Roman Lob: "Anfangs war Berlin schwierig für mich"

Roman Lob lehnt an einem Holzgeländer. Im Hintergrund sind Dächer, das Park Inn Hotel und der Fernsehturm zu sehen.
Roman Lob lebt seit zwei Jahren in Berlin. Obwohl er in Prenzlauer Berg wohnt, fühlt er sich nahe dem Fernsehturm in Mitte am wohlsten. Wie hier, in der Bar auf dem Dach vom Hotel Zoe am Hackeschen Markt. Zur Foto-Galerie
Seit zwei Jahren spielt Roman Lob die zentrale Figur in der erfolgreichsten Show des Friedrichstadt-Palastes aller Zeiten. Dafür wechselte er von der Konzert- auf die Theaterbühne, von Köln nach Berlin. Wir quatschen mit ihm über das Leben auf dem Dorf, den Eurovision Song Contest und die Backstreet Boys.

Seit er beim Eurovision Song Contest 2012 den achten Platz belegt hat, macht Roman Lob beruflich Musik. Dass viele den Künstler gar nicht mehr auf dem Schirm haben, sagt er selbst: „Wenn du im Fernsehen oder Radio läufst, dann bist du halt präsenter. Ich habe mich einfach auf Live-Shows spezialisiert, war jetzt zwei Jahre im Friedrichstadt-Palast und bin seitdem sehr happy.“ Sein neues Album liegt schon fix und fertig in der Schublade und wartet darauf, gehört zu werden. Kein Grund zur Aufregung für Roman: „Ich hab kein Album geschrieben, auf dem die klassischen Hits drauf sind“, sagt er. „Man weiß ja, wie es ist. Und wenn man zwei Jahre aus der Szene raus war, ist es schwer wieder reinzukommen. Aber ich bin da ganz entspannt.“

Ganz entspannt ist Roman überhaupt. Dass er seit sechs Jahren permanent unterwegs ist, zuletzt bis zu sechs Mal in der Woche 2,5 Stunden lang in der Show The One aufgetreten ist, dass er ganz nebenbei sein neues Album fertig gemacht hat und sich auch noch täglich im Fitnessstudio sehen lässt – geschenkt. Wir schlendern gemeinsam mit Heidi, Romans Hund, durch die Gegend, als würden wir den Mann aus Köln im Urlaub besuchen.

Roman Lob und eine blonde Journalistin laufen an einer mit Graffiti besprühten Wand entlang.

Rund um den Hackeschen Markt ist Roman oft unterwegs. Oft sitzt er am Wasser am Monbijoupark oder läuft durch diese Unterführung in Richtung Hackescher Markt.

Romans Rheinländische Fröhlichkeit ist es wahrscheinlich, die ihn allen Stress vergessen lässt. Irgendwie hält es der gelernte Industriemechaniker mit allem sehr bodenständig: Früh aufstehen, um einen Tisch im beliebten Frühstückscafé Anna Blume in Prenzlauer Berg zu kriegen? Da isst er lieber zuhause. Anstehen für den Club? „Ich würde mich nie stundenlang anstellen. Da wäre mir die Zeit viel zu schade“. Nach den Shows gibt es Bier am Späti – am, liebsten Kölsch. Und bei der Frage nach seinen liebsten Restaurants sind neben dem Asiaten Monsieur Vong ganz vorne mit dabei: „kleine Stände mit Falafel und so. Grad schön auf die Hand, das ist so mein Ding.“ Genauso wie der scharfe Wicked Beef Burrito bei Dolores.

Du denkst, du bist King Kotelette, oder was?

Kein Wunder, dass Roman nichts für junge Künstler übrig hat, die sich extrem feiern lassen: „Da denkst du dir: Komm mal runter! Du hast gerade mal ein Jahr überstanden und denkst hier, du bist der King Kotelette. Überleg doch einfach mal, wo du herkommst und nutze die Chance, die du hast.“ Und Roman selbst? Hat spätestens während des Jetset-Lebens rund um den Eurovision Song Contest mitbekommen, dass es als Künstler manchmal schwer ist, am Boden zu bleiben. Er hat darum seine Freunde und Familie gebeten, ihm zu sagen, wenn er sich verändert. Und von seinen Eltern schon früh gelernt, dass es wichtiger ist, man selbst zu sein, als sich wie der König der Welt aufzuführen. Die haben ihm übrigens auch Piercings, Tattoos und Schnaps vor dem 18. Geburtstag verboten. „An das mit dem Schnaps habe ich mich natürlich nicht gehalten“, sagt Roman. Immerhin kommt er aus einem 500-Seelen-Dorf bei Köln. Da muss man sich irgendwie die Zeit zwischen dem Ende der Party in der Stadt und dem ersten Bummelzug nach Hause vertreiben.

Roman Lob steht mit einem Eisbecher vor der Theke der Eisdiele Kult-Eis in Berlin. Im Hintergrund bestellt eine Frau Eis.

Bei unserem Kiezspaziergang steigt die Temeperatur auf über 30 Grad. Da gibt es statt Kaffee ein Mango-Sorbet bei Kult-Eis in der Ackerstraße.

Mittlerweile trinkt Roman am liebsten Gin Tonic. „Ich bin da so ein kleiner Freak. Ich hab auch viele Gins zuhause und teste dann immer mit Gewürzen und was man da sonst so reinmachen kann. Seine Empfehlung: Gin Sul aus Hamburg mit Tonic von Fever-Tree oder Thomas Henry, ganz klassisch mit Zitrone und viel Eis. Weil Roman auch am Wochenende fit für die Shows im Palast sein muss, trifft man ihn auch eher in einer Bar als in Berliner Clubs.  Zum Beispiel im kleinen Botanical Affairs auf der Torstraße oder in der G&T Bar am Hackeschen Markt. Im Sommer gönnt er sich die Drinks dort auf der Dachterrasse vom Zoe Hotel nebenan. Vor einer Show darf es dagegen gern Espresso in der Röststätte sein, die auf dem Weg zwischen Romans Wohnung in Prenzlberg und dem Friedrichstadt-Palast liegt. Ein anderes Lieblings-Café: das East and Eden für Cappuccino und einen der leckeren Muffins.

Roman Lob sitzt vor dem Café Röststätte in MItte. Vor ihm sitzt deine Deutsche Kurzhaar Jagdhündin Heidi. Sie hat einen braunen Kop und braun-weiß geflecktes, kurzes Fell.

Auf dem Weg zur Arbeit trinkt Roman oft noch einen Kaffee in der Röststätte. Am liebsten draußen vor der Tür.

Berlin ist viel schöner als Köln

Du könntest den 28-Jährigen aber auch im Volkspark Friedrichshain oder auf einem Waldspaziergang treffen. Im Tegeler Forst oder am Wannsee ist er mit seinem Deutschen Kurzhaar Heidi oft unterwegs. Im brandenburgischen Zossen geht er mit ihr zur Jagdschule. „Das ist noch ländlicher als bei uns!“, sagt er und meint damit sein Heimatdorf. Aber im besten Sinne: „Zossen ist echt nice. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, ein kleines Häuschen in der Gegend zu haben.“ Kein Wunder: „Ich bin wirklich so ein Typ vom Land. Also ich liebe die Stadt auch. Aber ich finde es geil hinzufahren und dann kannst du wieder zurück.“ Und das macht er jetzt auch. Direkt nach dem Ende von The One am 5. Juli zieht Roman mit Heidi und seiner Frau und Jugendliebe Alina wieder in ein Dorf bei Köln.

Und Berlin? Ist nicht aus der Welt. Weil es ohnehin die Hauptstadt der Musik ist, ist Roman beruflich oft hier. Trotzdem: „Am Anfang war es echt schwierig, in Berlin zu leben. Die Rheinländer sind ganz anders als die Berliner. Irgendwie leichter. Mittlerweile habe ich mich aber an das Raue in der Stadt gewöhnt.“ Die Hauptstadt mit all ihren schönen Ecken hinter sich zu lassen, macht ihn jetzt sogar traurig. Gerade ist Roman besonders verliebt: „Im Sommer ist Berlin eine der besten Städte, die du haben kannst. Barcelona ist auch cool und so. Aber hier siehst du extrem viel Kunst und Straßenmusiker.“

Auf 90er Partys ist keiner so textsicher

Wie passt es aber ins Bild, dass Roman vor allem in Mitte abhängt – so als Dorfi? Dass wir nicht durch den ruhigen Kollwitzkiez spazieren, um die Ecke seiner Wohnung? „Meine Frau fragt mich das auch immer. Aber das ist alles so mega ruhig. Da schläft immer alles“, sprach der Mann der Widersprüche. Was auf den ersten Blick auch nicht recht zusammenpasst, sind Romans Schmuse-Pop und seine Tattoos und Piercings. Die Tatsache, dass er mit der Klavierausbildung aufgehört hat, um sich auf Schlagzeug und den Gesang zu konzentrieren, in Metal- und Alternative-Bands unterwegs zu sein und dann 2007 bei Deutschland sucht den Superstar zu landen, mag einige verwirren. Die Erklärung: „Ich bin musikalisch extrem breit aufgestellt. Ich war immer der musikalische Außenseiter in der Band. Ich habe in den 2000ern Schnulzen gehört und war ein extremer Backstreet Boys-Fan. Aber auch den ganzen Trash wie die Vengaboys und so. Ich sage euch, auf 90er Partys ist keiner so textsicher wie ich!“

Roman Lobs bunt tätowierte Waden. Links: ein Adler ringt mit einer Schlange. Rechts: ein Schloss, eine Sanduhr, ein Schlüssel und Ranken sind schon verblasst.

Tattoo-Sucht: Romans Jugendsünde (Notenschlüssel,Sterne und Würfel) wurde gerade beim Tätowierhaus Karlemann mit Adler und Schlange überstochen. Auch auf der Brust ist Roman tätowiert.


Seine Teilnahme bei Deutschland sucht den Superstar 2007 haben trotzdem nicht mal die besten Kumpels erwartet.
Er erklärt: „Mein Ziel war immer, Musiker zu werden. Ich wollte alles dafür geben und damals waren Casting-Shows die Möglichkeit, schnellstmöglich zu diesem Ziel zu kommen.“ Aus der Show ist Roman mit einer Kehlkopf-Entzündung ausgestiegen und hat erst einmal seine Lehre gemacht. Das nächste Live-Casting brachte ihn dann zum Eurovision Song Contest und in die Arme des Fanta4-Mitgliedes Thomas D, der nun schon das zweite Album mit Roman geschrieben und produziert hat.

Was wir noch nicht über den ESC wussten: Hier bewegen sich alle Teilnehmer zehn Tage lang im sogenannten Eurovision Village neben der Hauptbühne. Dort gehen sie auf Partys, stellen ihren Song vor und lernen einander kennen. „Ich war danach fix und fertig. Aber es hat mega Spaß gemacht. Ich kann verstehen, dass viele Leute als Zuschauer hinreisen. Das ist einfach ein cooles Event.“ Selbst teilnehmen würde Roman aber nicht noch einmal. „Ich habe das Gefühl die Leute konzentrieren sich gar nicht mehr auf die Musik, sondern nur noch auf Pyro und Tänzer.“

Und letztendlich verdankt Roman dieser Zeit wohl auch sein Engagement für die bisher erfolgreichste Revue im Friedrichstadt-Palast, die mittlerweile rund 800.000 Leute besucht haben; und das obwohl er vor seiner Verpflichtung dort weder schauspielern noch tanzen konnte – außer der Choreografien der Backstreet Boys, scherzt er.

Roman Lob sitzt auf mit blauem Samt bezogenen Holzstühlen auf den Rängen vom Friedrichstadt-Palast

Den Blick von den Rängen des Friedrichstadt-Palastes auf die Bühne kennt Roman sonst nicht: Er hat sich noch nie selbst in der Erfolgs-Revue "The One" gesehen. Die nächste Show möchte er unbedingt sehen und fängt schon jetzt an, den Palast und sein tolles Team zu vermissen.

Nach zwei tollen Jahren im Palast mit über 450 Shows freut er sich nun darauf, endlich wieder eigene Gigs zu spielen und es ein bisschen ruhiger angehen zu lassen. Der erste Abschied von Berlin währt nur kurz, denn im August ist er schon wieder hier und nimmt eine Akustik-Platte zum neuen Album auf. Und dann? „Et kütt wie et kütt“, sagt der Kölner.

Noch bis zum 5. Juli steht Roman Lob in der Show „The One“ im Schottenrock und mit Lederjacke auf der Bühne. Alle Infos und Tickets bekommst du auf der Webseite vom Friedrichstadt-Palast.

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