Die Bauarbeiten an Schloss Biesdorf sind in vollem Gange. Große Gerüste verdecken die Fassade, ein provisorisches Dach soll die Baustelle vor Regen schützen. Im Teehaus des Schlossparks haben Kulturstadträtin Juliane Witt, Immobilienstadtrat Stephan Richter und Bauüberwacher Alexander Pechmann gestern die Fortschritte der Sanierungsarbeiten vorgestellt. Am Ende werde das Projekt deutlich teurer werden, so Pechmann. Das habe vor allem bauliche Gründe.
Als der Zustand des Schlosses im Oktober letzten Jahres eruiert wurde, offenbarten sich den Planern gravierende statische Mängel und unentdeckte Schäden in der Bausubstanz. Vor allem das Feuer von 1945 habe dem Schloss stark zugesetzt, sagt Pechmann. Der Schutt des verbrannten Obergeschosses lag jahrzehntelang auf dem tragenden Mauerwerk des Erdgeschosses, eine dicke Schicht aus verbranntem Putz und Geröll, die die Wände stark überbelastete. Die vorhandene Bausubstanz konnte somit nicht genutzt werden, eine neue Unterkonstruktion musste her. Etliche Tonnen Bauschutt wurden aus dem Gebäude abgetragen und zu großen Teilen als Sondermüll entsorgt. Teilweise seien auch ganze Räume zum Vorschein gekommen, die im Laufe der Jahre mit Steinen und Geröll aufgefüllt wurden, berichtet Pechmann. „Das Schloss Biesdorf ist stärker beschädigt als das Pergamon- oder Bode-Museum vor ihrer Sanierung“, so der Bauüberwacher.
Einweihung im Januar 2017
All diese Mängel und Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich das Projekt nicht nur verteuern, sondern auch mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Ursprünglich war die Neueröffnung des Schlosses für den Sommer 2015 angesetzt. Dieser Termin wird nicht zu halten sein. Obwohl 20 Firmen gleichzeitig arbeiten, rechnet man nun mit einer Einweihung im Januar 2017. Mitte 2016 sollen die Stuckfassaden fertig sein, dann folgt die Sanierung des Parks. „Wir sind verhalten optimistisch, den Termin einhalten zu können“, so die Hausherrin Juliane Witt. Die Gesamtkosten für das Projekt, das durch die EU, die Stiftung Klassenlotterie und den Bezirk gefördert wird, werden voraussichtlich 10,35 Millionen Euro betragen.
Momentan befindet sich das Untergeschoss des Schlosses im Aus- und das Erdgeschoss im Rohbau. Ab heute beginnt außerdem die Rekonstruktion des Obergeschosses, in das die Galerie „Bilderstreit“ einziehen wird. Die Sammlung des Kunstarchivs Beeskow zeigt Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Künstlern aus der ehemaligen DDR, die nach der Wende zusammengetragen wurden. Im Keller entstehen Seminarräume für museumspädagogische Veranstaltungen, und mittlerweile wurde auch eine Trägerschaft gefunden, die unter anderem ein Café betreiben wird. Der Park rings um das Schloss wird jedoch fast ausschließlich dem Bezirk vorbehalten sein. Aufgrund von strengen Auflagen des Natur- und Denkmalschutzes werden die Schlossbetreiber die Anlage nur temporär nutzen können.