In Neukölln ploppen in letzter Zeit die Weinbars so schnell aus dem Boden wie die Hipster. La Malo, DocG oder das JaJa sind nur einige der kürzlich neueröffneten Lokale. Die Zeichen sind eindeutig: Der ehemals ranzige Bezirk Neukölln ist mittlerweile angesagtester Hotspot für Foodies und Genießer. Und auch wenn der Zahn der Zeit, in Berlin auch Gentrifizierung genannt, an der Existenz einiger Neuköllner Kiezgrößen wie dem Syndikat nagt, hat die neue Gastroszene etwas Gutes. Aus der Vielzahl neuer Lokale, die kommen und wieder gehen werden, gibt es auch ein paar neue Gastroperlen, die hoffentlich gekommen sind, um zu bleiben. Das Palsta, finnisch für Schrebergarten, ist eines davon. Der Gastrospot in skandinavisch-rohem Schick bezeichnet sich zwar selber als Weinbar, ist aber eher ein Casual Dining meets Tapas-Restaurant als nur eine klassische Bar zum Weintrinken – dafür ist das Essen auch viel zu köstlich.
Beim Eintreten fällt unser Blick als Erstes auf ein Regal mit einem spannenden Sortiment an Naturweinen aus kleinen Winzereien in Europa. Diese Weine schmecken hervorragend und sind nicht überall zu kriegen, deswegen sind sie durchaus einen Besuch wert. Der eigentliche Star im Palsta ist aber das Essen, gekocht von Filip Sondergaard, dem ehemaligen dänischen Koch des hochgelobten Dóttir. An kleinen Holztischen mit Blick in die offene Küche gibt es ein wechselndes Menü aus vielen Vorspeisen zwischen 5 und 10 Euro und zwei Hauptspeisen um die 15 Euro. Die finnische Besitzerin Viivi Haussila-Seppo empfiehlt bei der Bestellung, die Gerichte zu teilen, da diese sofort, wenn sie fertig sind, aus der Küche auf den Tisch kommen, statt gleichzeitig aufgetischt zu werden. Nun gut, leckeres Essen teilen wir zwar nicht so gerne, aber wir wollen offen sein für das Konzept.
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Die Essensqualität im Palsta ist unaufgeregtes Sterne-Niveau
Auf den Tisch kommen also erst mal ein paar verlockend klingende Vorspeisen: knusprig-zarte Süßkartoffel-Kroketten und gedünstete Karotten mit Karotten-Sauerkraut und Hirtenkäse. Die Hauptspeise zergeht auf der Zunge: zarter Kabeljau mit Roter Bete, Kartoffeln und Speck. Das schmeckt intensiv-erdig und unglaublich lecker. Vivii, die in Helsinki viele Jahre als Restaurant-Managerin gearbeitet hat und auch ein bisschen skandinavische Kühle ausstrahlt, erzählt: „Es gibt so wenige gute Fischrestaurants in Berlin, das war auch einer der Gründe, warum ich ein eigenes Restaurant eröffnen wollte.“ In der Tat, mit diesem Ansatz tut sie der Gastroszene der Hauptstadt etwas Gutes. Bisher gibt es wenig gute Locations für Fischliebhaber.
Die Finnin ist vor drei Jahren nach Berlin gezogen, weil ihr Mann hier einen Job bekommen hatte. Kurzerhand eröffnete sie ein eigenes Restaurant im Schillerkiez, wo sie selbst auch wohnt. Gegen das Heimweh nach Finnland hilft Vivii ihr Restaurant mit seinem nordisch-skandinavischen Küchenmix und natürlich auch den Fotografien finnischer Landschaften an den unverputzten Wänden. Im Sommer, wenn man dann wieder draußen sitzen kann im Palsta und beim Essen einen wunderschönen Blick auf die Weite des Tempelhofer Felds genießt, will die Weinbar dann auch Lunch anbieten. Wir kommen selbstverständlich dann auch wieder zum Testen vorbei.