Als der isländische Staatspräsident Olafur Ragnar Grimsson vor zwei Jahren auf Staatsbesuch nach Berlin kam, reiste er schon am Vorabend des offiziellen Programms an. Es zog ihn in die große Küche von Olafur Eliasson. Der weltberühmte Künstler wird von seinen Mitarbeitern auch dafür geschätzt, dass er ihnen in seinem Atelier eine Mittagstafel mit köstlichen Speisen anbietet. Das Bier für die Party dort hatte der Präsident aus Island mitgebracht.
Eliasson ist Sohn eines Kochs, seine Schwester ist ebenfalls Köchin. Ihre Kunst kann man in Mitte genießen, was wohl auch damit zu tun hat, dass sie sich von ihrem Bruder hat infizieren lassen mit der Leidenschaft für gutes Essen. Im Dottir gibt es immer nur ein viergängiges Menü, das jeweils eine Woche lang gültig ist (50 Euro). Man kann es auch in einer vegetarischen Variante bekommen.
Das merkt man auch den Preisen der Getränkekarte an. Isländisches Bier gibt es zwar leider nicht, nur Wasser. Dafür werden wirklich gute Weine geboten mit einer erstaunlichen Bandbreite bei den Herkunftsländern. Den letzten bulgarischen Wein muss ich in dieser Gegend der Stadt wohl zu DDR-Zeilen getrunken haben. Seitdem steckten die Attribute süß und schrecklich fest im Gedächtnis. Gestärkt von einem frischen italienischen Sekt (8,50 Euro) ließen wir uns auf das Abenteuer ein, was sich als voller Erfolg erwies und alle alten Erinnerungen sofort löschte. Der Geschmack des 2012er Danube Plain Viognier Chateau Burgozone harmonierte überaus wohltuend mit dem Duft der dunkelroten Lilien auf dem Nebentisch. Diese Harmonie stand im vollkommenen Einklang mit dem subtilen Charme des Ambientes.
Der Fisch des Tages war ein Kabeljau aus Norwegen, ebenfalls perfekt gegart und mit einem großartig gewürzten Topping. Dazu gab es säuerlich frischen Fenchelsalat, ein Püree aus Apfel und Petersilienwurzel, in der Mitte Hummercreme. In der vegetarischen Variante vertraten sehr gute Petersilienwurzeln den Fisch.
Ein wunderbares isländisches Krähenbeeren-Granité mit Joghurtschaum, der bedeckt war mit Konfetti von karamellisierten Kastanien, setzte den süßen Schlusspunkt. Wer danach noch Hunger hat, kann für zwölf Euro extra dänischen Käse bekommen. Die Gerichte selbst sind leicht und sehr puristisch, modern im besten Sinne. Der Eigengeschmack ist der Star, und er wird so inszeniert, dass er seine Wirkung voll entfalten kann.