Als ich kurz vor 8 Uhr am S-Bahnhof Frohnau ankomme, steht bereits der halbe Kiez Schlange. Heftiges Gedränge, als der Bus vorfährt. Für meine Begriffe schaut der ziemlich klein aus, bedenkt man, dass noch zwei Stationen (Hermsdorf und Waidmannslust) folgen und gerade mal die Frohnauer darin Platz finden. Die Busfahrerin ist erstaunlich freundlich und wartet auf hektisch herbeilaufende Fahrgäste. Noch dreimal öffnet und schließt sich die Tür. Was einen Mann auf dem Sitz vor mir zum Rasen bringt. Wann es denn endlich losginge, fragt er und mauzt „ich muss zur Arbeit“ nach vorn. Schweißperlen haben sich auf seiner Stirn gebildet. Trotz Regenvorhersage meint es die Sonne gut und ballert gegen die Fensterscheiben.
Die Luft wird nicht besser, als sich in Hermsdorf noch mehr Leute in den Bus quetschen. „Wir haben nur noch Liegeplätze“, scherzt die Busfahrerin und ruft die Leute auf, ihre Ventilatoren aus den Taschen zu holen – wieder ein kleiner Scherz, den keiner kapiert. Alle schauen nur angestrengt auf ihre Uhren und sehen sich zu spät zur Arbeit kommen.
Die S-Bahn informiert einen Tag vorher
Einige von ihnen hat es an diesem Morgen nämlich eiskalt erwischt. Ein Mann erzählt, dass er von der Sperrung nichts wusste. Eine ältere Dame schimpft, dass die S-Bahn erst einen Tag zuvor auf den Bahnhöfen entsprechende Tafeln aufgestellt habe. „Da kann man sich heute nur massiv beschweren“, merkt die Frau neben ihr an. „Nur weil heute Ferien sind, glauben die, dass keiner mehr zur Arbeit muss. Unglaublich.“
Verlängerte Fahrzeiten
Als der Bus endlich am U-Bahnhof Wittenau vorfährt, klatschen die Fahrgäste. Alle sind froh, endlich aus dem Brutkasten aussteigen zu können. Nur der Mann vor mir verzieht noch immer das Gesicht. Für eine Strecke, die mit der Bahn in etwa acht Minuten bewältigt werden kann, haben wir rund 40 gebraucht. Die Busfahrerin nimmt es gelassen. Es war wahrscheinlich nicht ihre erste Ersatzverkehr-Tour. Zum Abschied ruft sie den Gästen hinterher, sie sollen doch bitte ihre persönlichen Sachen nicht vergessen: „Davon haben wir genug“, lacht sie. Mal schauen, ob ihr heute Mittag auch noch zum Scherzen zumute ist.