Es gibt wenig, das ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe in dieser Stadt. Und ich komme ja durchaus rum. Aber ein Verkehrsschild mit einem Biber drauf kannte ich noch nicht! Wie niedlich! Ich bin auf dem Weg in das Bootshaus Haselhorst, das Restaurant feiert einjährigen Geburtstag. Ehrlich gesagt habe ich von diesem Lokal vorher noch nichts gehört. Vielleicht war ich mal mit Oma und Opa hier, als das Bootshaus noch „Schlemmerstube“ hieß.
Direkt am alten Spandauer Schifffahrtskanal am Naturschutzgebiet finde ich das Restaurant. Von draußen sieht es, zumindest im dunklen Novemberwetter, aus, wie ein Lokal in dem meine Eltern in den Achtzigern gerne mit ihren Freunden gefeiert hätten. Alter Berliner Westen. Seit einem Jahr gehört das Restaurant Bork Melms, einem sehr sympathischen Berliner Partyveranstalter. Ein Projekt so weit weg vom Schuss? Mutig. Ich bin sehr gespannt auf den Abend; es soll verschiedene, leckere Gerichte von der Karte zum Probieren geben und dazu eine sehr nette Gesellschaft.
Beides stimmt. Ich liebe die deutsche Küche sehr, und was ich hier bekomme ist wirklich gut! Das Team um Küchenchef Tobias Kunert ist äußerst freundlich, wobei mir das auch völlig egal wäre bei diesem Traum von Schnitzel, das ich als Vorspeise serviert bekomme, in der Miniaturversion. Himmel, ist das lecker! Ich möchte das nur noch. Ich muss davon gleich drei Portionen essen, mit Kartoffelsalat. Das Große vom Kalb kostet zwar stolze 20 Euro, das ist aber auch ein ziemlicher Stiefel von 190 Gramm.
Zwischen Achtzigern und Moderne
Während ich das kleine Schnitzelchen und Currywurst genieße, schaue ich mir das Restaurant an. Die Mischung aus Achtzigerjahre-Eckkneipencharme und edler moderner Einrichtung finde ich witzig. Die Schieferwände sehen cool aus, dazu ein gemütlicher Kamin und viel Bootszeug an den Wänden. Im Sommer kann man hier wohl auch prima mit seinem Bötchen nach einer Tour anlegen und brunchen oder Mittagspause machen. Zudem gibt es einen Biergarten, jetzt im Winter halte ich mich hier natürlich nicht wirklich auf.
Im hinteren Bereich des Restaurants gibt es einen Eventraum für Festlichkeiten. Bork Melms liebt vor allem, dass die Stammkunden diesen Bereich immer wieder wählen, um ihre Familienfeste zu feiern. Geburtstage, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. An der Bar schaue ich mir die große Sammlung der Brände und Schnäpse an und lasse mir einen „Orgasmus“ mixen, eine Mischung aus Baileys und Sambuca. Bei den edlen Tropfen, die es hier sonst gibt, sicherlich großer Frevel!
Das Menü, das wir serviert bekommen, haut mich stellenweise ziemlich um. Gefüllte Crêpes mit Rauchlachs, die sind prima, ich bin nur nicht der größte Fan von Geräuchertem. Unbedingt probieren: Cappuccino vom Hokkaidokürbis. Genial! Toll sind auch die Blutwurstkröstel mit Sauerkraut. Die Gänsebrust ist die erste, die ich in diesem Jahr esse, es werden noch zu viele folgen!
Mein Highlight ist der Zander auf Belugalinsen und das Dessertbuffet. Ich mag Süßes gar nicht sehr, aus Höflichkeit probiere ich doch. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Kuchen gegessen habe. Und dann auch noch so zarten und saftigen! In der Marzipanmousse möchte ich baden und leider ist der Kaiserschmarrn wirklich auch das Gedicht, das mir vorher groß versprochen wurde. Schlanker werde ich in diesem Winter nicht.
Schön, diesen kleinen Ort zu kennen. Nur einen Biber habe ich leider nicht gesehen. Nächstes Mal vielleicht. Jetzt weiß ich ja, wo er wohnt!