Lemmy Kilmister in der Max-Schmeling-Halle

Der letzte echte Punk

Lemmy Kilmister von Motörhead rockt noch immer!
Lemmy Kilmister von Motörhead rockt noch immer!
Mauerpark - Jahrelanger Drogenkonsum, Diabetes und ein implantierter Herzschrittmacher können Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister nicht stoppen. Nach zwei abgesagten Konzertterminen rockte die musikalische Legende gemeinsam mit Wahnsinns-Drummer Mikkey Dee und Ausnahme-Gitarrist Phil Campbell am 16. November noch einmal das Berliner Publikum. Knackige Drei-Minuten-Songs, mitreißende Soloparts und eine legendäre Punk-Vorband lockten beileibe nicht nur Metal-Fans in die Max-Schmeling-Halle.

„Habt ihr auch Whiskey-Cola?!“ Bei echten Lemmy-Fans hört die Liebe nicht beim Konzertbesuch auf. Wer etwas auf sich hält, ordert an der Bar den Lieblings-Drink des Frontmanns der legendären britischen Band Motörhead. Die gilt gemeinhin zwar als eine der ersten Metal-Bands, doch dass die musikalischen Ursprünge der Truppe rund um den leidenschaftlichen Beatles-Fan Lemmy Kilmister im Punk-Rock liegen, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Die Metal-untypische Dreierbesetzung, knackige, basslastige Songs und die lässige Außenseiter-Attitüde von Lebemann Lemmy sorgen dafür, dass sich am Abend des 16. Nobvember Kutten tragende Metaller ebenso in der Max-Schmeling-Halle versammeln wie gepiercte Punks, Lederjacken-Rocker und nachwachsende Indie-Fans, die sich einen Blick auf die 1975 gegründete Vorreiter-Band und ihren Helden nicht entgehen lassen wollen. Die einzigen Klischees, die an diesem Abend (leider) wirklich zutreffen: Wer zu Motörhead geht, ist meist männlich (der Anteil der Frauen liegt gefühlt bei 20 Prozent), Schwarz ist die dominierende Farbe und Motörhead-Fans sind bereit, ziemlich viel fürs Merchandise auszugeben.

Alle lieben Lemmy

Bevor das Konzert der „lautesten Band der Welt“ gegen 21 Uhr losgeht, heizen die Berliner Rockband Skew Siskin und die britische Punkband The Damned den vielen tausend anwesenden Motörhead-Fans in der wie immer super für ein Großkonzert geeigneten Max-Schmeling-Halle ein. The Damned sind dabei selbst schon eine Legende: Es gibt sie seit 1976. Und Lemmy Kilmister ist laut Frontmann Dave Vanian dafür verantwortlich, dass die Band überhaupt noch existiert. Schließlich spang der Motörhead-Mann Ende der 70er Jahre, als den Jungs ein Bassist fehlte, übergangsweise ein. Lemmy hat also auch hier einen Stein im Brett.

Bei den Fans hat er den sowieso. Beim etwa anderthalbstündigen Konzert ist es fast schon rührend mitzuerleben, wie sich das eingefleischte Publikum vom ersten Song an um die Gunst des fast 70-jährigen Altmeisters bemüht. Doch so laut man auch klatscht, jubelt, grölt und seine Arme gen Himmel reckt: So ganz zufrieden scheint vor allem Schlagzeuger Mickey mit den Fans nicht zu sein. Immer wieder fordert er die Massen hinter seinen hoch oben thronenden Drums mit Gestik und Mimik dazu auf, lauter zu sein, endlich aufzuwachen und – dem sichtlich dünner gewordenen – Lemmy die nötige Ehre zu erweisen. Der betrachtet die Ambitionen seiner Fans ganz entspannt und wickelt sie mit kleinen Gesten und beiläufigen Statements doch immer enger um seinen kleinen Finger.

Euphorie und Wehmut

Doch auch die beiden Männer an Lemmys Seite geben alles, um die Anwesenden auf einen Stimmungspegel zu bringen, der mit der wirklich fast ohrenbetäubenden Lautstärke ihrer Musik mithalten kann. Vor allem ein mehrere Minuten andauernder Schlagzeug-Orgasmus reißt auch die letzten sitzen gebliebeden Fans auf den Rängen von ihren Plätzen. Im Innenraum hat das „Moshen“ (erwachsene Männer schubsen sich mit vollem Körpereinsatz gegenseitig durch die Menge) da längst begonnen. Höhepunkt des Motörhead-Auftritts, bei dem die Fans sich sowohl über viele Hits der frühen Klassiker-Alben wie über neuere Songs vom Album „Aftershock“ freuen dürfen, bilden – natürlich – die beiden Hymnen „Ace of Spades“ und „Overkill“. Jetzt gibt es kein Halten mehr und die allermeisten Zuschauer geben noch einmal so richtig Gas – oder schauen unvermittelt etwas traurig in die Ferne. Schließlich könnte es das letzte Mal gewesen sein, dass man Lemmy Kilmister, den unangepassten Helden der Rockgeschichte, noch einmal live zu sehen bekam.

„Ich bin nun wirklich kein eingefleischter Metal-Fan. Melodischer Pop und fluffiger Elektro sind mehr so meins. Trotzdem musste das Motörhead-Konzert einfach sein. Schließlich hat Lemmy die Musikgeschichte maßgeblich mitbeeinflusst und wann hat man schonmal die Gelegenheit, eine echte Legende live zu erleben. Außerdem finde ich die Musik von Motörhead wirklich erstaunlich frisch und eingängig. Und was die Fans angeht: Die waren mir zu einem großen Teil viel sympathischer als bei den üblichen Indie-Konzerten. Es wurde viel gelächelt, von 18 bis 80 war alles dabei und man bekam keinen einzigen Ellebogen in die Rippen. Man sollte viel öfter mal in anderen Schubladen stöbern … „

Max-Schmeling-Halle, Am Falkplatz 1, 10437 Berlin

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