
Capital Bra
Klassischer könnte man sich eine Gangsta-Rapper-Karriere nicht ausdenken: Als Siebenjähriger kam Vladislav Balovatsky mit seiner Mutter aus der Ukraine nach Berlin Hohenschönhausen. „Aufgewachsen zwischen Koks und Pistolen“ (aus Mama bitte wein nicht), rutschte er selbst ins kriminelle Milieu ab und saß dann öfter im Jugendknast als auf der Schulbank. Mit elf Jahren entdeckte er den Rap für sich, schrieb erste Texte und wurde mit 20 als bester Newcomer gefeiert. „Jetzt rollt der Rubel, jetzt kannst du Bratan googeln“, rapt er heute zurecht. Seine Wahnsinns-Charterfolge feierte er erst mit Team Kuku und dann im EGJ-Label von Bushido, bis der nicht nur gegen Abou-Chaker, sondern auch gegen seine eigenen Leute aussagte und sich mit der Polizei verbündete. Traurig findet Capital Bra diesen Verrat, zumal ihn Ashraf Rammo vom berüchtigten Rammo-Clan an Bushido vermittelt hat. Bis heute geht der Beef und mündet derzeit in den Singles Ja Capi und Dark Knight. Angeblich hat Capital Bra ja auch schon mal Ärger mit Clans gehabt, die sich an seinen Gewinnen beteiligen und seinen Namen klauen wollten. Das kann ihm aber wohl nichts anhaben. Sogar Vollkommerz hat ihm seine Fan-Base verziehen, nachdem er mit Dieter Bohlen Cheri, Cheri Lady neu aufgelegt hat. Das Einzige, was Capital Bra noch nicht erreicht hat, ist die Beherrschung der deutschen Grammatik und ein Werbevertrag mit seinem Lieblingslabel Gucci. Aber das wird noch!
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Follower: ca. 4 Mio

Bushido
Niemand spaltet die Rap-Gemeinde mehr als Bushido. Nein, eigentlich teilt sich das ganze Land in Befürworter und Hater. Der einstige schlimme Junge, der seine Seele an den Abou-Chaker-Clan verkauft hatte, mauserte sich zum treuen Familienvater mit Bambi-Integrationspreis und eigener Reality-Show auf einem Privatsender. Auch seine musikalische Karriere beinhaltet alles, was ein Rapper braucht: von der Indizierung seiner Platten, über Vorwürfe, frauenfeindlich und homophob zu sein, bis zur mainstreamigen Anerkennung. Dass er sich mit Abou-Chaker überworfen und wegen der akuten Bedrohung seiner Familie die Polizei informiert hatte, war für die Rap-Kollegen noch verständlich. Aber als Bushido auch gegen seinen Mann für’s Grobe (Veysel K.), seinen angeblichen Nachfolge-Beschützer Ashraf Rammo vom mächtigen Rammo-Clan und seinen Rap-Zögling und Texter Samra ausgesagt haben soll, verstieß in die Szene. Ob er überhaupt noch Einfluss hat? Das Kopfschütteln kannst du lassen, mit 2,6 Millionen Followern scheint man ihn noch zuzuhören, auch wenn er mittlerweile in Dubai sitzt und Berlin eigentlich nur noch betritt, wenn Gerichtstermine anstehen.
Instagram-Account: @bush1do
Follower: ca. 2,6 Mio

Kontra K
Es ist dauert nicht mehr lang, bis Kontra K die 2-Millionen-Follower-Grenze geknackt hat. Für den Berliner Rapper selbst scheint das nebensächlich zu sein. Er gibt nicht viel auf die Meinung der Masse, die sich „fixiert auf Beef oder Drama“ mit Vorurteilen abfrühstücken lässt. Kontra K, dessen krasse Vergangenheit nirgendwo belegt ist, besingt die Gangsta-Seiten des Lebens mittlerweile umgänglich – ohne das übliche Hurensohn-, Motherfucker- und Nutten-Pflichtvokabular. Von anderen harten Jungs wird er deswegen mit dem Label Schlager-Rapper versehen. Auch da steht Kontra K locker drüber. Diese krasse Selbstbeherrschung hat er sicher beim Kickboxen gelernt. Ja, der harte Junge trainiert sogar Jugendliche. Unbeirrt geht Kontra K nun den Weg des Gerechten weiter und verbreitet deutliche Messages: In der Single Warnung spielt er Robin-Hood-mäßig die Armen gegen die Reichen aus. Der Böse ist hier mal nicht der Rapper, sondern der Staat. „Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen“, hat uns Kontra K gelehrt. Mit Was Echtes zeigt er so viel Gefühl, dass alle anderen Schnulzen-Barden einpacken können. Ob er als Vorbild taugt? Immerhin hat er einen Schulabschluss…
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Follower: ca. 1,7 Mio

Samra
Er galt als der kleine Bruder von Bushido, der ihn mit seinem Label Ersguterjunge ganz groß rausgebracht hat. Umgekehrt profitierte Bushido wohl auch bei seinen eigenen Songs von der Texterkunst Samras. Die EP Cataleya löste dann einen wahren Youtube-Hype um den Jungen aus Lichterfelde aus. In bester Rap-Manier inszeniert sich Samra als harter Junge, der in einer maskierten und schwer bewaffneten Lady seine bessere Hälfte gefunden hat. Im wahren Leben zeigte sich Samra dann eine Zeitlang neben Capital Bra alias Joker Bra. Vereint im Hass gegen Bushido rappten sie aggressivst F*ck 31er auf dessen alten Nie-wieder-Beat – ok, der Song ist vor Verrat und derben Beef entstanden, die Gemeinde freute sich trotzdem über den Zufall… Samra hat sich längst emanzipiert und auch den Bratan wieder verlassen. Mit seinem ersten Soloalbum Jibrail & Iblis schaffte er es in die Charts. Als Geschäftsmann baut Samra wie viele Kollegen neue Standbeine auf, die ihn unabhängig machen sollen von musikalischen Erfolgen. So ist Cataleya zur Marke geworden: Zunächst nannte er sein eigenes Label nach dem Spitzenhit, jetzt folgt eine gleichnamige Vape- und Tabak-Collection.
Instagram-Account: @samra
Follower: ca. 1,6 Mio

Sido
Neben Bushido ist Sido wohl dafür verantwortlich, dass der Rap salonfähig geworden ist. Berühmt wurde er mit Totenkopfmaske und provokativen Songs, aber auch mit lakonischen Texten und einem Hauch von Selbstironie. Wenig glorreich war seine kriminelle Laufbahn, zumindest wenn man das vom Milieu aus betrachtet: Kleinere Diebstähle und Drogenmissbrauch. Mehr nicht. Verurteilt wurde Sido Jahre später wegen einer Clubschlägerei in Sachen gefährliche Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe. Was neben der Musik immer wichtig für Sido zu sein schien: Streit anzufangen. Egal ob er sich mit Azad anlegte und dessen Mutter beleidigte, mit Bushido clinchte oder in Österreich mit einer unsäglichen Hitler-Anspielung ein ganzes Land gegen sich aufbrachte, er gibt gern den ungezogenen Rapper. Parallel dazu entwickelt sich sein Sound immer weiter Richtung bravem Pop. Spätestens seine Bilder im Kopf machten ihn zum Chartstürmer und Mainstreamliebling. Und auch im Privatleben zeigte sich der Rebell mit einem Hang zum Spießertum. Mittlerweile ist die Ehe und das Familienidyll mit Haus im Grünen Geschichte. Statt Schlammschlacht gab es hier Einsicht und Entzug.
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Follower: ca. 1,2 Mio

Massiv
Rappt der noch oder verkauft er sich nur verdammt gut? Die letzten Schlagzeilen machte Massiv mit einem selbstgebrauten Powerdrink und Dönerbuden. Lange bevor Massiv zu einem Schauspielstar wurde, war er Rap-Schützling von Ashraf Rammo. Außerhalb der Szene wurde Massiv oder Wasiem Taha, wie er bürgerlich heißt, vor allem dadurch bekannt, dass er der erste Rapper war, auf den in Neukölln geschossen wurde. Das ist eine gefühlte Ewigkeit her und seitdem ist viel passiert. Von Anfang: Aufgewachsen ist Massiv in der Provinz, in Pirmasens. Er hat keinen Schulabschluss, dafür jede Menge Erfahrung als Dealer und er weiß wohl auch mit dem Messer umzugehen. Sein Antrieb war damals klar das schnelle Geld. Als er zwanzig war, bestätigte ihm das Jugendamt, keine Perspektive zu haben. Mit der Hoffnung, in die Hip-Hop-Szene zu kommen, überredete er seine Eltern nach Berlin zu ziehen. Dort fand er in MC Basstard einen Förderer, den er zugunsten von Sony BMG nach einem Album wieder verließ. Das machte ihn nicht zum Liebling der Szene, aber erfolgreicher. Den Vertrag mit dem Major-Label löste er aber auch schnell wieder, genauso wie den folgenden mit einem anderen Produzenten… Beef gehört eben zum Rap-Leben wie die Clans. Mit 4 Blocks öffneten sich ihm bekanntlich neue Türen, die ihn vielleicht bis ins glamouröse Hollywood führen. Mehr BlingBling gibt es nirgendwo.
Instagram-Account: @massiv
Follower: ca. 1 Mio

Juju
Nur wenige Rapperinnen sind so erfolgreich wie Juju. Als Einwanderer-Kind ist sie in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, ein Klassiker in der Rap-Szene. Doch im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen verzichtet sie wohl auf eine Clan-Unterstützung. Als SXTN hat sie gemeinsam mit ihrer Ex-besseren-Hälfte Nura die Buden gerockt und es war schnell klar, dass Juju das auch solo tun wird. Mit SXTN präsentierte sich Juju als pöbelnde Feministin, beide waren erfolgreiche Battle-Rapperinnen und standen für derbe Sprüche und aggressive Provokation. Während Nuras erstes Solo SOS eher schlechte Kritiken bekam – Bums-Text und Null-Inhalt –, ging Juju nach der Trennung auf Platz 1: Vermissen mit Henning May von AnnenMayKantereit. Anschließend regnete es Preise. Auch ohne Duettpartner punktete sie mit ihren Singles. Nur Corona konnte Juju ausbremsen, doch seit dem Ende der Pandemie ist sie wieder voll da – als Ausnahmetalent und Role Model für die noch viel zu wenigen Mädchen in der Szene.
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AK Ausserkontrolle
Bei AK Ausserkontrolle ist die Rap-Welt noch so wie sie sein soll. Der einstige Leader der Crew Ausserkontrolle, damals noch unter dem Pseudonym DramaKing, ist heute als AK Ausserkontrolle auf Solopfaden. Bürgerlich heißt der Rapper Davut Altundal. Dank dem Label Ersguterjunge kam er in Kontakt mit Arafat Abou-Chaker, doch die Gerüchte, er sei der Miri Familie verbunden, sind wohl falsch. Trotzdem kann er auf eine kriminelle Vergangenheit zurückblicken. Als Jugendlicher habe ihm der deutsche Beamtenstaat mit seinen Auflagen und Aufenthaltsgenehmigungen die Chancen verbaut, erzählt AK Ausserkontrolle. Respekt habe er sich dann in Gangster-Kreisen im Wedding erarbeitet… Die Polizei glaubt, dass AK Teil der berüchtigten Gullideckelbande war. Als Rapper verdient AK nun auf ehrliche Weise Geld, was ihn nicht davon abhält, sich weiter nur maskiert zu zeigen. Nach wie vor finden Razzien bei ihm statt, doch einen Grund ihn festzunehmen, gibt es (bisher) nicht – als er Ende 2018 von der Polizei abgeführt wurde, diente das nur zu seinem eigenen Schutz. Ein Fantreffen drohte (Achtung: Wortwitz) außer Kontrolle zu geraten. Auf Insta zeigt er sich rap-solide und authentisch, mal solo, mal mit Brüdern, mal mit einer dicken Karre, mal mit den alten Wegbegleitern Undercova oder Fux. Statt immer nur auf dicke Hose zu mache, findet man bei AK nun auch mal kritische Töne, sogar bei Gott entschuldigt er sich für Fehler, die er gemacht hat und so bringt ihn das gute Karma 2023 sogar auf die 1 der Charts.
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BHZ
Das Kollektiv BHZ aus talentierten Rappern und Produzenten hat es innerhalb weniger Jahre nach ganz oben geschafft. 2016 haben Longus Mongus, Ion Miles, Dead Dawg, Monk und BigPat zusammen mit den Produzenten MotB, Sami und Themba angefangen, über Soundcloud und Youtube ihre Songs unter die Leute zu bringen. Das JUICE Magazin lockte die Jungs mit der Behauptung, ihr Debütalbum 2826 zähle zur Top 10 der besten HipHop-Alben 2018 aus dem Underground. Von da aus ging es über Festivals und der Single Bier – gemeinsam mit 102 Boyz – weiter nach oben und nach einigen Preisen 2020 mit Kiezromantik in die Charts. Seither genießen die Rapper ein Popstar-Leben, doch textlich bleiben sie ihren Berlin-Schöneberger Wurzeln verbunden. Wenn die Crew in Berlin auftritt, musst du schnell sein, um Tickets zu ergattern. Longus Mongus, Ion Miles, Dead Dawg, Monk und BigPat sind übrigens auch immer wieder als Solo-Künstler unterwegs, ohne dass BHZ Gefahr läuft, aufgelöst zu werden.
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K.I.Z.
Ob Tarek Ebéné, Maxim Drüner und Nico Seyfrid nun Kannibalen in Zivil sind oder doch Künstler im Zuchthaus, ist nicht klar, doch als K.I.Z. genießen sie nach leichten Startschwierigkeiten nun schon fast 20 Jahre Ruhm und Ehre. Der Durchbruch in der Szene gelang ihnen 2007, als sie zusammen mit Kollegah den erfolgreichen Prinz Pi auf dessen Donnerwetter-Tour begleiten durften. Ein besonderes Kennzeichen der Crew ist mit Sicherheit ihr Humor, den sie gekonnt für Provokationen und politische Statements einsetzen. Das bringt ihnen manchmal viel Ärger ein, manchmal aber auch eine Chart-Platzierung, manchmal beides. Der Kampf gegen Rassismus liegt ihnen dabei besonders am Herzen. Seit 2011 gibt K.I.Z. am Weltfrauentag ein Konzert, das nur von Frauen besucht werden darf. Um ein Ticket zu bekommen, muss frau allerdings früh aufstehen. Zuletzt sollen die 17.000 Tickets für die Mercedes-Benz-Arena innerhalb von 24 Stunden ausverkauft gewesen sein. Angefangen hat K.I.Z. bekanntlich als Quartett, doch nach ihrer Pause im Jahr 2017 beschloss DJ Craft, beim Neustart 2018 nicht mehr dabei zu sein.
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