Wir treffen uns im Bistro Veganz – eigentlich ein Vegan-Supermarkt, der erst vor rund eineinhalb Jahren eröffnet hat, mit angeschlossener Bäckerei und zwei Tischen. Steffen Groth hat den Termin gleich mit einem Einkauf verbunden, denn das Veganz ist sein persönliches Highlight im Kiez. Der Schauspieler schwärmt: „Ich gehe hier immer einkaufen. Hier gibt’s wirklich viele abgefahrene Sachen, z.B. vegane Currywurst, die zudem auch noch richtig lecker schmeckt. Bei den veganen nachgebauten King Prawns hört es dann für mich allerdings auf – das ist mir dann doch ein bisschen zu merkwürdig. Aber soweit ich weiß, ist das der erste vegane Supermarkt Europas. Ich finde es wirklich beeindruckend und mich begeistert, dass das Zeug hier wirklich ausnahmslos gut schmeckt und schön aussieht. Das hilft, den Begriff ‚vegan‘ aus dieser spaßfreien Muffelessensecke zu holen. Alleine die Torten hier können es meiner Meinung nach großenteils mit den besten Kuchen der Stadt aufnehmen.“
Der 38-Jährige lebt in einer knapp 100 Quadratmeter großen Altbauwohnung mit Balkon in Pankow an der Grenze zu Prenzlauer Berg. „Ich wohne da sehr gerne“, sagt er. „Aber ich liebäugele damit, an den Stadtrand rauszuziehen. Ich bin ein bisschen großstadtmüde und hab Lust, Zeit in der Natur zu verbringen. Zudem fänd ich’s schön, einfach die Tür aufmachen zu können und zu meinen Kindern zu sagen: ab in den Garten!“
Rund 15 Mal umgezogen
Am Stadtrand sein eigenes Haus bauen, auch das könnte sich der waschechte Berliner vorstellen. „Ich habe jedenfalls richtig Lust darauf, in der Erde zu graben und vielleicht ein bisschen Gemüse anzubauen“, meint er. Er sei sowieso schon viel zu oft umgezogen, rund 15 Mal, genau wisse er es so spontan gar nicht. Geboren wurde Groth in Grunewald, seine Eltern sind ebenfalls Berliner, seine Kindheit verbrachte er in Wannsee und Zehlendorf Mitte, die Jugend dann in Schlachtensee, mit 19 zog er aus und quasi kreuz und quer durch Berlin: Neukölln, Westend, Kreuzberg, Bötzowviertel („damals noch mit Einschusslöchern überall und ziemlich runter“), dann wieder in Kreuzberg in einer echten Junggesellen-Traumwohnung, anschließend in Prenzlauer Berg und nun seit immerhin zweieinhalb Jahren in Pankow.
Was er an seiner Gegend besonders schätzt, ist die Tatsache, dass es noch nicht zu überlaufen ist und er auch in 20 Minuten mit dem Rad in Mitte sein kann; wenn er zum Beispiel in sein Lieblingscafé Fleury gehen will. „Was mich hier im Prenzlauer Berg ein bisschen nervt, sind diese überambitionierten Medienfuzzis, die ihren Kindern auf dem Spielplatz Sachen zurufen wie ‚Jean-Baptiste, bitte, sei doch so lieb, ich hab dir doch gesagt, dass du die Katze nicht anzünden sollst, dass tut der doch weh, hm, mein Schatz…?!‘“, erklärt er schmunzelnd.
Für den gewachsensten Berliner Kiez, der sich nicht doll verändert habe, hält Groth die Oranienstraße. „Krasses Gegenteil dazu ist die Bergmannstraße. Würde man jemandem zeigen wollen, was Gentrifizierung ist, würde man mit ihm wahrscheinlich genau da hingehen“, meint er. „Grundsätzlich finde ich es schwierig, dass es in Berlin so krasse Trends gibt: ‚Mitte ist den einen Tag super und eine Woche später schon wieder so ultimativ Scheiße wie nirgendwo anders in Berlin. Am nächsten Tag geht das dann so mit Prenzlauer Berg, dann mit Kreuzkölln und so weiter ‘. Aber so sind die Leute nun mal. Vielleicht ist es auch eine deutsche Tendenz raufzuhauen, wenn man kann. Auf jeden Fall ist Berlin doch eigentlich die coolste Stadt der Welt!“ “ Er lächelt.