Es ist mal wieder an der Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen: Das Nikolaiviertel ist kein reiner Touri-Hot-Spot und guten Fisch gibt es nicht nur am Meer. Wer Zweifel hat, geht bitte schnellstmöglich ins neue Restaurant Fischer & Lustig. Wer uns Glauben schenkt und Lust auf leckere Heimatküche hat, macht das bitte auch. Den Rest möchten wir mit den folgenden Zeilen überzeugen: Das Fischer & Lustig empfängt uns mit einem ganz besonderen Style. Hier, zwischen königsblauen Wänden an schönen Holztischen mit sehr bequemen Polsterbänken, lässt sich vergessen, dass Berlin gar nicht am Meer liegt.
Die vielen Details im gemütlichen Restaurant – von den Lampen, die mit Schiffsseilen umwickelt sind, über alte schwarz-weiß Fotografien aus der Welt der Seeleute, ein riesiges Porträt eines wettergegerbten Seemanns bis hin zum Fischmarkt mit der offen gestalteten Küche – bewundern wir bei einem Glas Dursecco. Der feinperlige Rosé aus dem Haus Durbacher bringt uns gedanklich noch einmal den Sommer zurück. Dazu passt hervorragend eine kleine Platte mit gemischten Vorspeisen: Holunderlachs, Büsumer Krabben, gebratene Garnelen, Matjes und Büffelmozzarella. Spätestens jetzt fühlen wir uns wie im Urlaub.
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Echte Nordlichter freuen sich bestimmt über den Labskaus auf der Karte. Wir kümmern uns dann doch lieber um die Kutterscholle und den Pannfisch vom Steinbeißer. Dazu empfiehlt uns die herzliche Gastgeberin Katharina Fischer einen lachsfarbenen (!) Spätburgunder-Rosé – ebenfalls von der Winzergenossenschaft aus Durbach. Frau Fischer macht ihren Job hervorragend und arbeitet ganz sicher nicht nur wegen ihres Nachnamens hier. Die Scholle erweist sich als so zart, dass sich die Filetstücke wie von selbst von den Gräten lösen. Der Kartoffelsalat ist wunderbar mild und von den Krabben hätten wir gern mehr gehabt. Nein, keine Sorge, die Küche geizt nicht, wir sind nur entflammt und gierig. Der Pannfisch, der in Begleitung von Spinat, Bratkartoffeln und einer Sauerampfer-Senfsauce kommt, ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Essen glücklich machen kann.
Die Heimatküche kennen wir schon aus dem Jäger & Lustig, der großen Schwester der Fischer in Friedrichshain. Das Konzept, traditionelle Rezepte zu entstauben und so nachhaltig und modern wie möglich wieder auf den Tisch zu bringen, funktioniert in beiden Restaurants. Während die Jäger das Beste vom Land nutzen, widmen sich die Fischer der Unterwasserwelt. Einen kleinen Gruß des jeweils anderen findet sich auf beiden Karten. So bekommst du im Nikolaiviertel auch Wiener Schnitzel, Knusperblutwurst oder als empfehlenswerte Kombination ein Surf’n’Turf, bei dem sich derzeit Kalb und Wels treffen. Wir sind leider zu satt, um uns weiter durch die Karte zu probieren. Trotzdem lassen wir uns zu einem Nachfisch überreden – wieso sollte man „hairliche“ Wortkreationen den Friseuren der Stadt überlassen?
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Wir bekommen ein Best-of der Desserts serviert und naschen uns durch die süßen Kreationen. Der Kalte Hund bringt Kindheitserinnerungen zurück – nur die schönsten, versteht sich –, das Quarkbällchen auf beschwipsten Pflaumen teilt sich die Bronzemedaille mit einem feinen Schoko-Mousse und den ersten Platz belegt in unserer persönlichen Wertung die Crème brûlée. Fazit: Für uns ist das Fischer & Lustig ein Ort, an dem man sich eine Auszeit vom Alltag gönnen kann – mit der Familie in den kleinen Separees, mit Freunden an dem großen Bartisch, mit der Geburtstagsrunde in der Villa, ein abgetrennter Raum mit wunderschönen, maritimen Fliesen an der Wand, oder mit der ganzen Firma im Saal, der sich wunderbar für geschlossene Gesellschaften eignet.
Demnächst soll es am „Küchentisch“ hier auf dem Fischmarkt auch noch ein besonderes Menü geben, bei denen die Gäste die Köche bei der Arbeit beobachten können und im direkten Austausch mehr über die Spezialitäten erfahren. Das lassen wir uns nicht entgehen.