Berlins Baudenkmäler stehen bei Investoren hoch im Kurs – trotz der Kosten, die eine Sanierung der alten Gemäuer verursacht. Am Montag berichtete der Tagesspiegel über das ehemalige Kinderkrankenhaus in Weißensee, der denkmalgeschützte Gebäudekomplex wurde über Jahre dem Verfall preisgegeben. Doch Weißensee ist nicht der einzige Bezirk, in dem so etwas passiert.
Rund 900 Wohnungen sollen entstehen
Der Krankenhauskonzern Vivantes verkaufte das Grundstück 2007 an die Harvard Investments SA mit Sitz in Luxemburg; in Berlin lässt sie sich durch die Comer Immobilienmanagement GmbH vertreten. Weil die Gebäude nicht mehr als Krankenhaus gebraucht wurden, gab die Stadtentwicklungsverwaltung das Areal 2008 zur „Entwicklung von attraktivem Wohnen“ frei, dabei seien „die Belange des Denkmalschutzes besonders zu berücksichtigen“. Seitdem passierte nichts – jedenfalls in baulicher Hinsicht. Die Klinik beschäftigt statt Architektenbüros und Abrissunternehmern vor allem Anwohner, Lokalpolitiker und Polizei.
Ab 2009 siedelten sich Obdachlose auf dem Gelände an, Altmetalldiebe rissen Rohre und Kabel aus den Gebäuden. Es gab Stromdiebstähle, illegale Parties wurden veranstaltet, und einmal wurde ein Feuer gelegt, dem der Dachstuhl eines der Baudenkmäler zum Opfer fiel. Als sich die Beschwerden – insbesondere aus einem nahe der Klinik gelegenen Seniorenwohnheim – häuften, drängte die Polizei auf die Sicherung des Geländes. Aber die ungebetenen Gäste ließen sich von ausgebesserten Zäunen und gelegentlichen Streifen eines Sicherheitsunternehmens nicht lange irritieren. Das Gelände ist wegen seiner schieren Größe kaum zu sichern.
Nach Auskunft des Neuköllner Stadtrates für Stadtentwicklung Thomas Blesing (SPD) will der Investor in naher Zukunft mit der Entwicklung des Geländes beginnen. Mit dem Abriss der nicht denkmalgeschützten Gebäude wurde laut Investor bereits vor zwei Wochen begonnen, zunächst sollen die Gebäude von Müll und Schutt befreit werden. Ab Mitte 2014 sollen dann rund 900 Wohnungen für eine Investitionssumme von insgesamt 60 Millionen Euro entstehen.