Der Bebauungsplan für das RAW-Gelände ist nun eine beschlossene Sache. Nach endlosen Diskussionen und Argumentationen hat man sich auf einen Geben-und-Nehmen-Kompromiss geeinigt. Es wird also keineswegs alles so bleiben, wie es ist. Nur das L-Gebäude bleibt für die nächsten 30 Jahre ein geschützter Kultur-Bereich, der Rest darf bebaut werden. Die gemeinnützige Gesellschaft für StadtEntwicklung (GSE) wird künftig Mieter vom neuen Besitzer, der Kurth-Gruppe, die günstige Mieten garantiert. Statt Einzelmieter sind Clubs, Kletterhalle und alle anderen also nun ein gestärkter Verbund. Im Gegenzug dazu wurde der Kurth-Gruppe die gewünschte Geschosshöhe von 2,9 zugesprochen. Auch der Turm an der Warschauer Straße wird gebaut.
20 Jahre lag das Areal rund um das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk der Deutschen Bahn in den Händen des RAW Tempels (seit 2016 insolvent) bzw. der SKL, dem SozioKulturellen L, das vor allem die Kunst und Clubkultur gefördert hat. Der neue Investor wird nun die restlichen Bestandsgebäude abreißen. So ist das Aus für das Astra schon beschlossene Sache und auch Suicide Circus und Urban Spree müssen sich wohl neu orientieren. Selbst wenn man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen soll: Immerhin ist mit dem House of Music in der einstigen Radsatzdreherei auch schon eine neue, wenn auch kommerzielle Kulturinstitution hinzugekommen. Sicher ist, dass nach den Neubauten und Sanierungen vieles nicht mehr aussehen wird, wie es war – schließlich hat Kurth schon letztes Jahr dem Schmuddel-Image des RAW-Geländes den Kampf angesagt. Drogen- und sonstige Kriminalität sollen verschwinden.
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Die Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung in der BVV sowie zwischen Kurth und Bernhard Schimpf, der für die soziokulturellen Nutzer in den Ring gestiegen ist, schmeckt aber nicht allen. So soll die Sprecherin des RAW Ensembles, Jenny Goldberg, unzufrieden damit sein, dass nur so wenig erhalten bleiben wird. Die gewünschte Rekommunalisierung des Geländes lehnte die Kurth-Gruppe als neuer Besitzer ab, dagegen kann die Stadt nichts machen. Die Partei, die den eingegangenen Kompromiss geschlossen ablehnte, mahnt, dass man anderen Investoren Trümpfe in die Hand gespielt habe. Man wird vielleicht noch vor dem Neustart auf dem RAW-Gelände sehen, wer Recht behält. Kämpfe gibt es in dieser Stadt ja an allen Ecken.