Der Volkspark Rehberge ist ein Gartendenkmal und steht unter Schutz. Laut Landesdenkmalamt kommt damit auch dem Parkcafé besondere Bedeutung zu. Vor dreieinhalb Jahren endete die Ära einer Gastronomie an der Catcherwiese im Volkspark Rehberge. Obwohl im Jahr 2000 durch einen Brand schwer beschädigt, hatten die Betreiber den Betrieb zunächst wieder aufgenommen, zur Freude der zahlreichen Besucher des Volksparks. Mit dem Tod des Gastwirts fiel der Flachbau des Parkcafés allerdings in einen Dornröschenschlaf, aus dem das Gebäude seither nicht mehr erwacht ist.
Den Zustand des Gebäudes bedauern viele. Auch Bernd Schimmler* vom Weddinger Heimatverein hätte es gern anders: „Der Zustand ist schade, denn dieses Trauerspiel führt zunächst einmal dazu, dass Besucherinnen und Besucher bei einem Ausflug oder Gassi-Gang im Herzen des 70 Hektar großen Parks nur noch am anderen Ende an der Freilichtbühne im kleinen Restaurant Schatulle einen Kaffee oder ein Stück Kuchen bekommen können„. Hier stehen aber nur geringe Kapazitäten zur Verfügung, gerade im Sommer fehlt Platz.
„Anfang 2017 haben sich unsere Bezirksverordneten zum wiederholten Male mit dem Gebäude befasst – seither steht zur Debatte, ob sich der erforderliche Sanierungsaufwand von etwa 100.000 Euro jemals an diesem Standort rechnen kann“, erklärt Schimmler. Geld verdienen ließe sich nach seiner Einschätzung nur durch die Verpachtung für Gastronomie, nicht durch eine unkommerzielle Begegnungsstätte. Die zuständige Bezirksstadträtin Sabine Weißler hält diese Idee für unrentabel und favorisierte einen Abriss.
Parkcafé ist Teil des Denkmal-Ensembles
„Baustadtrat Ephraim Gothe hat – auch nach Hinweisen aus dem Weddinger Heimatverein – sicherheitshalber noch einmal beim Denkmalschutz nachgefragt, denn der gesamte Park aus dem Jahr 1929 gilt als bedeutendes Gartendenkmal“, skizziert Bernd Schimmler den weiteren Fortgang. Die Antwort des Landesdenkmalamts vom 12. Januar, die auch dem Weddingweiser vorliegt, ist eindeutig: Das Parkcafé, das ehemalige Umkleidegebäude, gehört zur authentischen Originalausstattung des Parks. Ein Abriss des Cafés würde die „gekonnt inszenierte und wichtige Ost-West-Raumabfolge erheblich beeinträchtigen“, heißt es von der obersten Denkmalschutzbehörde. Sprich: Allein schon, um den einmaligen Parkcharakter zu erhalten, sollte das Gebäude saniert werden. Das Landesdenkmalamt kommt zu dem Schluss, dass das Parkcafé „Teil der zentralen Hauptachse des Parks“ ist. Deshalb spricht sich das Amt nachdrücklich dafür aus, das Objekt nicht nur denkmalgerecht zu sanieren, sondern es auch einer „parkdienlichen Nutzung“ zuzuführen.
Inzwischen hat Stadträtin Sabine Weißler in einer Sitzung des Kulturausschusses von den Abrissplänen Abstand genommen. Ob sich dann eine gastronomische Nutzung rentiert, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. „Allerdings könnte ein solches Objekt, das früher selbst im Winter Einnahmen erbrachte – so feierten Vereine dort ihre Weihnachtsfeiern – für Investoren, zum Beispiel Brauereien, durchaus interessant sein“, meint Bernd Schimmler. Allerdings müsste das Bezirksamt nach seiner Auffassung eine langfristige Verpachtung ins Auge fassen, damit sich die Sanierungskosten amortisieren: „Was nicht geschehen sollte ist, dass man das Gebäude so lässt, wie es jetzt steht, denn dann dürfte der Verfall fortschreiten.“
*Bernd Schimmler ist geborener Weddinger. Der Jurist war 1986 bis 2000 Bezirksstadtrat für Volksbildung (später für Bauwesen und Umwelt), 2001 bis 2006 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Er ist Mitglied der SPD. Heute ist er Vorsitzender des Weddinger Heimatvereins.
Text: Joachim Faust
Dieser Artikel erschien zuerst bei www.weddingweiser.de.