Die Spandauer Vorstadt mit dem Scheunenviertel befindet sich im Areal zwischen Oranienburger Straße und Torstraße und lässt sich zusammenfassen in: Gäste, Geschichte, Gemütlichkeit und Geld. Früher oder später zieht es alle Touris hier hin, schließlich gibt es zahlreiche historische Bauwerke und Sehenswürdigkeiten. Vor allem vor dem (aufgrund des geplanten Abrisses schon geschlossenen) Kunsthaus Tacheles werden die Kameras gern gezückt, um die vielen unterschiedlichen Details der mit Street Art und Graffiti dekorierten Fassade mit nach Hause zu nehmen.
Hier in der Oranienburger Straße ist Tag und Nacht Verkehr: Autos, Straßenbahnen und Menschengruppen. Stadtführungen und Klassenausflüge steuern die Straße an sich und die Neue Synagoge im Besonderen als Pflichtprogramm an, Menschen gehen in die Mittagspause oder setzen sich gemütlich in ihr Lieblingscafé. Nachts werden die Gäste verschiedener Hostels, die sich rundherum befinden, aber auch eingelebte Berliner und Berlinerinnen in die aneinandergereihten Cocktail-Bars und Kneipen in die Oranienburger gelockt.
Wer vom Tacheles aus die gesamte Straße abläuft, findet sich irgendwann am Hackeschen Markt wieder und kann dort den ältesten S-Bahnhof Berlins besichtigen. Von Johannes Vollmer entworfen, wurde er 1882 fertiggestellt und ist vielleicht sogar der schönste Bahnhof der Hauptstadt.
Ort für jüdische Kultur
Als früheres Jüdisches Viertel Berlins finden sich hier viele mit dem Holocaust zusammenhängende Gedenkorte. Über einen anderen Hof an der Rosenthaler gelangt man beispielsweise zum Anne-Frank-Zentrum und direkt gegenüber in das Museum zur ehemaligen Blindenwerkstatt Otto Weidt.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen viele Juden und Jüdinnen nach Berlin und ließen sich in unmittelbarer Nähe zur Neuen Synagoge im Scheunenviertel, seit der Industrialisierung ein armutsgeprägtes Gebiet, nieder und schufen eine vielfältige jüdisch geprägte Kultur. Heute gibt es hier wieder einige Geschäfte für koschere Lebensmittel, jüdische Kultureinrichtungen und nicht zuletzt das jüdische Gymnasium.
Von Armutsquartier kann heute im Scheunenviertel und in der Spandauer Vorstadt keine Rede mehr sein. Das Gebiet ist eindeutig als „gute Wohnlage“ klassifiziert und die Mietpreise möchte man sich wohl kaum vorstellen. In den ruhigen Seitenstraßen und Gassen wechseln sich edle Galerien, Mode- und Schmuck-Boutiquen ab und beim Spazierengehen kreuzt man die Wege der gut gekleideten Kundschaft.
Ein Tanzpalast mit 100-jähriger Tradition
Nicht nur für solch geschichtsträchtige Orte lohnt sich ein Rundgang durch die Spandauer Vorstadt und das Scheunenviertel. Hier gibt es außerdem ausgefallene und einzigartige Fachgeschäfte, etwa mit Regalen voller hochwertiger Schokoladenkreationen, Original Erzgebirgskunst, einem Fachhandel für Whisky und Cigars oder über dem Feuer gekochten original Berliner Bonbons. Für Fans ein Muss ist natürlich das Ramones-Museum.
Kein Wunder, dass hier so viele begeisterte Touristen spazieren gehen.
„Bisher habe ich im Scheunenviertel und in der Spandauer Vorstadt meist gezielt Orte angepeilt oder bin ohne weitere Beachtung durchgelaufen. Nach diesem Rundgang habe ich das Viertel neu kennen und schätzen gelernt und war erstaunt von all den Höfen, die ich noch nicht kannte. Besonders die Bonbonmacherei hätte ich nie gefunden, wäre ich nicht mit viel Zeit auch durch die Heckmann Höfe geschlendert.“