Gendarmenmarkt - Ein Abend in drei Locations mit drei Gängen – und schon ist man auf dem aktuellen Stand, was die gastronomische Beschaffenheit des Humboldt Carrés anbelangt. Neu ist vor allem das hauseigene Catering und das Design des Hauptstadtrestaurants Gendarmerie.
Wem das Humboldt Carré in unmittelbarer Nähe zum Gendarmenmarkt bisher vor allem als Event- und Bürolocation ein Begriff war, dem sei gesagt: Ja, das ist auch nach wie vor so. 2011 gab’s für die Örtlichkeit sogar den Location Award als beste Eventlocation Deutschlands. Das Sandsteingebäude ist 1901 entstanden und beherbergte ehemals die Disconto-Bank. Uns hat besonders die ehemalige Kassenhalle im italienischen Palaststil mit ihrer Glaskuppel gefallen. Hier wurden am gestrigen Abend verschiedene Vorspeisen (Kostenpunkt: ab 8.50 Euro), kreiert von Küchenchef Michael Weigt, serviert: Eisbein an Sauerkraut-Espuma, Reibekuchen mit Lachs oder Kartoffelsuppe etwa. Die gebackenen Senfeier waren auch richtig lecker. Im Mittelpunkt steht die traditionelle Berliner Küche, transportiert ins 21. Jahrhundert – wie es so schön formuliert wurde. Insbesondere die Nachhaltigkeit und Regionalität der Produkte liegen Weigt dabei am Herzen.
Das Hauptstadtrestaurant - Gendarmerie. (c)CHLietzmann
Zum Hauptgang (Zigeunerschnitzel, das als Schweinefilet an Selleriepüree daherkam) wurde uns das neue Design des Hauptstadtrestaurants Gendarmerie, Ecke Charlottenstraße, vorgestellt – und das zielt ganz klar auf Touristen ab, wurde es doch „der Berliner Atmosphäre entsprechend angepasst“, wie es heißt. Konkret bedeutet das: An der Wand hängen ein Nachbau der Mauer, künstlerisch gestaltet von Leo Lüpertz, neben Porträts typischer Berliner wie Nina Hagen, Hildegard Knef und auch John F. Kennedy (ja, korrekt, der ist nicht wirklich aus der Stadt). Dann gibt es da noch das größte Holzrelief der Welt „Bacchanale“ und die Holzfigur „Gendarm“, die am Eingang ihre Gäste begrüßt.
Den Nachtisch – Berliner Luft, Kalter Hund und Quarkkeulchen – durften wir in der Austernbank einnehmen. Diese zu mietende Eventlocation, ehemaliger Tresorraum der Bank, wurde der legendären New Yorker Grand Central Oyster Bar aus dem Jahr 1900 nachempfunden und beeindruckt vor allem mit ihren Granitsäulen und den Gewölbebögen.
„Modern interpretierte Berliner Küche – da ist modern natürlich immer relativ. Man darf hier nicht erwarten, an Originalität kaum zu übertreffende Genüsse anzutreffen. Dafür muss man eher nach Neukölln fahren. Mein Fazit: Die Gendarmerie ist für Touristen sicherlich eine sehr solide Anlaufstelle mit qualitativ hochwertiger Küche, für Berliner ist das Konzept etwas zu klischeebeladen.“