Japanisch-deutsche Ausstellung

Schloss Biesdorf holt sich die Stadt ins Haus

Schloss Biesdorf, eine spätklassizistische Villa mit Turm unter blauem Himmel, davor eine Wiese
Schloss Biesdorf, hier gerüstfrei, ist von einem schönen bewaldeten Park umgeben.
Mehr Ausstellungen, mehr Besucher – so lautet die Erfolgsformel für das sanierte und inzwischen wieder vom Bezirksamt betriebene Schloss Biesdorf. Mit "Soft City" sind die Macher außerdem dicht dran an den Themen der Stadt.

Schon wieder ein Gerüst? Wer sich Schloss Biesdorf von Osten nähert, darf sich wundern. War das 150-jährige Bauwerk nicht erst vor wenigen Jahren saniert worden? Stimmt ja auch, die Ostterrasse und der Turm wurden 2015/16 allerdings ausgespart. Nun wird die Terrasse abgedichtet, Wasserschäden sind zu beseitigen. Den Betrieb des Schlosses, wohl wichtigster Kulturort im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, schränkt das kaum ein. Seit 7. September und noch bis Januar läuft hier die japanisch-deutsche Ausstellung Soft City, die sich mit der Entwicklung des Stadtraums auseinandersetzt.

Nach ihrer Sanierung und der Wiedereröffnung 2016 wurde die spätklassizistische Villa zunächst von der landeseigenen Grün Berlin GmbH betrieben, die unter anderem auch für die Gärten der Welt, das Tempelhofer Feld oder den Britzer Garten zuständig ist. Doch die Einnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück; Grün Berlin überließ Schloss Biesdorf wieder dem Bezirk. Der übernahm Anfang Februar, verlegte dann im Mai seine kommunale Galerie von der Marzahner Promenade ins Schloss. Zur Eröffnung während des Biesdorfer Blütenfestes kamen 13.000 Besucher, so dass deren Gesamtzahl schon jetzt deutlich über dem Vorjahr liegt. Seither verfolgt das Kulturamt die Strategie, die Zahl der Ausstellungen zu erhöhen und zeitgenössische Themen zu verhandeln.

Urban und originell

Man wünscht es der neuen Schau Soft City, dass der Zuspruch anhält. Die japanischen und deutschen Künstler haben sich auf vielfältige Weise mit einem ganz konkreten Stadtraum, Marzahn-Hellersdorf, auseinandergesetzt. Sie waren auf den Straßen des Bezirks unterwegs und was sie mitgebracht haben, ist größtenteils sehr originell und sehenswert. Titus Spree hat ein bewegliches Mikro-Büro und eine „Schlaf-Kugel“ aus Bambus durch Marzahn-Hellersdorf geschoben oder gezogen. Dass man dadurch mit den Bewohnern in Kontakt kommt, ergibt sich beinahe von selbst. Linda Havenstein hat für ihre Videoinstallation im Bezirk Fensterscheiben und das sich darin reflektierende Licht angeschalteter Fernseher gefilmt. Ob dahinter ein geheimer Morse-Code der Bewohner steckt?

Zwei große Fotografien von Marzahn-Hellersdorfer Häuserecken stehen in einem Ausstellungsraum mit Parkett und weißen Wänden

"Ecken" von Katsuhito Nakazato/Sugano Matsusaki

Großartig nicht nur für Science Fiction-Fans ist die Idee hinter Marzahn 2017 von Florian Baron und Jenny Fadranski: Zwei DDR-Forscher werden 1972 in die Zukunft geschickt, um zu schauen, was 45 Jahre später aus der in den Siebzigern geplanten Großsiedlung Marzahn geworden ist. Ihre Beobachtungen halten sie auf Super 8-Film fest – zu sehen auf einem großen Flachbildfernseher in einem eigenen Raum der Ausstellung. Die beiden Forscher entdecken etwa einen „neuartigen Konsumtempel“ – das Einkaufszentrum Eastgate.

Häuserecken und Zeichentrick

Auch die japanischen Künstler haben sich Marzahn-Hellersdorf genau angesehen. Katsuhito Nakazato und Sugano Matsusaki etwa fotografierten die Ecken des Bezirks. Häuserecken, hinter denen sich immer auch ein neuer Teil Stadtlandschaft verbirgt. Nakazato und Matsusaki druckten die Aufnahmen auf große Paravents und stellen sie in Paaren aus. Dadurch entsteht eine Ästhetik, die über das ganz alltägliche Thema hinauswächst.

Unser Lieblingswerk fanden wir zum Ende der Ausstellung im ersten Stock. Yukihiro Taguchi und Chiara Ciccarello haben auf den Straßen von Marzahn-Hellersdorf ein Animationsprojekt umgesetzt. Taguchi hielt die Umgebung mit der Kamera in Stop Motion-Clips fest. Ciccarello zeichnete unterwegs imaginäre schwarze Figuren, die in die realen Filmclips montiert wurden und dem Bezirk ein äußerst sympathisches, animiertes Denkmal setzen. Der fröhliche Abschluss einer Ausstellung, die auch viele Besucher aus anderen Bezirken verdient hat – nicht nur, weil die Besichtigung sich mit einem herbstlichen Spaziergang durch den Schlosspark und einer Pause im Café des Schlosses verbinden lässt.

Die Ausstellung ist Mittwoch und Donnerstag sowie Samstag bis Montag von 10 bis 18 Uhr und Freitag von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen findest du auf der Webseite von Schloss Biesdorf.

Schloss und Park Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin

Von 6.30 Uhr bis 23 Uhr ist der Park des Schlosses Biesdorf für Besucher zugänglich.

Von 6.30 Uhr bis 23 Uhr ist der Park des Schlosses Biesdorf für Besucher zugänglich.

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