schwärmen, hat durch die Koop an Reichweite gewonnen. Oder war es umgekehrt? Die beiden stehen auf jeden Fall dazu, Jahrgang 1982 zu sein, aus der Provinz zu stammen und unterhalten zu wollen. Was höchsterfolgreich zusammengefunden hat, wollen wir nicht trennen, deshalb bekommen sie nur einen gemeinsamen Eintrag.

Instagram-Accounts: @marteria und @xocasperxo
Follower: ca. 556k und 452k

Ak Ausserkontrolle

Bei AK Ausserkontrolle ist die Rap-Welt noch so wie sie sein soll. Ihr Leader, Davut Altundal alias DramaKing, sei ein Freund der Großfamilie Miri, heißt es. Als Jugendlicher verbaute ihm der deutsche Beamtenstaat mit seinen Auflagen und Aufenthaltsgenehmigungen die Chancen, erzählt er. Respekt habe er sich dann in kriminellen Kreisen im Wedding erarbeitet… Die Polizei glaubt, dass AK Teil der berüchtigten Gullideckelbande war. Als Rapper verdient AK nun auf ehrliche Weise Geld, was ihn nicht davon abhält, sich weiter nur maskiert zu zeigen. Nach wie vor finden Razzien bei ihm statt, doch einen Grund ihn festzunehmen, gibt es (bisher) nicht – als er Ende 2018 von der Polizei abgeführt wurde, diente das nur zu seinem eigenen Schutz. Ein Fantreffen drohte (Achtung: Wortwitz) außer Kontrolle zu geraten. Auf Insta zeigt er sich rap-solide und authentisch, mal solo, mal mit Brüdern, mal mit einer dicken Karre, mal mit den alten Wegbegleitern Undercova oder Fux. Statt immer nur auf dicke Hose zu mache, findet man bei AK nun auch mal kritische Töne, sogar bei Gott entschuldigt er sich für Fehler, die er gemacht hat…

Instagram-Account: @akausserkontrolle
Follower: ca. 534k

Samra

Er galt als der kleine Bruder von Bushido, der ihn mit seinem Label Ersguterjunge ganz groß rausgebracht hat. Umgekehrt profitierte Bushido wohl auch bei seinen eigenen Songs von der Texterkunst Samras. Die neueste EP Cataleya löste einen wahren Youtube-Hype aus. In bester Rap-Manier inszeniert sich Samra als harter Junge, der in einer maskierten und schwer bewaffneten Lady seine bessere Hälfte gefunden hat. Im wahren Leben zeigt sich Samra nun neben Capital Bra alias Joker Bra. Vereint im Hass gegen Bushido rappen sie aggressivst F*ck 31er auf dessen alten Nie-wieder-Beat – ok, der Song ist vor Verrat und derben Beef entstanden, die Gemeinde freut sich trotzdem über den Zufall… Samra hat sich auf jeden Fall weit nach vorn gearbeitet und ist seinem einstigen Gönner auf den Chart-Fersen. Für sein Debütalbum, was 2019 erscheinen soll, wird er gewiss neue Geldgeber finden – von einem Clan, der seine Musikgeschäfte ausbauen will, oder von Capital Bra? Samras kriminelle Vergangenheit werden wir bestimmt bald in einem Polizeibericht nachlesen können, dafür hat Bushido ja gesorgt…

Instagram-Account: @samra
Follower: ca. 458k

Juju und Nura

Nur wenige Rapperinnen sind so erfolgreich wie Juju und ihre Ex-bessere Hälfte Nura. Unfair von uns, sie wieder unter einen Hut zu packen? Nein, denn die Verbindungen sind (ungewollt) noch zu stark und die Geschichten zu ähnlich. Beide sind Einwanderer-Kinder und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Im Gegensatz zu den männlichen Kollegen verzichteten sie wohl auf eine Clan-Unterstützung. Als SXTN haben sie die Buden gerockt und es gibt Zweifel, dass sie das auch solo tun werden. Immerhin folgen ihnen auf Insta nun einzeln mehr Leute als bei SXTN zusammen. Sie waren pöbelnde Feministinnen und erfolgreiche Battle-Rapperinnen und standen für derbe Sprüche und aggressive Provokation. Nuras erstes Solo SOS hingegen kriegt schlechte Kritiken: Bums-Text und Null-Inhalt. Auch der bissige Humor scheint leider bei der Trennung verloren gegangen zu sein. Und bei Juju meint man, sie habe eine Zeitlang mit einer schööööönen Influencer-Karriere geliebäugelt. Nach ihrer kurzen Insta-Pause ist sie wohl zur Besinnung gekommen und wird bald wieder als Musikerin durchstarten. Zu wünschen wäre es, es gibt so wenig Role Models für Mädchen in der Szene.

Instagram-Accounts: @jujuvierundvierzig und @nura030
Follower: 473k und 356k

Sido

Neben Bushido ist Sido wohl dafür verantwortlich, dass der Rap salonfähig geworden ist. Berühmt wurde er mit Totenkopfmaske und provokativen Songs, aber auch mit lakonischen Texten und einem Hauch von Selbstironie. Wenig glorreich war seine kriminelle Laufbahn, zumindest wenn man das vom Milieu aus betrachtet: Kleinere Diebstähle und Drogenmissbrauch. Mehr nicht. Verurteilt wurde Sido Jahre später wegen einer Clubschlägerei in Sachen gefährliche Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe. Was neben der Musik immer wichtig für Sido zu sein schien: Streit anzufangen. Egal ob er sich mit Azad anlegte und dessen Mutter beleidigte, mit Bushido clinchte oder in Österreich mit einer unsäglichen Hitler-Anspielung ein ganzen Land gegen sich aufbrachte, er gibt gern den ungezogenen Rapper. Parallel dazu entwickelt sich sein Sound immer weiter Richtung bravem Pop. Spätestens seine Bilder im Kopf machten ihn zum Chartstürmer und Mainstreamliebling. Und auch im Privatleben zeigt sich der Rebell mit einem Hang zum Spießertum: Frau, Kinder, Haus im Grünen. Was noch zu seinem Glück fehlt, ist der Führerschein.

Instagram-Account: @shawnstein
Follower: ca. 388k

Massiv

Lange bevor Massiv zu einem Schauspielstar wurde, war er Rap-Schützling von Ashraf Rammo. Außerhalb der Szene wurde Massiv oder Wasiem Taha, wie er bürgerlich heißt, vor allem dadurch bekannt, dass er der erste Rapper war, auf den in Neukölln geschossen wurde. Das ist gut zehn Jahre her und seitdem ist viel passiert. Von Anfang: Aufgewachsen ist Massiv in der Provinz, in Pirmasens. Er hat keinen Schulabschluss, dafür jede Menge Erfahrung als Dealer und er weiß wohl auch mit dem Messer umzugehen. Sein Antrieb war das schnelle Geld. Als er zwanzig war, bestätigte ihm das Jugendamt, keine Perspektive zu haben. Mit der Hoffnung, in die Hip-Hop-Szene zu kommen, überredete er seine Eltern nach Berlin zu ziehen. Dort fand er in MC Basstard einen Förderer, den er zugunsten von Sony BMG nach einem Album wieder verließ. Das machte ihn nicht zum Liebling der Szene, aber erfolgreicher. Den Vertrag mit dem Major-Label löste er aber auch schnell wieder, genauso wie den folgenden mit einem anderen Produzenten… Beef gehört eben zum Rap-Leben wie die Clans. Wichtiger ist es für Massiv, die Musik immer weiter nach vorn zu bringen. Inhaltlich setzt er konsequent auf seine rebellischen Jahre – allerdings verzichtet er heute auf derbe Schimpfwörter. Mittlerweile ist er auch bei den Kollegen mehr als beliebt. Mit 4 Blocks öffnen sich ihm neue Türen, die ihn vielleicht bis ins glamouröse Hollywood führen. Mehr BlingBling gibt es nirgendwo.

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Ein Beitrag geteilt von MASSIV (@massiv) am Dez 29, 2018 um 4:28 PST

Mudi

Statt auf Hass und Gewalt setzt Mudi auf das Leben und die Liebe. Der Junge aus Schönebergs Sozialpalast Pallas begann schon als Kind zu rappen. Zunächst orientierte er sich an Vorbilder wie Bushido und Kool Savas, die das harte Leben auf der Straße feierten. Für Mudi fühlten sich Aggro-Texte falsch an. Er nahm nicht nur arabische Elemente in seinen Musikstil, sondern beschäftigte sich fortan mit seinen libanesischen Wurzeln, mit seiner Familie und Freunden und mit dem Islam. Sein Arabesk-Rap ist entsprechend einzigartig, weil sehr persönlich und herzenswarm. Vielleicht erscheint er durch sein Weichspülprogramm den Clans als image-schädigend, zumindest ist nichts bekannt. Immerhin haben ein paar Rap-Kollegen ihre Skepsis überwunden und stehen Mudi auf seinen Patten beiseite – darunter Prinz Pi und RAF Camora. 2018 nahm er eine kurze Auszeit, aus privaten Gründen. So wird glaubwürdig, wenn er auf Insta verkündet: „Nicht dein Geld, deine Frauen und dein Fame machen dich zum Mann, sondern deine Prinzipien, dein Charakter und deine Taten.“ Seine Familie steht über dem Ruhm.

Instagram-Account: @mm92
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