Kiezrundgang durch Malchow

Strommasten, Naturschutz und Berufsverkehr

Ortseingang von Malchow in der Dämmerung. Der Strommast im Hintergrund ist nicht der einzige in der Umgebung.
Ortseingang von Malchow in der Dämmerung. Der Strommast im Hintergrund ist nicht der einzige in der Umgebung.
Malchow hält einen Rekord: Seit der Bezirksreform 2001 ist der Ortsteil der von der Einwohnerzahl her kleinste Berlins und besteht im Wesentlichen aus einer Dorfstraße, Kleingärten, einem Naturschutzgebiet und mehreren Gewässern. Doch Stadtrandidylle gibt es nur abseits der bebauten Fläche, wie QIEZ bei einem Rundgang feststellte.

Dienstagnachmittag: Eine Blechlawine schiebt sich durch die Dorfstraße von Malchow, die man als Fußgänger abseits der Ampeln nur mit viel Geduld überqueren kann. Es ist kein wirklicher Stau, aber ein unablässiger, zäher Strom von Autos. Das Pech der Anwohner: Sie leben an der B2, einer wichtigen Ausfallstraße, die gleichzeitig Zubringer zum Berliner Ring ist. Dabei hört sich die Statistik erst mal nach dörflicher Idylle an: Weniger als 500 Menschen wohnen in Malchow. Mehrere Siedlungen, die seit Ende der 1920er Jahre entstanden waren, gehören inzwischen zu anderen Stadtteilen. Das Leben spielt sich an der Dorfstraße ab, der abzweigende Wartenberger Weg ist kaum bebaut.

Wer die Metrolinie M4 bis zur Endhaltestelle Zingster Straße nimmt, erreicht in wenigen Minuten den Malchower See auf dem Gebiet von Berlins kleinstem Ortsteil. In dem Gewässer wurden früher Fische gezüchtet; für Angler kann der Besuch nach wie vor lohnend sein. QIEZ begegnet auf seinem Spaziergang durchs Grüne nur wenigen Menschen: einem Rentnerpaar, einer Dame mit Hund und zwei klischeegetreuen Skinheads mit Kampfhund und weiblicher Begleitung. Alles in allem ist die Gegend also ideal für etwas Ruhe und Naherholung.

 

Ein paar Vögel sind noch da

Nördlich des Sees und des Wartenberger Wegs schließt sich das Naturschutzgebiet Malchower Aue an. Die feuchten, leicht sumpfigen Wiesen, das Schilf und kleine Wäldchen bieten Vögeln gute Brut- und Rastplätze. Und tatsächlich: Aus einem der durch Torfabbau entstandenen kleinen Teiche erhebt sich auch an diesem Novembernachmittag ein Vogel mit großen Schwingen, den wir zu einer anderen Jahreszeit für einen Storch gehalten hätte. Zwischen dem Torfstich und dem kleinen Dorf liegt wie fast überall am Berliner Stadtrand eine Kleingartenanlage.

Auf der Dorfstraße präsentieren sich dem Besucher einige sehenswerte Häuser aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Viele der Gebäude stehen unter Denkmalschutz, darunter auch einige Scheunen in Backsteinoptik. Von der mittelalterlichen Kirche ist nach dem Zweiten Weltkrieg leider nicht viel übrig geblieben, das neue Gotteshaus ist vergleichsweise unspektakulär. Dafür hat Malchow alles, was ein kleines Dorf braucht: Bäcker, Fleischer, Wirtshaus und Bushaltestellen.

Gleich zwei Institutionen des Ortsteils dienen dem Naturschutz: Bereits Grundschüler kommen auf dem Grünen Campus Malchow am Dorfrand mit Tieren und Pflanzen in Kontakt – angegliedert ist der Kinderbauernhof „Knirpsenfarm„. Und auch in der Naturschutzstation in der Dorfstraße 35 wird Umweltbildung mit praktischen Tätigkeiten verknüpft. Nur schade, dass die Malchower sich nicht nur mit dem Autostrom durch ihren Ort arrangieren müssen, sondern auch in der Einflugschneise von Berlin-Tegel leben. Dazu kommen noch eine Menge Strommasten in der Umgebung – Malchow, ein Idyll mit Schönheitsfehlern.

Grüner Campus Malchow - Knirpsenfarm, Malchower Chaussee 2, 13051 Berlin

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