Die Bar Brass hat ein bisschen was von einer Kaminbar – schon beim Eintreten riecht es nach warmem Holz. Das verströmt seinen würzigen Geruch aus dem Kamin am Eingang und wohl auch von den schönen Holzmöbeln im Industrial Look aus. In dem großen Rondell mit hohen Decken und einer riesigen Fensterfront sitzt es sich sehr schick und doch gemütlich. Die vielen bunten Skulpturen lassen vermuten, dass im oberen Stockwerk vielleicht noch eine Ausstellung zu finden wäre. Die schönen Büsten, zum Beispiel ein seilspringendes Rind oder ein Elefant, kommen aber aus der benachbarten Bildgießerei Noack.
Das Skulpturenforum besteht aus einer Bildgießerei, einem Skulpturenmuseum und einer Werkstattgalerie. Das Berliner Familienunternehmen Noack betreibt es bereits seit vier Generationen und es genießt internationales Renomee. Hier werden Kunstwerke von Anselm Kiefer, Tony Cragg oder Georg Baselitz, aber auch die Berlinale-Bären geformt. Auf eine Art gibt es hier also doch etwas Kunst zu bestaunen, nicht nur gegenüber in der Holzscheune des Skultpurenforums von Firmengründer Noack I., sondern auch im Bistro von Noack IV., seinem Nachfolger. Dort sitzt der Gast heute an Tischen, die früher einmal Werkbänke der Bildgießerei waren.
Regionale Küche und frischer Fisch
Das Preisniveau für das Essen in der Bar Brass ist gehobenen, die Kosten für das Mittagessen von Küchenchef Reza Danabi mit 15 Euro aber wirklich fair. Dafür bekommst du einen der Hauptgänge, die sonst zwischen 9 und 15 Euro kosten, einen Salat und ein Mineralwasser oder einen Kaffee. Vorneweg gibt es sogar frisches – noch warmes! – Brot mit leckerer Tomatenbutter. Bevor wir bestellen, müssen wir uns aber erst einmal durch die Speisekarte googeln: Was ist Zucchiniveloté oder eine Galantine? Was zum Henker ist Panissa und was waren gleich wieder Berberitzen?
Die Gerichte hinter den exotischen Namen entpuppen sich allerdings als äußerst lecker. Nach dem grünen, aber ausnahmsweise mal nicht faden, Beilagensalat mit würzigem Dressing kommt rasch die Hauptspeise. Wir verputzen würzige Heilbutt-Canelloni mit Cima die rappa-Kohl und die Panissa mit Berberitzen, Harisamayonnaise und Sonnenblumenkernen. Falls du jetzt auch erst nachgucken müsstest: Panissa ist eine Risottoart und Berberitzen sind süß-saure Beeren, die an Cranberries erinnern. Das alle sieht sehr malerisch aus: Die hellblaue Schalen auf dunklem Holz und das kunstvoll angerichtete Essen arrangieren sich schon fast von selbst zu einem guten Foto.
Die Lage der Bar Brass ist etwas ab vom Schuss, das Spreeufer nebenan erinnert mit den Fabriken und der tristen Skyline ein wenig an Frankfurt. Doch gerade hier ist die Bar Brass eine willkommene Zuflucht. Das ist auch so gewollt – vor allem Künstler, Kunstfreunde und Kulinariker sollen sich hier zusammenfinden und sich bei leckeren Fischgerichten austauschen. Das wollte schon Firmengründer Noack I., der sich damals noch in Friedenau eine Bar neben der Gießerei einrichtete. Die Tradition wurde weitergeführt: Die Bar Brass ist ein Ort, an dem sich nicht nur Künstler garantiert wohlfühlen. Und die regionale, frische und sehr fischlastige Küche mundet so gut, dass man gerne noch mal in dieser abgelegenen Ecke Charlottenburgs vorbeischaut.