Die im Jahre 1913 eröffnete Trabrennbahn Mariendorf ist eine der drei Pferderennbahnen Berlins. Umgeben von ländlichem Ambiente und modernen Zweckbauten, veranstaltet hier der Trabrennverein Mariendorf e. V. regelmäßig seine Wettstreite im Pferdesport. Außergewöhnlich ist die denkmalgeschützte Tribüne, die im Jugendstil erbaut wurde.
Langjähriger Gönner vor dem NS-Regime geflohen
Nachdem Berlins Pferdesportfans die frisch angelegte Bahn zunächst mit Euphorie begrüßt hatten, waren ihre ersten Jahre von finanziellen Engpässen überschattet. Es gab allerdings auch einen großen Gönner, den Verleger und Pferdefreund Bruno Cassirer, der sich von Beginn an für die Erhaltung der Anlage einsetzte.
In den Goldenen Zwanzigern erfuhr die Trabrennbahn einen Aufschwung, was vor allem der Verbesserung der deutschen Traberzucht zu verdanken war. 1933 verlor die Bahn ihren verlässlichen Unterstützer Bruno Cassirer. Der langjährige Vorsitzende des Betreibervereins war Jude, er floh ins Exil. Der Zweite Weltkrieg schließlich bedeutete einen herben Rückschlag für den Mariendorfer Pferdesport.
In den Jahrzehnten nach dem Krieg veranlassten die Betreiber eine ganze Reihe an Rekonstruktionen und Modernisierungen. 1974 schließlich war ein entscheidendes Jahr für die aktiven Reitsportler in Tempelhof: Die Bahn wurde gewandelt. Sie läuft seitdem rechtsherum, nicht mehr linksherum. Das war damals sehr selten und ist es noch heute.
Einrichtungen für rund 800 Pferde
24 Hektar misst das Areal der Trabrennbahn inzwischen. Im Innenring der Bahn verläuft eine Trainingsbahn. Allein die beiden geschlossenen Tribünenhäuser und die offene Tribüne bieten zusammen 8.000 Zuschauern Platz. Das Wichtigste sind jedoch die Einrichtungen rund ums Pferd. Etwa 800 Tiere kommen in den Stallungen unter. Zusätzlich gehören zu dem Areal mehrere Hufschmiedewerkstätten, Sattlereien und eine Tierarztpraxis. Mehrere Pferdetransportunternehmen sind ebenfalls hier ansässig.
Zu den Highlights der Trabrennbahn Mariendorf gehört neben ihrer besonderen Ausrichtung die seit 1952 alljährlich stattfindende „Derby-Woche“. Veranstalter dieses Events ist der Trabrennverein Mariendorf e. V. Jedes Jahr verfolgen etwa 25.000 bis 30.000 Zuschauer das Spektakel, wenn auf der 1.200 Meter langen Wettkampfbahn alle Reiter um das „Blaue Band“ kämpfen.
Trotz solcher besucherreichenEvents siedelten die Betreiber einen Teil des Geländes um. Dafür schafften sie Platz für Neues, etwa Gastronomieeinrichtungen und Geschäfte. Die zusätzlichen Geldeinnahmen stellen sicher, dass weiterhin jede Woche der Startschuss für ein Rennen fällt.