Die denkmalgeschütze Waldsiedlung wurde zwischen 1919 und 1920 nach Plänen des Architekten Peter Behrens erbaut, der vor allem für seine Industrie-Design- und Jugendstil-Werke bekannt ist. Ursprünglich sollten hier großzügig angelegte Einfamilienhäuser entstehen, das Konzept wurde bereits 1914 entwickelt. Aufgrund gestiegener Baukosten nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Pläne jedoch verworfen werden. So entstanden auf dem Areal zwischen Hönower Wiesenweg und Rummelsburger Landstraße einfache Reihenhäuser mit heller Fassadenfarbe und bunten Fensterläden. Da es nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise jedoch an Mitteln fehlte, konnten nur 117 von 500 geplanten Häusern fertig gestellt werden, und das Projekt geriet zunehmend in Vergessenheit. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige der Häuser stark beschädigt und zu DDR-Zeiten teilweise durch Zweckbauten ersetzt. In den 70er Jahren stellte der Berliner Magistrat die Siedlung unter Denkmalschutz.
Die Häuser der Waldsiedlung sind heute zu großen Teilen liebevoll restauriert. Die farbige Gestaltung der Gebäude verleiht dem kleinen Viertel ein wenig den Charme eines irischen oder südenglischen Küstendorfs. Viele der Fassaden sind mit Wildem Wein oder Efeu bewachsen, in den Höfen und Vorgärten gedeihen exotisch aussehende Pflanzen wie Essigbäume oder Schopflilien. Dieses florale Ambiente wird durch ein idyllisches Wäldchen im Süden der Anlage komplettiert, das der Siedlung ihren Namen gab. Bei einem Spaziergang durch die engen Häuserzeilen fallen außerdem unterschiedliche Fassadenelemente wie arabeske Erker und andere Aus- und Einbuchtungen ins Auge.
Das charmante Prinzenviertel
Weiter nördlich geht die Waldsiedlung in das malerische Prinzenviertel über, ein Kiez, der aus kleinen und großen Alleen, gepflasterten Wegen und prächtigen Villen besteht. Der kleine Seepark lädt zum Entspannen und Sport treiben ein, die Mischung aus Baumreihen und üppigen Wiesen erinnert ein wenig an einen englischen Landschaftsgarten. Bemerkenswert ist vor allem die architektonische Vielfalt des Viertels. Ursprünglich sollten auch hier Arbeiterhäuser angelegt werden. Der Architekt Oskar Gregorovius entwarf 1893 eine Kolonie mit annährend gleich großen Parzellen. Im Laufe der urbanen Entwicklung der Stadt entdeckten jedoch finanzkräftigere Berliner das Gebiet östlich der Rummelsburger Bucht für sich und erbauten Villen im Stil der späten Gründerzeit. Nach der Jahrhundertwende kamen Jugendstilhäuser, Art Deco-Villen und Gebäude im Stil des Deutschen Expressionismus hinzu. Ein architektonischer Farbklecks ist das Hotel Mit-Mensch, dessen bunte Fassadengestaltung an die Werke von Friedensreich Hundertwasser erinnert. Auf dem Weg zurück zur S-Bahn sollte man noch einen Stopp in der Buchhandlung im Prinzenviertel einlegen. In einem herrlichen Altbau mit Fachwerkgiebel befindet sich Heike Thürmanns kleines Geschäft, das durch Ambiente und Freundlichkeit besticht.