Anton Corbijn kommt aus einem niederländischen Dorf. Mit 17 nimmt er das erste Mal eine Kamera in die Hand. Später führt ihn die Fotografie in sämtliche Weltmetropolen. Sein Steckenpferd ist das Musikerportrait. Bands wie die Rolling Stones, Joy Division und Metallica begleitet er über viele Jahre. Auch Models und Kunstschaffende versammelt der Niederländer vor seiner Linse. Er rückt die Persönlichkeiten nicht immer ins richtige Licht, manchmal sogar völlig aus dem Fokus und wird dafür gefeiert wie kein Zweiter. Eine Retrospektive des fotografischen Werkes von Anton Corbijn gewährt gerade Einblick in das beeindruckende, umfangreiche und experimentelle Werk eines Ausnahmefotografen, der sich in den letzten Jahren auch als Filmregisseur („A Most Wanted Man“, „The American“) einen Namen gemacht hat.
Intimer geht’s nicht
Darum sieht man auf diesen Bildern nicht nur, wie sich die Künstler selbst, sondern auch wie sich ihr Blick in die Kamera verändert. Obwohl die meisten Fotos aus inszenierten Shootings stammen, zeigen sie Persönlichkeit statt Glamour. Nicht nur, weil viele vor der Kamera in ihrer Pose erstaunlich natürlich wirken, sondern auch weil sie mir Corbijn eine Menge Quatsch mitmachen. Grönemeyer oder Mick Jagger zeigen sich als Frauen, Johnny Rotten sieht im Schoß seiner Liebsten zum wahrscheinlich ersten Mal nicht irre aus und ein Bandfoto, auf denen sich die Bandmitglieder von U2 allesamt an ihre Väter schmiegen, kann man nur als etwas Besonderes betrachten.
Ins rechte Licht entrückt
„Anton Corbijn . Retrospektive“ ist für Fotografie-Fans, Musikkliebhaber und gute Beobachter eine wahre Empfehlung. Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Januar 2016 im C/O Berlin und kann täglich von 11 bis 20 Uhr besucht werden. Eintritt 10, ermäßigt 5 Euro.
„Ich habe viel Neues über Corbijn gelernt und hätte mich in einige Fotos ewig hineindenken können. Am liebsten mochte ich die Bilder von Tom Waits. Man spürt richtig, welchen Spaß er gehabt haben muss, als ihn Corbijn als waschechten Amerikaner inszeniert hat.“
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