Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Andreas Guenther: Der TV-Ermittler im Savignykiez

Andreas Guenther ist im Bodensee-Raum aufgewachsen, wohnt seit 2000 in Berlin und ermittelt als TV-Kommissar in Rostock.
Andreas Guenther ist im Bodensee-Raum aufgewachsen, wohnt seit 2000 in Berlin und ermittelt als TV-Kommissar in Rostock.
In der ARD-Krimiserie "Polizeiruf 110" verkörpert er den ungestümen Kommissar Pöschel und auch im neuen RTL-Film über Götz von Berlichingen ist er reitend und kämpfend zu sehen: Andreas Guenther mag es physisch. Privat hat sich der Schauspieler gegen einen Umzug nach Mitte und für das ruhige Charlottenburg entschieden.

Am Samstagmittag sitzt Andreas Guenther gut gelaunt vor einem Cappuccino im Pascarella, seinem Stamm-Italiener in der Schlüterstraße. Der 41-jährige Schauspieler wohnt in der Nähe, hier ist sein Kiez und den weiß er zu schätzen. Vor ein paar Jahren liebäugelte er mit Mitte, nicht zuletzt wegen der Bars, doch die kann er schließlich auch ohne Umzug erreichen. Guenther entschied sich, im ruhigeren Savignykiez zu bleiben. „Ich mag es, wenn man irgendwohin kommt, wo man nicht aufgesetzt sein muss“, sagt er mit Blick auf das Pascarella – aber der Satz könnte gut seine allgemeine Einstellung zu Arbeit und Leben wiedergeben.

Die Figur Anton Pöschel hat eine Vergangenheit beim Stuttgarter SEK und darf auch im Nordosten öfter mal die actionhaltigen Parts übernehmen. Auf seine Impulsivität und Physis sollte man den TV-Kommissar jedoch nicht reduzieren. Komplexe Figuren und überraschende Skripts sind in der Krimi-Landschaft unterdessen nicht mehr überall an der Tagesordnung. Dieser Diagnose stimmt auch Guenther zu: „Mir persönlich ist diese Krimi-Dichte, die mittlerweile im deutschen Fernsehen zu finden ist, zu hoch.“ Lieber würde er mehr hier produzierte Thriller der härteren Art sehen – oder auch mal einen richtigen Liebesfilm, der es schafft, keine Schmonzette zu sein.

Andreas Guenther selbst schlüpft gerne in kernige, physische Rollen. So machte ihm auch die martialische Männlichkeit des in Tschechien gedrehten RTL-Films „Götz von Berlichingen“ großen Spaß. Darin spielt er den Kriegsgefährten des von Henning Baum dargestellten Titelhelden. Für die Rolle musste er unter anderem Reiten und Schwertkampf trainieren. Beim Umgang mit Schwertern müsse man trotz deren Entschärfung sehr genau arbeiten: „Wenn du nur minimal abweichst, kann es eine schwere Verletzung geben.“

Von den Strapazen des Berufslebens erholt sich Guenther in Berlin. Seit 2000 lebt er mittlerweile in Charlottenburg – zuerst in einer echten ‚Schauspielerwohnung‘ am Stuttgarter Platz, die vor ihm Benno Fürmann und davor Jürgen Vogel bewohnten. Damals sei das Rotlichtmilieu dort noch deutlich ausgeprägter gewesen. Guenther findet solche Brüche in der Gesellschaft spannend. „Ich bin aber nicht deshalb dort hingezogen“, sagt er und lacht. Inzwischen wohnt der Schauspieler in der Gegend um den Savignyplatz.

Italienisches Essen und angesagte Mitte-Bars

Mit dem Bekenntnis „Ich liebe gutes Essen“ zählt er uns einige seiner gastronomischen Favoriten im Kiez auf. Im schon erwähnten Pascarella empfiehlt er die großen Pizzen aus dem Steinofen, die Penne nach Art des Hauses sowie gegrillten Fisch. Guenther schätzt aber auch Qualität und Ambiente bei einem anderen Italiener, La Cantina in der Bleibtreustraße, sowie das moderne asiatische Restaurant Nu in der Schlüterstraße. Sein Tipp fürs Wochenende: „Das Café Savigny ist schön, um sonntags mal gemütlich zu frühstücken und Zeitung zu lesen.“ Lang ausgehen kann man jedoch eher in Mitte, findet Guenther. Dort gehören die Bar Tausend, das King Size, Kitty Cheng und Bravo Bar zu seinen Favoriten.

Diskussionswürdig findet er den Service in Berlin: „Letztens hat mich ein Taxifahrer rausgeschmissen, weil ich telefoniert habe“, so der Schauspieler. Nicht dass solche Erlebnisse etwas an seiner hohen Meinung von der Hauptstadt ändern würden: „Berlin ist die aufregendste Stadt Deutschlands. Positiv finde ich, dass hier jeder sein kann, wer er ist und was er will.“ Doch auch für die negativen Aspekte hat Guenther ein Auge: Senioren, die Flaschen sammeln müssen, oder „die Brutalität, mit der mit Menschen umgegangen wird“. Ihn erschreckt, „dass aus einem Blick eine Messerstecherei werden kann“. Ein Phänomen dieser Stadt sind solche Geschehnisse für ihn nicht: „Wenn ich durch Berlin laufe, habe ich das Gefühl, ich weiß, wie es Deutschland geht“, so Guenther.

Und wenn ihm die Hauptstadt doch mal zu viel wird? Dann zieht es ihn entweder an den Bodensee, wo er aufgewachsen ist, oder zum Golfspielen nach Brandenburg. Auf den Plätzen in Prenden und der Stolper Heide findet er An- und Entspannung zugleich – ganz ohne Schwerter und Pistolen.

„Götz von Berlichingen“ mit u.a. Andreas Guenther, Henning Baum, Natalia Wörner und Dennenesch Zoudé ist am Donnerstag, 4. Dezember um 20.15 Uhr bei RTL zu sehen. Wiederholungen am 5. und 14.12.

Pascarella, Schlüterstr. 69, 10625 Berlin

Telefon 030 32764641

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