Mit ihren kupferroten Haaren, tiefblauen Augen und einem entwaffnenden Lächeln sitzt Marleen Lohse im Weltempfänger am Arkonaplatz. „Ich liebe diesen Kiez. Hier habe ich die Möglichkeit, das ganze tobende Leben um mich zu haben und mich trotzdem geborgen zu fühlen. Außerdem schätze ich die Herzlichkeit der Menschen um mich herum“, erzählt sie freudestrahlend.
Auch sonst hat man das Gefühl, dass Lohse eine sehr lebenslustige und bodenständige Person ist. Bereits mit zwölf Jahren stand sie als „Carla“ in der Kinderserie „Neues vom Süderhof“ vor der Kamera. Später studierte sie Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam Babelsberg. Seither war sie in zahlreichen Fernsehrollen, unter anderem für Tatort und Soko Leipzig zu sehen und startete auch im Kino durch.
„Ein großer schillernder Zirkus“
„Als Schauspielerin ist Berlin für mich natürlich besonders spannend. So viel findet hier statt. Es ist wie ein großer schillernder Zirkus“, so Lohse. Nur die Baustellen, von denen immer wieder neue im Arkonakiez entstehen, nerven sie: „Die machen mich wahnsinnig! Ich habe ja als Schauspielerin ganz andere Arbeitszeiten, bin oft abends auf Terminen. Dann ist es schon anstrengend, wenn morgens um sieben der Baulärm wieder losgeht.“
Trotzdem genießt sie ihre vier Wände in einem Neubau mit Wintergarten. Dort hat Lohse sogar eine Säule aus einem tapezierten Abflussrohr selbst eingebaut. Kreativität ist für sie eben nicht nur im Job wichtig. Wenn sie nicht gerade mit Wohnungsverschönerungen oder Dreharbeiten beschäftigt ist und neben deutschen Stars wie Corinna Harfouch, Armin Rohde oder Hannelore Elsner spielt, entspannt sich Lohse gern mit einem guten Buch auf der Liegewiese des Arkonaplatzes, der für sie wie ein Garten ist.
Karaoke im Mauerpark
„Ich bin auch super gern im Mauerpark unterwegs. Beim Karaoke sollte jeder unbedingt mal gewesen sein – das ist sensationell und mit nichts anderem zu vergleichen!“, verrät Lohse ihren Kiez-Tipp. Doch auch sonst geht sie oft in den Mauerpark, der Streichelzoo ist stets ein beliebtes Ausflugsziel, wenn sie mit ihrem vier Jahre alten Patenkind Zeit verbringt. „In Hamburg kenne ich keinen vergleichbaren Ort. Im Mauerpark gibt es so viel Patchwork-Kunst auf einer Rasenfläche. Das ist unglaublich“, sagt Lohse.
Dennoch vermisst sie manchmal den Norden und frischen Fisch. Dann geht die 28-Jährige auf den Wochenmarkt im Kiez, der jeden Freitag stattfindet. Dort kennt sie alle, trifft Nachbarn und bekommt guten Fisch. „Der Markt wirkt wie eine Routine in dem ganzen Wirbel hier. Es ist schön, etwas Beständigkeit zu haben“, bemerkt Lohse.
Sorgen wegen Gentrifizierung
Während des Gesprächs ist sie nachdenklich geworden. Sie mache sich Sorgen um die zunehmende Gentrifizierung im Kiez, inwiefern beispielsweise der riesige neue Wohnkomplex Marthashof den Geist der Umgebung kaputt mache, sagt die Schauspielerin. „Innerhalb der letzten fünf Jahre ist um mich herum alles so teuer geworden. Das macht mir schon ein bisschen Angst. Ich würde mir wünschen, dass die Mieten nicht so explodieren und es sich zum Beispiel auch alte Leute weiterhin leisten können, hier zu wohnen. Man hat sonst das Gefühl, dass nur 20- bis 30-Jährige in Mitte leben, das ist schade.“
Hollywood wäre für Lohse trotz der wahnsinnig großen Filmbranche dort keine Option: „In L.A. fehlen die Bürgersteige, man macht dort alles mit dem Auto. Man rauscht quasi aneinander vorbei. Außerdem vermisse ich dort die Kaffeekultur. Nein, Hollywood soll erst einmal hierher kommen und sehen, was in Berlin so los ist!“
Lesen Sie nächste Woche in unserer Reihe „Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez“: Chris Guse.
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