Es heißt, wenn man sich allein am vorab gereichten Brot, satt essen könnte, weil es so köstlich, darf man schon das Urteil bilden, dass es sich um ein feines Restaurant handelt. Im Schneeweiß, im Herzen vom Friedrichshainer Kiez aber fällt dieses Urteil bereits viel früher – nämlich beim Betreten des Restaurants. Das coole, konsequent in weiß gehaltene (und im Übrigen ganz und gar nicht kühle) Interieur, zeugt von dem guten Geschmack der Geschäftsführer Kevin Elias und Marcel Singer. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit, sind ein eingespieltes Team und beide gelernte Köche.
Schneeweiß: In Friedrichshain einzigartig
Die Küche im Restaurant Schneeweiß
Alpine, aber zeitgenössische, international inspirierte Küche steht im Fokus der Karte des Schneeweiß. Die Kreationen von Marcel, der nach seiner Ausbildung durch Europa reiste und lange in Dänemark arbeitete, sind herzhaft und zugleich von überraschend verspielter Leichtigkeit. Die Gerichte in ihrer Grundsubstanz traditionell. Die Komponenten sind dafür umso moderner. Sicherlich gibt es auch Klassiker wie Schnitzel oder Käsespätzle auf der Karte, aber: „Der Schweinebauch ist ein Erlebnis“, empfiehlt Singer. Und er hat Recht: Die Kruste ist eine kleine Offenbarung, die Kombination mit den Jakobsmuscheln und den Saiblingsrogen einzigartig, das Blumenkohl-Couscous aromatisch. Auf der Karte trifft Ochenbäckchen auf Pak Choi, Carpaccio von der Buttermarkele auf Kapern, Erdäpfel-Suppe mit Lardo auf Apfel und Salzmandeln: Ausdrucksstarke Aromen und das Spiel der Komponenten – das ist die Handschrift von Marcel Singer.
Gäste aus dem Adlon und Australien
Dass das Schneeweiß das wahrscheinlich beste Restaurant in Friedrichshain ist, hat sich rumgesprochen. Nicht nur in Berlin, sondern auf der ganzen Welt: „Wir wollen, dass sich hier jeder wohl fühlt: Der Punk, der Geschäftsmann, die Oma. Wichtig sind für uns die Stammgäste. Zu uns kommen Hotelgäste aus dem Adlon und sogar aus Australien, zumindest ein Mal im Jahr.“ Das mag auch am Service liegen. Die Kellner und Kellnerinnen sind dem Gast sehr nah. Der Umgang ist freundschaftlich, locker; aber nie nachlässig. Auch das ist ein Grund, warum man wiederkommen möchte. Irgendwie würde man gerne dazu gehören – zu diesem schneeweißen Kosmos der Kulinarik.
Neues Restaurant im Sommer 2016
Das Schneeweiß und die Szene
Apropos Szene: Nicht selten kehren in dem Friedrichshainer Restaurant DJ’s vom Watergate oder vom Berghain ein. Oliver Koletzki, mit dem das Schneeweiß bereits mehrmals hauseigene und sehr erfolgreiche Compilations herausgebracht hat, ist ein Freund des Hauses. Kurzum: Das Schneeweiß ist das, was man auf Neudeutsch gerne als „szenig“ bezeichnet. Auf die Frage, ob Singer und Elias bei dem Niveau, das hier seit Jahren gehalten wird, Michelin-Sterne anstreben würden, wird der Chefkoch zurückhaltend. „Wir haben darüber nachgedacht. Aber wir brauchen uns nicht zu beschweren: Das Schneeweiß läuft, wie es ist – und zwar gut. Ich glaube, wer einmal hier war, vergisst uns nicht so schnell.“ Wie wahr.