Besuch in Deutschlands erster Food Assembly

Einkaufen mit richtig gutem Gewissen

Die Food Assembly im Agora.
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Karl-Marx-Straße - Die Idee stammt aus Frankreich und hat sich schon zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt: Sogenannte "Food Assemblys" fassen zunehmend auch bei uns Fuß. Die Idee: Online direkt beim regionalen Erzeuger bestellen und seine Landwirtschaftsprodukte wöchentlich auf einem eigens ins Leben gerufenen Markt abholen.

Im Kern ist „The Food Assembly“ ein Online-Netzwerk, das den Direktvertrieb stärken möchte. Jeder, der daran interessiert ist, regional erzeugte Lebensmittel – vom Rosenkohl über frisches Brot bis hin zum Afpelsaft – einzukaufen, kann sich online anmelden und Mitglied einer Assembly werden. Online erhält der Kunde nun wöchentlich aktuelle Angebote der Erzeuger, die zur jeweiligen Assembly gehören und, das ist primäre Bedingung, maximal 250 Kilometer von ihr entfernt sein dürfen.

Fünf Tage hat jedes Assembly-Mitglied danach Zeit, im Internet eine Bestellung für die jeweils gewünschten Waren abzugeben. Das Ganze funktioniert ohne Abnahmeverpflichtung oder Abonnement – wer kauft, der kauft, alle anderen lassen es bleiben. Einziger Haken: Hat ein Erzeuger die Mindestbestellmenge in der jeweiligen Woche nicht erreicht, beliefert er die Assembly diesmal nicht. Es kann also sein, dass eine online zusammengestellte Einkaufsliste noch einmal ordentlich geschmälert wird. Bezahlen tut man aber natürlich nur für das, was man auch tatsächlich auf der Assembly abholen kann.

„In der Gestaltung der Assemblys sind die jeweiligen Gastgeber völlig frei. So gibt es etwa Märkte, die nur ökologisch erzeugte oder vegane Lebensmittel anbieten“, erzählt Giulia Giacomini, die seit Juli die erste Food Assembly in Deutschland betreibt. Mittlerweile sind weitere Assemblys in Berlin-Mitte und in Köln dazugekommen, insgesamt gibt es landesweit nun vier solcher Einrichtungen. Giulia selbst wurde in Paris auf diese Möglichkeit des regionalen Einkaufs aufmerksam und bot sich an, Deutschlands erste Assembly zu betreuen, als der Projektraum Agora ein neues Food-Konzept an den Start bringen wollte.

Eier, Brot und Gemüse

Yummie!
Ein paar Wochen nach der Eröffnung hat Giulias Assembly bereits rund 400 Mitglieder. „Wöchentlich haben wir durchschnittlich allerdings nur um die 20 Bestellungen. Wir müssen also noch bekannter werden, damit es sich für die Erzeuger auch wirklich lohnt, uns jede Woche zu beliefern“, betont die Gastgeberin. Zu den Produzenten, die fast jedesmal bei der Neuköllner Assembly teilnehmen, gehören die Biobäckerei endorphina aus Berlin, das solidarische Landwirtschaftsprojekt Wilde Gärtnerei aus Brandenburg sowie die mobile Hühnerfarm Weideei, die bei der Erzeugung vor allem auf das Wohl ihrer Tiere achtet. Auch fünf weitere Betriebe – etwa die Bauern von Meine kleine Farm oder die Getränkebrauer vom Quartiermeister, sind regelmäßig bei der Assembly im Agora dabei.

„Jeder, der uns beliefert und jeder, der bei uns einkauft, zeigt, dass er über Konsum und Essen auf eine neue Art nachdenken möchte. Noch sind wir nur eine kleine Gemeinschaft und die neue Idee braucht Zeit, kann aber eine echte Alternative zum normalen Einkauf darstellen“, ist Giulia überzeugt. Und sie betont: „Ich selbst bin auch nicht reich. Aber trotzdem kaufe ich jede Woche selbst auf der Assembly ein. Denn die Lebensmittel sind vielleicht teurer, dafür haben sie aber auch einen ganz anderen Wert für den Verbraucher. So hält beispielsweise das Brot eine ganze Woche und nicht nur zwei Tage.“

Auf dem Markt im Agora könnt ihr immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr einkaufen – allerdings gibt es nur etwas für Kunden, die vorbestellt haben. Auch im Acud in Mitte findet mittwochs von 18 bis 20 Uhr ein Verkauf für Assembly-Mitglieder statt. Eine weitere Agora in Neukölln befindet sich bereits in Planung. Alle weiteren Infos findet du hier.

Foto Galerie

Agora Collective e.V., Mittelweg 50, 12053 Berlin

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