Mit dem Umzug hat sich das alte „Ousies“ einen neuen Namen gegeben. Es heißt jetzt „Ousia“, das ist das griechische Wort für „das Wesentliche“ oder „die Essenz“. Das Wesentliche beherrschte das Team des griechischen Restaurants auch vorher schon so gut, dass der Laden brummte und fast immer rappelvoll war. Die neuen Räume im Bayerischen Viertel sind zweieinhalbmal so groß wie die alten im Akazienkiez, und trotzdem gelang es uns an einem Freitagabend nur mit Mühe, noch einen Tisch um 21 Uhr zu ergattern. Was machen die hier richtig?
Zum Beispiel dies: Sie achten ihre Großeltern und entdecken neues Potenzial in deren Sitten. In Omas Küche gab es auf dem Peloponnes und den Inseln zum Wein Mezedes: viele kleine Gerichte. Das passt zur anhaltenden Tapas-Mode – Omas Vorlieben gleichen der zeitgemäßen Lust am Naschen.
Fast wie auf einem Dorfplatz
Außerdem ist das neue Ousia sehr schön gestaltet. Fast fühlt man sich wie auf einem Dorfplatz: unter schmiedeeisernem Balkon und grünen Fensterläden, zwischen Lebensmittelsäcken, Wandfresken, Weinfässern und Milchkannen. Auf grünweiß gewürfelten Tischdecken brennen nostalgisch flackernde Lämpchen. Zum kräftigen Landbrot gibt es ein silbernes Kännchen mit Öl. Die hoch gewachsenen Kellner arbeiten effizient, flott und freundlich. Lediglich mit dem Nachschenken lassen sie sich Zeit, merken aber, wenn der Gast die tropfende Weinflasche aus dem Kühler Richtung Glas balanciert und eilen dann rasch zur Hilfe.
Viel Platz ist auf dem Tisch nicht, deshalb kommen die Gerichte nach und nach, je nachdem, was gerade fertig ist. Zunächst grüner Salat mit roten Zwiebeln, der zum Hineinlegen gut schmeckt. Gutes Olivenöl gehört nun mal zur Essenz der griechischen Küche, und hier wird eine erstklassige Qualität verwendet. Das sahnige Tsatsiki mit Dill ist ebenfalls überdurchschnittlich (4,40 Euro). Sehr mächtig wirkt das gegrillte Knoblauchbrot mit reichlich frisch geriebener Knolle und Oregano (2,30 Euro).
Verbesserungsfähig fand ich lediglich die hausgemachte griechische Bauernwurst. Die wurde in einem Pfännchen serviert und war handlich in viele kleine Scheiben geschnitten. Bäuerlich hieß lange, dass es auch knorpelig und sehnig sein durfte. Diesen Teil würde ich aus dem Wurstrezept streichen. Bäuerlich kräftig gewürzt reicht schon. Da die Wurst aus eigener Herstellung kommt, ließe sich das Rezept sogar ohne Aufwand verfeinern (7,70 Euro). Zumal die Küche ohne die übliche Folklore auskommt, man findet auf der Karte zum Beispiel weder Gyros noch Halva.
Die Auswahl an Nachspeisen ist relativ klein. Zum leichten Programm passt am besten der griechische Sahnejoghurt mit Honig und Walnüssen, ein schlichter, schlüssiger Klassiker (4,70 Euro). Wer nach den kräftig gewürzten Speisen einfach nur einen süßen Abschluss braucht, wäre auch mit einem Dessertwein gut bedient. Wir probierten den Samos Grand Cru, einen im Eichenfass gelagerten Moschato mit Honig- und Rosennoten. Köstlich (0,1 l für 3,50 Euro). Überhaupt ist es erfreulich, mit wie viel Sorgfalt hier die Weinkarte gepflegt wird. Es gibt eine große, aber nicht unübersichtliche Auswahl griechischer Anbieter. Sehr gut passte zum Essen der 2013er White Dot aus Moschofilero- und Roditis-Trauben vom Peloponnes mit wenig Säure und fruchtigen Aromen, den wir unter den besonderen Empfehlungen fanden (21,50 Euro).
Das Fazit fällt leider nicht besonders originell aus, trifft aber die Essenz des auch unter der Woche brummenden Ethno-Restaurants: Qualität siegt.