„Ist es nicht toll hier?“, fragt Kristin Meyer gleich zur Begrüßung. Hier – das ist der Hofladen im Kiez am Kolberger Platz, der 2013 den Preis für „Deutschlands besten Bioladen“ gewann. Begeistert erzählt die sympathische Schauspielerin, dass sie ihre Lebensmittel ausschließlich im Hofladen einkaufe und auch des Öfteren zu Gast in dem kleinen Café sei, dass sich dem Laden anschließt. Meyer, die Vegetarierin ist, achtet sehr auf gute Lebensmittel, auf Bio und Fair Trade. Ihr ist es wichtig, „Mittel zum Leben“ einzukaufen und nicht einfach nur zu konsumieren, ohne dabei auf die Umwelt zu achten. Denn was man in seinem Kiez kauft, hat globale Auswirkungen. Das weiß sie nur zu gut. Aber darauf kommen wir später noch einmal zu sprechen.
Zunächst erklärt Meyer, die bereits für „Polizeiruf 110“, „Anna und die Liebe“ und „Tatort“ vor der Kamera stand, dass sie mittlerweile mit Leib und Seele zur Schmargendorferin geworden sei. Ursprünglich stammt die attraktive Blondine aus dem Ruhrpott. Für ihren damaligen Freund zog sie vor zehn Jahren in die Hauptstadt. „Damals dachte ich, dass in Berlin alle auf mich als Schauspielerin warten“, erzählt die heute 40-Jährige und lacht über ihre jugendliche Naivität. Auch wenn es mit der Karriere nicht auf Anhieb so klappte, wie sie es sich vorstellte, so fühlte sich Meyer doch gleich wohl in Berlin. Nur in ihrer alten Wohnung in der Hufelandstraße im Bötzowviertel hielt sie es irgendwann nicht mehr aus.
Nur weg vom Trend zum Drittkind
„Mir wurde klar, ich hätte eigentlich auch mit einem Spiegel durch die Gegend laufen können. Alle sahen so aus wie ich und ich wie alle“, berichtet Meyer. Ihr fehlte es, ältere Leute auf der Straße zu sehen. Junge Leute, die mit ihrem Laptop im Café saßen, gab es hingegen zuhauf. „Da war einfach zu wenig Diversität“, fügt sie hinzu. Als sie dann auch noch auf eine Mutter mit ihren zwei Kindern traf, die am Handy erzählte, dass der Trend ja jetzt zum Drittkind ginge, weshalb sie und ihr Partner es noch einmal probieren würden, da reichte es der Schauspielerin.
Zusammen mit ihrem Mann, dem Tatort-Regisseur Patrick Winczewski, zog sie 2010 in eine Eigentumswohnung in einer Stadtvilla an der Grenze zwischen Schmargendorf und Dahlem. Hier genießen sie die Ruhe, spielen mit ihren Katzen Miss Sophie und Fräulein Julie und pflegen ihr kleines Beet, auf dem das Paar ausschließlich nektar- und pollenreiche Blumen anpflanzt – für die Bienen, versteht sich. Auch sonst gefällt es Meyer im Westteil der Stadt: „Die Offenheit und Freundlichkeit der Schmargendorfer ist toll!“, lobt sie. Wie zur Bestätigung taucht vor dem Panoramafenster des Hofladens prompt ein älterer Herr mit seinem riesigen, weißen Hund auf. Er sieht unsere neugierigen Blicke und führt das prächtige Tier näher an die Scheibe heran, so dass wir eine bessere Sicht haben.
Unterwegs im Kiez
Wenn Meyer sich in ihrer Freizeit nicht in den eigenen vier Wänden oder im Hofladen im Kiez aufhält, dann stöbert sie gern in der Buchhandlung Bücherturm in der Berkaer Straße, besucht das Winzerfest am Rüdesheimer Platz oder geht mit ihrem Mann beim „tollsten Italiener der Welt“, dem Lucullus, essen. Auch die Tierarztpraxis Barbara Mikulska kann die Tierliebhaberin empfehlen. Aber nicht nur im eigenen Kiez ist die naturverbundene Charakterdarstellerin unterwegs. „Ich liebe die Domäne Dahlem – das ist so ein absolutes Leib- und Magending für mich!“, so Meyer. Und dann gebe es da natürlich auch noch das Chalet Suisse im Grunewald.
Viel unterwegs ist Meyer auch für ihren Job. Zurzeit steht sie in der Rolle der Saskia Martens für „Soko Wismar“ vor der Kamera und in der ARD-Serie „Ein Fall von Liebe“ (donnerstags, 18.50 Uhr) ist sie jetzt schon wöchentlich als Anwältin zu sehen. Bei der Frage nach ihrer Traumrolle schmunzelt sie und sagt: „Auf das Traumschiff würde ich so gern mal rauf! Und überhaupt im Ausland drehen – das fände ich klasse!“
Von Schmargendorf bis nach Uganda
„Wir, die wir im Westen so wahnsinnig reich sind, müssen unseren Blick über den Tellerrand hinauswerfen“, erklärt sie ihr leidenschaftliches Engagement in dem ostafrikanischen Staat. Zudem könne sie es nicht verstehen, wenn Leute in Deutschland immer nur meckern. „Es ist so ein Geschenk, dass wir hier selbstbestimmt leben können“, gibt Meyer abschließend zu Bedenken.