Ein beinahe frühlingshafter Tag mit blauem Himmel am Neuköllner Weigandufer. Im Café Zimt und Mehl gegenüber vom grünen Wildenbruchplatz geht es äußerst geschäftig zu, als sich Julia Becker zu QIEZ an einen der Tische vor der Türe setzt. Und selbst wenn man zum ersten Mal hier am Rande des Reuterkiezes wäre, könnte man an diesem Platz sofort nachempfinden, warum die Neuköllner Schauspielerin die Gegend so sehr mag. „Ich brauche die Stadt“, sagt die in Buckow nahe der Gropiusstadt aufgewachsene Becker. Sie ist froh und glücklich, jetzt zentraler in Neukölln zu wohnen, mit schönen Lokalitäten quasi auf der Türschwelle: „Früher mussten wir immer nach Kreuzberg oder Prenzlauer Berg fahren, das hat schon genervt“, sagt sie und bekennt: „Ich könnte mir keinen Grund vorstellen, hier wegzuziehen.“
Beckers aktuelle Schauspielrolle passt da ziemlich gut: Seit Anfang Januar verkörpert sie in der ARD-Vorabendserie „Hauptstadtrevier“ die Streifenpolizistin Elke Büning. Die Polizeiwache, um die sich das Geschehen dreht, liegt laut Drehbuch in Kreuzberg. In der Serie soll es hipper zugehen als im Vorabend-Klassiker „Großstadtrevier“, der in Hamburg angesiedelt ist. Schnellere Kamerafahrten und Schnitte sowie frechere Dialoge zielen auf ein jüngeres Publikum. Ihre Rolle beschreibt Becker so: „Elke ist eine sehr selbstbewusste Frau, die sich nimmt, was sie will.“ In der Serie ist das unter anderem ihr Streifenwagenpartner Patrick Klug (gespielt von Oliver Bender), der Spross der Familie, die im „Hauptstadtrevier“ die meisten Posten unter sich aufgeteilt hat. Ob Büning mit ihren Werbemaßnahmen erfolgreich ist, möchte Becker natürlich noch nicht verraten.
Eigener Film, eigene Stücke
Jedes Jahr im Dezember widmet sich Julia Becker einer ganz anderen Aufgabe: Dann geht sie mit dem Zebra-Kindertheater auf Tour durch Brandenburg. Die Stücke, in denen die Schauspielerin selber auftritt und an denen sie mitschreibt, dienen der Verkehrserziehung. Denn auch Märchenfiguren wie Feen, Zwerge oder der böse Wolf können Probleme mit Verkehrsregeln haben. Seit sechs Jahren absolviert Becker im letzten Monat des Jahres so bis zu 25 Auftritte quer durchs Land in Städten wie Frankfurt, Cottbus, Schwedt oder Neuruppin, aber auch kleineren Orten. Doch sie gesteht, dass ihre wahre Liebe eben dem Film gehört: „Ich liebe das Kindertheater, das direkte Feedback, aber der eine Monat im Jahr reicht.“
In ihrer Freizeit genießt Becker das Leben in Berlin und im Reuterkiez. „Ich gehe total gerne spazieren“, erzählt sie. Die Hasenheide ist ihr Lieblingspark, zum Grillen geht sie mit Freunden dagegen gerne zum „Dreiländereck“ genannten Areal zwischen Kreuzberg, Treptow und Neukölln, wo sich Landwehrkanal und Neuköllner Schifffahrtskanal treffen. Und dann sind da die zahlreichen sympathischen Orte in ihrer eigenen Gegend, die Becker seit ihrem Einzug vor fünf Jahren so schätzt – auch wenn sie bekennt, dass ihr etwa die Weserstraße „fast ein bisschen zu voll geworden ist“.
Mit der Zeit gehen
Bars mit schrägen Namen gibt es in Berlin bekanntlich zuhauf. Das „Du Beast“ an der Ecke Inn- / Kleine Innstraße gehört aber nicht in erster Linie wegen des Namens zu Beckers Lieblingskneipen, sondern wegen seiner Gemütlichkeit und der ansprechenden, rockigen Musik. Obwohl sie keine Veganerin ist, findet sie es gut, dass es in der Gegend inzwischen einige entsprechende Angebote gibt, etwa die vegane Pizzeria Sfizy Veg in der Treptower Straße oder das Veganladen-Kollektiv am Karl-Marx-Platz.
In kultureller Hinsicht mag Julia Becker das Festival „48 Stunden Neukölln“, das ihre beiden Leidenschaften Spazierengehen sowie Sachen entdecken verbindet. Und richtig nostalgisch fühlt sich die Neuköllnerin bei ihren Besuchen im Passage-Kino: „Da war ich als Kind schon immer“, erklärt sie.
„Hauptstadtrevier“ mit Julia Becker läuft dienstags um 18.50 Uhr in der ARD. Neuigkeiten und Informationen zum Film „Das Floß“ gibt es auf einer eigenen Facebook-Seite.