Rund um die SCHUFA ranken sich mehr Geschichten und Mythen als um den wohlbekannten Schatz am Ende des Regenbogens. Fakt ist, so wirklich kann niemand nachvollziehen, wie die SCHUFA agiert. Das liegt mitunter an den nicht preisgegebenen Berechnungen. Auf der anderen Seite ranken sich aber auch viele Erzählungen um das Thema, die bei genauerem Nachdenken auf Faktoren schließen lassen, die beim Verbraucher und nicht bei der SCHUFA zu finden sind. Aber wie funktioniert die Bonitätsberechnung und welche Faktoren sind tatsächlichen wichtig?
Was ist die SCHUFA?
Die heutige SCHUFA hat im Grunde genommen nur noch sehr wenig mit der einstigen Unternehmung zu tun. Wer weiß schon, dass die SCHUFA im direkten Zusammenhang mit den ersten echten Haushaltsgeräten steht? Genau, kaum jemand:
Hintergrund
Die heutige Institution hat nur noch wenig mit dem damaligen Unternehmen zu tun. Als in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts die ersten echten Haushaltsgeräte auf den Markt kamen, wollten einige Verkaufsbetriebe einen Schritt vorausdenken: Die Ratenzahlung, alternativ die Zahlung zu einem bestimmten Zeitpunkt, wurde erfunden. Bis zu dem Zeitpunkt gab es nur die Ware gegen die direkte Bezahlung. Daten von Kunden wurden nun gesammelt, damit einzelne Händler wussten, welche Kunden vertrauenswürdig waren und welche nicht.
Gründung
Die damalige SCHUFA wurde aus einem Zusammenschluss etlicher Personen und Händler gegründet, unter Berücksichtigung der Elektrizitätswerke. Sie sammelten Daten über Kunden und vermittelten diese Daten anderen Händlern weiter, sofern diese an eben diese Personen verkaufen wollten. Es ging letztendlich ganz allein darum, ob Kunde X seine Rechnung gezahlt hat, nachdem er das Kühlgerät geliefert bekam. Die SCHUFA agierte somit auf einem sehr begrenzten Gebiet. Meist wurden rein die Kunden und Geschäfte in der unmittelbaren Region bedacht.
Heute
In der SCHUFA gehen die wichtigsten Finanzdaten eines Verbrauchers ein, sofern dieser entsprechende Dienstleistungen von Geschäftspartnern der SCHUFA in Anspruch nimmt. Sobald zum ersten Mal ein Konto eröffnet und dieses gemeldet wird, entsteht ein Datensatz bei der Auskunftei. Verträge, Kredite, Kreditkarten und weitere Verträge werden für einen gewissen Zeitraum gespeichert.
Bei einem neuen Vertragsgeschäft wird sehr häufig bei der SCHUFA oder einer anderen Auskunftei ein sogenannter Score abgerufen. Dieser berechnet sich stets nach der anfragenden Partei und deren Branche. Der Score von Max Mustermann ist für ein anfragendes Mobilfunkunternehmen somit oft besser als bei Kreditbanken. Wie sich der Score berechnet, ist nicht absolut offen einsehbar. Etliche Punkte fließen allerdings mit ein.
Was kann in der SCHUFA-Auskunft stehen?
Ein Eintrag in der SCHUFA ist zuerst einmal gar nicht schlecht. Wer immer seinen Verpflichtungen nachkam, kann auch dutzende Einträge haben und dennoch einen sehr guten Score aufweisen. Zu den positiven Einträgen zählen:
– Kontoverbindungen
– Verträge (Mobilfunk, Strom, Versicherungen etc.)
– Kredite
– Kreditkarten
– Dispokredit
– Finanzierungen
Solche Faktoren fließen positiv in die Bewertung ein. Das bedeutet: Die Vertragspartner der SCHUFA können davon ausgehen, dass ein Verbraucher seine Finanzen im Griff hat und seinen Zahlungsverpflichtungen regelmäßig nachkommt.
Es gibt aber auch die negativen Einträge. Oft, jedoch nicht immer, werden sie durch den Verbraucher selbst verschuldet. Einige Beispiele:
– Kreditausfälle/gekündigter Kredit
– Mahn- und Vollstreckungsbescheide
– Vollstreckungen
– Pfändungen
– Kontoauflösungen seitens der Bank (inklusive Dispo)
– Kreditkartenkündigungen seitens der Bank
– Häufige Kontowechsel
– Insolvenzen
Es muss bedacht werden, dass die SCHUFA rein mit den ihr übermittelten Daten arbeitet. Eine vorzeitige Kreditkündigung wirkt sich immer dann negativ aus, wenn der Vertragspartner (die jeweilige Bank) dafür einen entsprechenden Grund bei der SCHUFA nennt. Bleibt dies aus, kann es auch zu Irrtümern kommen. Auch häufige Kontowechsel oder der Unterhalt etlicher Konten bei verschiedenen Banken kann negativ bewertet werden. Diese Praktik verliert jedoch immer weiter an Relevanz, da Kontowechsel schlichtweg üblich sind.
Ein wenig kurios, doch unter Berücksichtigung der Bewertbarkeit eines Kunden verständlich, ist das negative Merkmal fehlender Kredite oder Kreditkarten. Ab ungefähr dem 35. Lebensjahr bewertet die SCHUFA Personen vom Scoring her minimal schlechter, wenn keinerlei Kredite, Finanzierungen oder Kreditkarten vorliegen. Der Grund: Sie kann die Person schlichtweg nicht hinsichtlich langjähriger Kreditverpflichtungen einschätzen und »warnt« demzufolge. Eine Hürde für eine Kreditaufnahme stellt dies jedoch selten dar. Im Schlimmsten Fall erhebt die Bank einen minimalen Risikoaufschlag auf den Zins.
Wann ist die eigene Bonität wichtig?
Die meisten Verbraucher klicken den Punkt schlichtweg blind an. Letztendlich kommt die SCHUFA bei nahezu allen Onlinekäufen und Ratenkäufen zur Geltung. Ein Geschäftsleben ohne Auskunfteien wie die SCHUFA ist praktisch unmöglich, denn im Hintergrund wird nahezu immer eine Bonitätsauskunft abgefragt. Die einzigen Ausnahmen sind Zahlungen per Vorkasse.
Doch es geht noch weiter:
– Mietvertrag – in fast jeder Mietanzeige wird eine SCHUFA-Auskunft des Interessenten verlangt. Ohne diese ist eine Anmietung kaum möglich.
– Sämtliche Finanzierungen – ob die Winterreifen im Autohaus, der Fernseher im Elektromarkt oder die Skiausrüstung online per Ratenkauf oder über die Pay-Later-Variante beschafft werden: Die SCHUFA-Auskunft wird eingeholt.
– Alltagsverträge – Strom, Gas, Telefon, Internet, Mobilfunk: auch diesen Verträgen geht eine SCHUFA-Auskunft hervor.
Ganz besonders stechen natürlich Kredite und entsprechende Finanzierungsverpflichtungen hervor. Banken und andere Geldgeber möchten sich bestmöglich absichern, bevor sie einem Kunden Geld leihen. Dazu zählt natürlich auch der Autokauf via Autokredit, Hausbankkredit oder Händlerfinanzierung. Negative SCHUFA-Einträge können somit eine Kreditvergabe von vornherein verhindern. Trotzdem können Verbraucher auch einen Kredit mit SCHUFA-Eintrag erhalten. Hierbei kommt es jedoch immer auf die jeweilige Bank an.
Wie lässt sich die eigene SCHUFA-Auskunft verbessern?
Wie schon erwähnt, ist es ein zweischneidiges Schwert, wenige Einträge in der SCHUFA zu haben. Die Bewertbarkeit des Einzelnen sinkt damit, denn wer nie Verträge oder Zahlungsverpflichtungen unter Einbeziehung der SCHUFA abschließt, kann von dieser nachfolgend nicht eingeschätzt werden. Gerade langfristige Verträge sollten stets vorhanden sein. Aber was zählt dazu, wenn man sich persönlich nicht verschulden möchte:
– Telefonverträge – Festnetztelefon und Internet sorgen bereits für positive Einträge, gerade dann, wenn lange Zeit an einem Anbieter festgehalten wird. Sollte dieser Anbieter zwischenzeitlich auch noch ein neues Smartphone via Ratenfinanzierung in die SCHUFA eintragen, steigt der Score. Grund: Der Anbieter ist davon überzeugt, dass der Bürger auch das neue Smartphone ordentlich bezahlt.
– Versorgungsverträge – mittlerweile verzichtet die SCHUFA sicher darauf, den häufigen Wechsel von Strom- und Gaslieferanten als negatives Merkmal zu notieren. Langfristige Versorgungsverträge ähneln im Hintergrund den Telefonverträgen.
– Konten und Co. – Konten sind immer ein positives Merkmal. Das gilt übrigens auch für den Dispo. Entsprechende Einträge bedeuten, dass eine Bank der entsprechenden Person so viel Vertrauen entgegenbringt, um einen Dispokredit oder auch eine Kreditkarte auszustellen.
Wichtig ist natürlich, Verträge immer so einzuhalten, dass es nicht zu Vollstreckungsbescheiden, Vollstreckungen und Kündigungen kommt. Solche Verfahren werden fast immer der SCHUFA gemeldet. Was falsch ist, ist die Annahme, dass schon eine bloße Mahnung eingetragen wird. Selbst Inkassobüros dürfen Mahnverfahren erst eintragen, nachdem sie den Kunden auf die Tatsache hingewiesen haben und die Zahlungsfrist abgelaufen ist.
Absolut heikel und mit direkter und nachhaltiger Auswirkung auf die SCHUFA sind:
– Kreditkündigungen – kündigt die Bank den Kredit, sinkt der Bonitätsscore rapide. Das liegt mit daran, dass sich fast immer Vollstreckungsmaßnahmen anschließen.
– Insolvenz – die Privatinsolvenz ist hinsichtlich des Scores ein Fiasko, wenngleich sie viele Menschen schlichtweg finanziell rettet. Bis zum Ablauf von drei Jahren nach der Insolvenzbeendigung wird die Insolvenz gespeichert und wirkt sich negativ aus. Aber: Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Rechnung von vorne.
Jeder Verbraucher hat einmal jährlich das Recht, kostenlos eine Datenauskunft von Auskunfteien zu erfragen. Diese gibt, sehr knapp, die Einträge und Anfragen der letzten 12 Monate und die von Langzeitverträgen preis. Werden nun Fehler erkannt, lohnt sich die Investition in eine kostenpflichtige Auskunft, um sich die Daten genauer anzusehen. Fehlerhafte Einträge lassen sich nun zur Löschung vormerken. Die meisten Einträge werden erst drei Jahre ab der Beendigung des jeweiligen Jahres gelöscht, andere zum Ende des Folgejahres.
Es gibt auch Fälle, in denen Löschungen vorgezogen wurden, wenn die Frist bald ablief. Mit einer guten Begründung kann dies funktionieren, wobei keine Garantie gegeben werden kann. Ein Beispiel wäre, im November ein Auto kaufen zu wollen. Läuft die Löschfrist für einen anderen Kredit Ende Dezember aus, kann die Löschung gelingen.
Fazit – die SCHUFA ist nicht der Feind
Eine Suche in den gängigen Suchmaschinen wird garantiert mehr Hiobsnachrichten rund um die SCHUFA bringen als positive. Das liegt daran, dass sich viele Verbraucher automatisch gegen die SCHUFA richten und ihr die Schuld geben, sollte es nicht zu einem Kredit oder einem anderen Vertrag kommen. Im Grunde genommen speichert die Institution jedoch nur die Daten, die Vertragspartner übermitteln und bewertet sie hinsichtlich eines Scoring-Systems. Selbst ohne Kredite sollten sich Verbraucher dennoch hin und wieder bei der SCHUFA ins Leben rufen, um nicht doch Nachteile zu erleben. Ein unbewertbarer Bürger ist ein weißes Blatt, über den auch der Autohändler keine belastbaren Informationen und Einschätzungen erhalten wird.