Rübezahl, Zenner, Nikolskoe, Moorlake, Pfaueninsel, Neu Helgoland, Riviera, Fischerhütte. Was für Namen! Klingt nach Mittelgebirge, Mittelerde und Mittelmeer, ist aber Teil von Good old Berlin, der grünsten Hauptstadt Europas.
Einige historische Gaststätten sind verfallen, sollen aber – mehr oder weniger bald – wieder Schauplatz Berliner Freizeitvergnügens sein. Jüngstes Beispiel: das Eierhäuschen an der Spree, das der Senat mit 10 Millionen Euro vor dem endgültigen Verfall retten will. Wo wird außerdem gewerkelt – und wo gibt es nur Streit? Ein Überblick.
WANNSEE-TERRASSEN (Wannsee)
Einige Gaststätten sind im Laufe der Jahre einmal oder mehrfach abgebrannt. Die Wannsee-Terrassen erwischte es zuletzt vor 13 Jahren. Der Mall of Berlin-Investor Harald G. Huth baut die Terrassen neu auf, im „englischen Landhausstil“ – und ein Ende der Arbeiten ist absehbar. Rechtzeitig zur Freiluftsaison soll ein neues Restaurant im gehobenen Gourmetbereich eröffnen. Die Terrassen waren 1947 schon einmal abgebrannt. Die Wirtshäuser Moorlake und Nikolskoe an der Havel haben dagegen die Zeitläufte unbeschadet überstanden.
MÜGGELTURM UND RÜBEZAHL (Köpenick)
Der Fachwerkpalast Rübezahl am Müggelseeufer wurde in den 70ern abgerissen, heute steht dort ein kleines Feriendorf mit architektonisch unscheinbarem Restaurant, aber einer überdachten Eisbahn. Unklar ist noch, wie das neue Restaurant am Müggelturm aussehen wird.
EIERHÄUSCHEN AN DER SPREE (Plänterwald)
Beinahe schon vergessen ist das Eierhäuschen am wilden Plänterwald, ein Märchenzauber-Hexenhaus mit Blick auf den Oberlauf der Berliner Spree. Die Fenster sind zugenagelt, die Remisen eingestürzt, doch die architektonischen Preziosen immer noch präsent: ein geschnitzter Giebelschmuck, glasierte Ziegelreihen, Fachwerk und Malerei. Mit zehn Millionen Euro aus den Haushaltsüberschüssen Berlins soll das denkmalgeschützte Haus nun restauriert und wachgeküsst werden. Es ist die letzte Chance, es zu retten.
Bis Ende der 60er Jahre war das Eierhäuschen ein beliebtes Ausflugsziel der Ost-Berliner. Der Vorgängerbau, eine Schifferkneipe, hatte schon Fontane inspiriert. Dann versiegte das Treiben, weil nebenan der moderne „Kulturpark Plänterwald“ eröffnete, der einzige Vergnügungspark der DDR, heute besser bekannt als Spreepark-Ruine. Schausteller Norbert Witte kaufte das Haus 1991 zusammen mit dem Vergnügungspark. Zum Vertrag gehörte die Verpflichtung, das Eierhäuschen zu sanieren und wieder in Betrieb zu nehmen, doch dazu kam es nicht mehr. Norbert Witte ging 2001 pleite.
Problematisch wird sein, ein saniertes Eierhäuschen an den Verkehr zu Land und zu Wasser anzuschließen. „Ohne Parkplätze kommt man nicht aus“, sagt Treptow-Köpenicks Baustadtrat Rainer Hölmer. Der Dammweg könnte vielleicht verlängert werden; rechtlich schwierig so mitten im geschützten Waldgebiet. Schon zu Wittes Zeiten gab es Streit um die Zahl der Besucherparkplätze.
ZENNER UND INSEL DER JUGEND (Treptow)
Die Ausflugsgaststätten an Wannsee, Müggelsee, Havel und Spree leben vor allem vom Nachruhm ihrer einstigen Landhauspracht. Der Zenner im Treptower Park ist ein Nachkriegsbau, nach Plänen von Hermann Henselmann errichtet. Hier stand einst das 1822 erbaute noble „Magistrats-Kaffeehaus“.
Der Zenner versucht, mit Tanzveranstaltungen und einem Burger-King-Restaurant über die Runden zu kommen. Zwei Nebengebäude sind inzwischen zu Ruinen verkommen. Auffällig ist besonders der schmale Turm mit gläserner Galerie, angeblich als Schornsteintarnung errichtet. Auch die benachbarte Insel der Jugend hat eine Ausflugswirtschaft mit Kanuverleih, Kulturevents, gelegentlichen Strandpartys und Firmenfeiern. Das Konzept ist aufgegangen. Birte Schubert freut sich über jede zusätzliche Belebung der Ausflugszone Plänterwald/Treptower Park, also auch über das Eierhäuschen.
RIVIERA AN DER DAHME (Grünau)