Italien hat viele genussreiche Regionen. Seltsam ist, dass hierzulande trotzdem noch viele glauben, ein echter Italiener zeichne sich vor allem durch karierte Tischdecken, Pizza und Lasagne aus. Es käme ja auch niemand auf die Idee, Labskaus im bayerischen Biergarten zu bestellen oder Äppelwoi in einer Berliner Kneipe zu erwarten. Mit dem Domu Nosta hast du jedenfalls die Chance, ein echtes kulinarisches Highlight aus dem Urlaubsparadies kennenzulernen. Sardinien ist nicht nur eine traumhafte Insel mit einer ganz eigenen Kultur, sondern auch ein Hotspot für Genussmenschen. Die sardische Küche ist bekannt für hervorragendes Essen und die Anbaugebiete im Norden und Süden des Eilands stehen für köstliche Weine.
Das Domu Nosta bringt all das in prominenter Lage am Kollwitzplatz auf den Tisch. Schon das Ambiente hebt sich durch seinen klaren Stil vorteilhaft von den italienischen Klischees ab: dunkle, schlichte Holzmöbel, liebevolle Details von Kissen bis zu Kerzenständern und gerahmte Fotografien und Zeichnungen auf weißen Wänden. Während in der Küche der gebürtige Sarde Alessandro Saiu gekonnt traditionelle Gerichte modern interpretiert, erweist sich die ehemalige Journalistin Laura Molteni als herzliche und stilsichere Gastgeberin. Das Paar hat sich in Berlin gefunden und beschlossen, ihre Heimatliebe mit uns zu teilen. Wenige Tage vor dem ersten Lockdown eröffnet, brauchte es aber entsprechend Zeit, bis das Lokal vom Geheimtipp unter Genussmenschen zum kleinen Kiezliebling wurde. Corona verhinderte auch, dass wir das Domu Nosta als Neueröffnung würdigen konnten, das holen wir nun mit diesem Gastro-Tipp nach.
Schon der Aperitif macht uns zu Fans des sardischen Restaurants. Der Brut stammt von dem Weingut Cantina di Mogoro, das vor fast 70 Jahren von einigen, wenigen Winzern in der Marmilla gegründet wurde. Mehr Details dazu erfährst du von Laura, die zu jedem sardischen Produkt eine spannende Geschichte erzählen kann. Zum Brut empfiehlt sie uns Pane Carasau, ein knusprig gebackenes Brot mit Suchtfaktor. Bei den Vorspeisen zeigt Alessandro dann gleich, wie er moderne Küche versteht. Der Polpo Croccante ist optisch bereits ein Genuss, doch der Geschmack übertrifft alles: Der krosse und zugleich zarte Oktopus in Kombination mit Erbsen-Wasabi, Soja-Mayonnaise, Forellenkaviar und roter Zwiebel ist eine Entdeckung. Das handgeschnittene Tartare di Manzo ist so hochwertig und fein gewürzt, dass es sich klar einen Platz in der Top 3 der Stadt verdient hat.
Bei den Hauptspeisen gibt es ein deutliches Unentschieden: die Malloreddus alla Pescatora bringt dich mit den feinen Aromen der Meeresfrüchte gedanklich direkt an den Strand Sardiniens, während dir die Fregola al Granchio die Schönheit der Hochebenen vor Augen führen. Dazu wählen wir einen Wein des Weinguts der sardischen Familie Argiolas: den leichten und doch vielseitigen Weißwein Costamolino. Aus Neugier nehmen wir noch ein Glas Rosé Nieddera, ein intensiver Wein mit einer wunderbaren Frische vom Weingut Contini. Obwohl wir danach satt und glücklich den Abend nur noch mit einem weichen und vollmundigen Mirto di Sardegna ausklingen lassen möchten, überredet uns Laura gekonnt, die typisch sardische Nachspeise zu testen. Hier treffen Ricotta, Honig und Sapa, ein süßer Most, aufeinander und wir sind froh, dass wir das Dessert nicht verpasst haben. Der leicht herbe Frischkäse im Zusammenspiel mit zweierlei Süße ist der perfekte Abschluss für diesen Berliner Sommerabend.
Um die sardische Küche in vollen Zügen auskosten zu können, bietet das Domu Nosta ein 2-Gang-Menü für 39,50 Euro, bei dem du entscheiden kannst, ob dir eine Vorspeise und eine Primi Piatti reichen oder du auf jeden Fall eine zweite Hauptspeise brauchst – dann für 49,50 Euro. Wenn du Grund zu feiern hast, ist das Domu Nosta ein guter Tipp, um hier mit Freunden fünf Gänge zu schlemmen. Das geht auch ohne langen Vorlauf: Ihr müsstet euch nur auf die einzelnen Gänge einigen, da bei dieser Variante für je 75,50 Euro alle Gäste die gleichen Speisen bekommen. Trotzdem empfiehlt sich eine Reservierung, damit ihr Platz findet und alle frischen Zutaten ausreichend vorhanden sind.