Nein, Inhaberin Wei-En Chan ist nicht auf der Insel im Chinesischen Meer geboren. Ihre Eltern sind Anfang der 80er-Jahre von Taiwan nach Wien ausgewandert und gingen dann nach Bremerhaven. Trotzdem kennt die 33-jährige Wei-En die Heimat ihrer Eltern von vielen Besuchen und hat ihr Teehaus-Bistro nach ihren ganz persönlichen Eindrücken, die sie aus Taiwan mitgebracht hat, eingerichtet: „Hier geht es um ein Taiwan-Gefühl“, sagt
die junge Frau, die das Kochen sowohl in der Familie als auch in verschiedenen Restaurants in Taiwan gelernt hat.
Fester Bestandteil der monatlich wechselnden Speisekarte sind Guabao, Dampfbrötchen gefüllt mit Erdnüssen, Koriander, Röstzwiebeln und einer Fleisch-, Tofu- oder Sojafüllung. Eigentlich ist das Street Food, denn es gibt Guabao normalerweise nicht im Restaurant. Trotzdem dürfen sie als typisch taiwanesische Spezialität nicht auf der Speisekarte fehlen.
Keine China-Pfanne auf der Karte
„Unser Essen hat keine Geschmacksverstärker nötig“, erklärt die Bistrobetreiberin. Ihr ist wichtig: Das Essen soll gesund sein, Fleisch steht nicht im Vordergrund, die Zutaten sind nach Möglichkeit regional. Wer Gerichte wie die „China-Pfanne“ oder große Fleischgerichte sucht, wird auf der fein aufeinander abgestimmten Speisekarte wohl nicht fündig werden. Das Essen kommt auch nicht aus dem Wok, sondern wird hauptsächlich im Dämpfer gegart. Die Karte ist bewusst klein gehalten, denn Wei-En bereitet alles selbst zu und legt großen Wert auf sorgsam ausgewählte und qualitativ hochwertige Speisen.
Die gleiche Aufmerksamkeit wird den Getränken gewidmet: Neben selbst hergestellter Cashew-, Soja- oder Mandelmilch wird Tee auf taiwanesische Art zubereitet, heiß oder als Eistee. Auch eine aus Matcha selbst hergestellte Limonade ist im Angebot, ebenso Gebäck und Desserts mit Matcha.
Der Name Cozymazu bezieht sich auf die in Taiwan allseits bekannte und verehrte Gottheit Mazu, die Schutzpatronin der Seefahrer und Reisenden der daoistischen Religion. Eine Mazu-Statue ziert auch das Regal hinter dem Tresen. Und „cozy“, also gemütlich, ist das mit vielen – ziemlich erklärungsbedürftigen – Details eingerichtete Bistro allemal. „Hier fließen verschiedenste Elemente der taiwanesischen Kultur zusammen“, erklärt Wei-En.
Eine lange Holzbank nimmt die gesamte Länge der Wand ein, darüber hängen große Bilder mit Fotos der Familie Chan. Einige Einrichtungsgegenstände, wie den großen hölzernen Lampenschirm, hat die handwerklich begabte Chefin selbst gebaut. Die vier langen Stoffbanner mit chinesischen Schriftzeichen sind vergrößerte Glücksamulette, die auf den in Taiwan sehr verbreiteten Daoismus zurückgehen und dort eigentlich in Tempeln ausgegeben werden. Darauf abgebildet sind unter anderem Glückwünsche, Befehle an die Geister, aber auch Verwünschungen. Bleibt zu hoffen, dass die neugierigen Besucher ein Stück von diesem Glück abbekommen und ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis haben werden.
Text: Joachim Faust
Dieser Artikel erschien zuerst bei www.weddingweiser.de