Die Asbestsanierung des Steglitzer Kreisels verzögert sich beträchtlich – und damit der Umbau zu einem schicken Wohnhochhaus. Eigentlich sollten die Schadstoffe in dem 118 Meter hohen Gebäude am südlichen Ende der Schloßstraße bis Januar 2015 beseitigt sein. Aber jetzt musste aus vergaberechtlichen Gründen die Sanierung der Obergeschosse neu ausgeschrieben werden. Die Arbeiten werden wohl bis April 2016 dauern.
Die CG-Gruppe, eine europaweit agierende Immobilien-Holding, muss deshalb ihre Pläne neu sortieren. Das Unternehmen will nämlich 178 Millionen Euro investieren, um den Kreisel in einen „City Tower“ mit 182 Wohnungen des gehobenen Bedarfs zu verwandeln. Mit Loggien und Balkonen, Fußbodenheizung und italienischen Fliesen. Die Bauarbeiten sollten im März 2015 beginnen und im November 2017 beendet werden, um das Hochhaus dann schlüsselfertig und voll vermietet weiterzuverkaufen.
Ohne komplette Schadstoffsanierung wird der Kreisel nicht bewohnbar
Klar ist jedoch, dass der Kreisel ohne eine komplette Schadstoffsanierung nicht bewohnbar wird. Verantwortlich für die Asbestbeseitigung ist das Land Berlin. Noch vor einem Jahr hatte die Finanzverwaltung des Senats stolz mitgeteilt, dass sich die Kosten der Asbestbeseitigung dank der EU-weiten Ausschreibung und eines „durchdachten Sanierungskonzepts“ von 31 auf 20 Millionen Euro senken ließen. Allerdings wusste die Finanzbehörde damals schon, dass es Probleme geben könnte, weil sich ein unterlegener Bewerber bereits im Januar 2013 bei der Vergabekammer des Landes Berlins beschwert hatte.
Die Planung verzögert sich um fast eineinhalb Jahre
Die zuständige Abteilung der Vergabekammer ließ den Fall jedoch untätig liegen, weil sie seit Frühjahr 2013 über kein Personal verfügte. Der Beschwerdeführer, die Firma H., zog daraufhin vor das Kammergericht. In einem Beschluss vom 20. Februar 2014 rügten die Richter, dass die Vergabekammer „die Aufnahme ihrer Amtstätigkeit in durchaus rechtsstaatswidriger Weise verweigert hat“. Außerdem hob das Gericht die Vergabe der Sanierungsarbeiten durch die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die für den Kreisel als öffentliches Gebäude zuständig ist, teilweise auf.
Nach der Neuvergabe der Sanierung in den Obergeschossen des Kreisels sollen die Arbeiten im September beginnen und im April 2016 abgeschlossen sein. Dadurch verzögert sich die Planung um fast eineinhalb Jahre. Bisher sind nur die Sockelgeschosse des Hochhauses bis zur dritten Etage und das Treppenhaus saniert. In den Obergeschossen müssen noch 1500 Tonnen gesundheitsgefährdende Materialien und 1400 Tonnen normaler Bauschutt herausgeklopft werden. Die veranschlagten Gesamtkosten für die Asbestbeseitigung von 20 Millionen Euro seien „noch aktuell“, sagte Cwejn.
Hintergrund:
Mit dem Bau des Steglitzer Kreisels nach den Plänen der Architektin Sigrid Kressmann-Zschach wurde 1968 begonnen. Wenig später geriet das Projekt wegen explodierender Baukosten in die Schlagzeilen, der Bauträger ging pleite und im Zuge der Affäre trat der damalige Finanzsenator Heinz Striek (SPD) zurück. Das Hochhaus, das seit Fertigstellung 1980 dem Land Berlin und dem Immobilienkonzern Becker & Kries gehört, beherbergte bis 2007 das Bezirksamt Steglitz- Zehlendorf. Wegen der Asbestbelastung zog die Behörde aus, seitdem steht der Kreisel leer und wird jetzt erst saniert.