Eine Wandschmiererei gegen zugezogene Schwaben hat in Berlin Empörung ausgelöst. Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag auf eine Hauswand in der Nähe der jüdischen Synagoge in der Rykestraße mit blauer Farbe geschrieben: „Kauft nicht bei Schwab’n“ – ein Boykottaufruf, der an den Anfang der Judenpogrome der Nationalsozialisten erinnert. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) haben die neuesten Hassparolen gegen schwäbische Mitbewohner und Gewerbetreibende in Prenzlauer Berg am Samstagabend scharf kritisiert. Besonders niederträchtig seien die mit Absicht verwandte Formulierung und die Nähe der Aktion zu dem jüdischen Gotteshaus, sagte Wowereit.
Der Streit eskaliert
Beides erinnere an dunkelste antisemitische Nazizeiten in Deutschland. Solche Schmierereien seien „alles andere als ein Kavaliersdelikt“, schreibt Senator Henkel in seiner Stellungnahme. Die Aktionen sollten Unruhe in den Kiez bringen. Die Polizei werde alles daran setzen, die Täter rasch zur Verantwortung zu ziehen.
Rund 200 Meter weiter wurden auf einen Baucontainer weitere schwabenfeindliche Sprüche geschmiert. Gleich nebenan wird zur Zeit ein größerer Wohnungsneubau errichtet. Die Polizei hat in beiden Fällen Anzeigen gegen Unbekannt erstattet und die Ermittlungen begonnen. Anonymer Unmut regt sich in Prenzlauer Berg gegen zugezogene schwäbische Mitbewohner, weil sie angeblich gemeinsam mit weiteren Neubürgern im Bezirk die Preise auf dem Wohnungsmarkt in die Höhe treiben. Alteingesessene Bewohner würden dadurch „aus Schwabylon“ verdrängt, heißt es. Auch die Fraktion der Grünen im Abgeordnetenhaus und Pankower Bezirkspolitiker verurteilten am Sonnabend die neuen Hassparolen. Der unsägliche Streit eskaliere, hieß es.
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