Herzstück von Dahlem-Dorf ist das zum Landgut mit Museum umgebaute ehemalige Rittergut, von dem heute noch das Herrenhaus von 1560 (übrigens der älteste Profanbau Berlins!), Hofbrunnen und Eiskeller von 1709 sowie der Pferdestall und die Stellmacherei aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten sind. Die Gebäude und die angeschlossene Landwirtschaft mit Viehwirtschaft und Ackerbau zum Anfassen legen bis heute Zeugnis ab von der landwirtschaftlichen Vergangenheit des Dorfes, das bis Ende des 19. Jahrhunderts lediglich über ein Wegenetz locker an die Gemeinden Steglitz und Zehlendorf angebunden war.
Ein Dorf als Campus
Vor allem in den ersten Semesterwochen, wenn motivierte „Erstis“ und Langzeitstudenten gleichermaßen den historischen U-Bahnhof von 1912 füllen und sich von dort aus auf die umliegenden Fakultäten, Institute und Uni-Einrichtungen verteilen, ist Dahlem-Dorf zuallererst so etwas wie ein einziger großer Campus. An den Wochenenden jedoch, an denen die Domäne zu ihren beliebten Ernte- und anderen saisonalen Festen und Märkten einlädt, gehört der Kiez Familien, die aus der ganzen Stadt nach Dahlem-Dorf pilgern. Schließlich ist die Domäne deutschlandweit der einzige echte Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss. Hier kann man Traktor fahren, Erdbeeren pflücken, Kühe melken oder im Hofladen Bio-Produkte kaufen.
Dass die Domäne mit ihren weitläufigen Acker- und Weideflächen heute noch existiert, ist übrigens einer überparteilichen Bürgerbewegung zu verdanken, die in den 70er Jahren eine Bebauung weiter Teile des Areals verhinderte. Sie sollten an die Universität abgetreten werden; auch vom Bau eines Autobahnzubringers war damals die Rede. So oder so wäre der Charme Dahlem-Dorfs wohl zerstört worden, hätten sich die Bewohner und Freunde des Kiezes nicht für den Erhalt der Domäne stark gemacht. Aus dem Protest ist auch das Projekt Freunde der Domäne Dahlem hervorgegangen, die noch heute das Geschehen auf dem Landgut prägt.
Und je länger man schlendert, desto mehr verfestigt sich der Eindruck: In Dahlem-Dorf lässt es sich tatsächlich ziemlich gut leben. Wer hier eine Bleibe gefunden hat, kann sich glücklich schätzen. Für alle anderen heißt es: Zurück in den Berliner Trubel und den nächsten Ausflug in den Südwesten unbedingt schon mal einplanen.