Noch versteckt sich der Bau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinter Gerüsten. Wer sich ihm durch den Schlosspark oder von der viel befahrenen B1 aus nähert, mag zunächst kaum glauben, wie weit die Wiederherstellung von Schloss Biesdorf im Innenraum schon gediehen ist. Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) als den Bezirk Marzahn-Hellersdorf vertretende Bauherrin und Bauplaner Alexander Pechmann versicherten bei einem Ortstermin unisono, dass der Innenausbau am 8. September abgeschlossen sein werde. Und besonders wichtig: Die Brandmeldeanlage habe die Abnahme bereits bestanden. 1945 stürzte nach einem Brand das Obergeschoss des Schlosses ein – dessen Wiederaufbau war Kernstück der derzeitigen Arbeiten.
Dass der Innenausbau vor der Fassade und der Außenanlage vollendet wird, liegt an der Finanzierung des Projekts. Für die Räumlichkeiten flossen zweckgebundene Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die bis Ende September 2015 verbaut sein müssen. Während der Bauzeit, die im Oktober 2013 begann, traten jedoch unvorhergesehene Komplikationen auf: Der Zustand des Schlosses stellte sich als deutlich schlechter heraus als zunächst angenommen. Etliche Wände befanden sich in schlechtem Zustand und die Tragestruktur war an verschiedenen Stellen gefährdet. „Die Eingangstreppe war lose auf Schutt aufgelegt“, beschrieb Pechmann eines der Probleme. Inzwischen haben sich die Kosten von Sanierung und Planung zwar auf rund 12 Millionen Euro erhöht, doch man habe den „engagierten Zeitplan“ wieder eingeholt, so der mit der Planung befasste Architekt.
Die Kunst kann kommen
Was sich den beim Ortstermin am 26. August Anwesenden darbot, war tatsächlich beeindruckend. Die hohen, in Weiß und Creme gehaltenen und mit Eichenparkett ausgelegten Räume warten nur noch auf die Kunst, die hier bald zu sehen sein wird. Zur offiziellen Eröffnung am 9. September 2016 sollen neben zeitgenössischer und DDR-Kunst Werke des vor seinem Tod in Biesdorf ansässigen Malers Otto Nagel im Schloss hängen. Dessen Betrieb wird dann aller Voraussicht nach die städtische Grün Berlin GmbH übernehmen, die schon für die Gärten der Welt oder den Britzer Garten verantwortlich ist. Dem ausverhandelten Vertrag muss nur noch die Bezirksverordnetenversammlung zustimmen.
Weitere Highlights des Baus: Durch ein gläsernes Oktagon in der Decke fällt Licht in den zentralen, sich bis ins Obergeschoss erstreckenden Raum. Im wiedererrichteten 1. Stock können sich die Besucher außerdem auf die Terrasse mit Blick in den Park und ein scherzhaft als „Kuschelecke“ bezeichnetes Rondell mit bequemen Sitzen freuen. Neben den Ausstellungsräumen gibt es einen Vortragssaal, Büros und im Untergeschoss einen museumspädagogischen Bereich, der unter anderem für den Besuch von Schulklassen und Kitas gedacht ist. Im Souterrain des barrierefrei ausgebauten Schlosses befindet sich auch der Eingang für Rollstuhlfahrer.
Erste Einblicke am 13. September
„Wir wollen schon einen Eindruck vermitteln, wie das künftige Kunst-, Kultur- und Ausstellungshaus sein wird“, sagte Kulturstadträtin Witt. Am 13. September wird sie bei der Begrüßung der Gäste durch Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel und Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (beide SPD) unterstützt. Im Anschluss an den Tag des offenen Denkmals soll der Saal im Erdgeschoss von Schloss Biesdorf immer donnerstags lokalen Akteuren und Initiativen für einige Stunden zur Verfügung stehen – der Normalbetrieb wird aber erst mit der offiziellen Eröffnung starten.