Sobald man die Spaghetteria Berlin betritt, wird klar: Wir sind in Italien. An den langen Tischen sitzen Menschen, die sich angeregt unterhalten, die Kellner*innen liefern Nachschub, es wird gelacht und es duftet nach frischer Pasta. Man bekommt sofort Lust, sich zu einer der Runden dazuzugesellen. Vergessen ist die Berliner Attitüde „Komm mir nicht zu nah“, hier gilt eher: „benvenuto in famiglia“ – willkommen in der Familie.
Erst als wir einen Platz gefunden haben, wird klar, dass die meisten sich gar nicht kennen. Aber das ist egal. Schnell wird uns das Prinzip erklärt und noch bevor einer der Kellner*innen zu uns kommt, wissen wir, dass es sechs Pasta-Gerichte zur Auswahl gibt: zwei mit Gemüse, zwei mit Fisch und zwei mit Fleisch. Alle lecker, lautet die einhellige Meinung. Auch eine Weinempfehlung bekommen wir gleich von dem Paar gegenüber. Dann widmen sich unsere Tischnachbarn wieder ihren Tellern. Die Pasta hier stammt übrigens aus einem eigenen Laboratorium, auch die Saucen sind hausgemacht. Die Zutaten haben feinste Bio-Qualität.
Wir stimmen uns mit Bruschetta auf den Abend ein. Das ist zum Glück kein Knoblauchschocker, sondern perfekt gewürzt mit einem Hauch von Trüffel. Dazu passt hervorragend der prickelnde Prosecco. Danach gönnen wir uns Tagliatelle alle cozze e vongole und Creste di gallo con salsiccia toscana classica. Beide Pasta-Gerichte schmecken so intensiv nach Urlaub, dass wir eine Zeitlang schweigend genießen. Die Muschel-Sauce trägt uns gedanklich ans Meer, während wir durch die kräftige Wurst aus der Toskana mit den Oliven und der Zucchini das Gefühl haben, in einem kleinen Landgasthof in Norditalien speisen zu dürfen. Herrlich.
Und weil wir in Testlaune sind, – nicht dass wir noch Hunger hätten – probieren wir auch noch die vegane Penne all’arrabbiata. Super, die Schärfe ist angenehm, aber spürbar. Der Pinot Grigio, für den wir uns entschieden haben, rundet übrigens alle Geschmackserlebnisse gekonnt ab. Für ein Dessert ist eigentlich wirklich überhaupt kein Platz mehr, aber wir teilen uns trotzdem ein Tiramisù und bereuen es nicht. Es ist saftig und durch die in Kaffee getränkten Biskuits nicht zu süß. Irgendjemand am Tisch beginnt dann Limoncello zu bestellen und als zwei Gläser vor uns landen, kommen wir auch auf den Geschmack und bleiben noch ein wenig länger.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Die Idee zur Spaghetteria stammt übrigens aus Holland. Die beiden Inhaber, Giacomo Mattogno und Thomas Rolink, haben in Amsterdam das Konzept entdeckt und nach Berlin gebracht. Die kleine, aber feine Karte, die hochwertigen Zutaten, die beste Pasta, das Alles-hausgemacht-Prinzip und „la Dolce Vita“ funktionieren auch in Berlin. „Niemand muss sich mit seinen Tischnachbarn verbrüdern, aber die Atmosphäre macht es möglich“, meint Giacomo Mattogno, der in Kreuzberg lebt und weiß, dass die Berliner manchmal auch Abstand brauchen. Wir werden sicher wiederkommen.