An einem kalten, dunklen Abend ist diese Nummer nichts für zarte Gemüter. Für Klaustrophobiker schon gar nicht. Denn wer einmal die Tür des Instituts für Methode (IFM) passiert hat, steht allein im Eingangsbereich, um sich die Hände zu desinfizieren. Eine Empfangshalle und drei Stockwerke weiter werde ich bald via Lautsprecher aufgefordert, mich der Standarduntersuchung zu unterziehen.
Es folgen ferngesteuerte Fahrten in die Unterwelt, Licht- und Soundeffekte, unglaubliche Kulissen in unzähligen, verwinkelten Räumen. Das Jahr 2047 spielt eine Rolle, Widerstand auch. Mit jedem Fragment, jeder Stimme setzt man sich seine eigene Version der Geschichte zusammen. Entlassen wirst du am Ende mit einer persönlichen Botschaft, mit der der zweite Teil der Reise beginnt…
Klingt nach Escape Game? Ist aber Theater. Auf der Seite der Berliner Festspiele meldest du dich für den „erzählenden Raum“ Rhizomat an. Erst dann wird dir ein Termin bestätigt. Du bekommst die Adresse der „zuständigen Institutsaußenstelle“ des IFM und einen Code für die Eingangstür. Außerdem wirst du um Folgendes gebeten: „Kommen Sie mit intaktem Gedankengut.“ Dafür kannst du vorab online den „KörperFunktionsTest“ machen, der dich unter anderem fragt, ob du genug für deine Selbstoptimierung machst, wie es um dein Spermiogramm bestellt ist und ob du zu durchschnittlichen Hormonwerten neigst.
Für Konzept, Szenografie und Regie ist Mona el Gammal verantwortlich, die diese Form des „Narrative Space“ seit 2006 entwickelt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Immersion der Berliner Festspiele setzt sich Rhizomat mit analoger Kunst im digitalen Zeitalter auseinander, inszeniert eine Zukunftsutopie. Und so ein theatralisches Kunstprojekt hat seinen geförderten Preis. Mit einem Budget von 150.000 Euro war el Gammals Team insgesamt vier Monate mit Um- und Einbauten beschäftigt. Über 200 Kilometer Kabel wurden verlegt. Und das Irre daran: Das Haus wird in der Form nur sieben Wochen bespielt. Dann kommt alles wieder raus und Start-ups ziehen ein.
Jetzt willst du dir endlich selbst ein Bild davon machen? Dann hast du bis 4. Dezember täglich die Möglichkeit dazu. Da tatsächlich immer nur ein Zuschauer die Räume besuchen kann, sind die offenen Termine bereits rar. Die Untersuchung kann bis zu 60 Minuten in Anspruch nehmen. Deshalb solltest du wirklich pünktlich sein und den Code nicht vergessen. Wir empfehlen außerdem warme Sachen. Das Gebäude ist nicht beheizt. Auf der Seite der Berliner Festspiele bekommst du Tickets und Termine. Eintritt: 18, ermäßigt 12 Euro.