Ein sonniger Nachmittag Ende Oktober. Auf der Sportanlage Am Volkspark im Volkspark Wilmersdorf trainiert eine Juniorenmannschaft des 1. FC Wilmersdorf. Zuvor hat dort ein Fußball-Feriencamp für Kinder stattgefunden – es sind schließlich Herbstferien. An der nördlichen Seite des Fußballplatzes stehen noch einige Eltern und Zuschauer beisammen. Manche haben sich mit Getränken und Kuchen an die Tische vor der Wilma gesetzt – der im September unter neuem Namen wiedereröffneten Gaststätte, die sich Restaurant, Sportsbar und Café nennt.
Von der Örtlichkeit her ist Wilma eine klassische Vereinsgaststätte: Sie liegt direkt neben dem Sportplatz, in einem Funktionsbau auf dem vom 1. FC Wilmersdorf genutzten Gelände. Allerdings wird sie vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf verpachtet. Bis vor einigen Monaten hatte der hier residierende Fußballklub nichts mit dem Betrieb der Gaststätte zu tun. Mehr noch: Es soll Dissonanzen mit den früheren Betreiberinnen der Lokalität gegeben haben. So erzählt es uns Jürgen Matthieu, langjähriger Vorsitzender (1968-85) und heute Ehrenvorsitzender des 1. FC Wilmersdorf, den wir an diesem Nachmittag in der Wilma treffen. Manchmal sei die absurde Situation entstanden, dass sich die Auswärtsmannschaft nach einem Spiel noch Kaltgetränke in der Gaststätte gönnte, während die gastgebenden Wilmersdorfer draußen blieben.
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Sport vor Ort und auf dem Bildschirm
Doch dann lief der alte Pachtvertrag aus und der 1. FC Wilmersdorf bewarb sich in Person seines Vorsitzenden Hamudi Mansour um die Nachfolge. Das Bezirksamt stimmte zu und so konnte das Lokal endlich zu einer echten Vereinskneipe werden. Aber Mansour und seinem Klub schwebte noch mehr vor. Sie ließen die Wilma mit mehreren großen Bildschirmen ausstatten, so dass man sich nun nicht nur die ortsansässigen Vereine anschauen kann, sondern auch ‚großen Fußball‘ live im Fernsehen. Die Räumlichkeiten erinnern mit ihrem modern-nüchternen Look nicht übermäßig an ein Vereinsheim. Allerdings prangt das Wappen des 1. FC auf den in den Vereinsfarben rot-schwarz gehaltenen Bänken.
Auch kulinarisch geht die Wilma über die übliche Vereinskneipenkost hinaus. Mansour hat sich einen echten Koch ins Haus geholt, den Brasilianer Thiago Valente. Der zaubert frische Burger, Pasta, Salate und sogar Bio-Schnitzel auf die Teller. Als gastronomischer Leiter fungiert Farid Dengiz, der bei unserem Besuch hinter dem Tresen steht und viele Gäste persönlich zu kennen scheint. An diesem Nachmittag bestellen die meisten von draußen durchs Fenster. Am Tresen bei einem Bier sitzt nur der ehemalige Vorsitzende Matthieu, der hauptberuflich Busfahrer bei der BVG war und sich darauf freut, sich bald wieder mit ehemaligen Kollegen und Sportsfreunden in seiner sportlichen Heimat zu treffen. Jetzt lohne sich auch wieder die weite Anfahrt aus Waidmannslust, wohin er vor geraumer Zeit gezogen ist, findet Matthieu.
Hamudi Mansour, der Vereinsvorsitzende und Wilma-Pächter, möchte ausdrücklich, dass die neue, alte Location allen offensteht: Joggern und Spaziergängern aus dem Volkspark Wilmersdorf, Vereinsmitgliedern, Nachbarn und Besuchern. Auch andere Sportvereine und eine Bürgerinitiative halten hier ihre Treffen ab. Und natürlich soll jeder Fan und Mitwirkende nach einem Fußballspiel sein Bier oder seinen O-Saft bekommen.