In den Klassenstufen 5 bis 10 schwänzten in Berlin circa 1176 Schüler mehr als 20 Tage unentschuldigt – das ist fast ein ganzer Monat. Ganze 950 davon fehlten sogar mehr als 40 Tage. Die Strafen für den Verstoß gegen die Schulpflicht sind meist die Benachrichtigung der Eltern und das Versenden von Bußgeldbescheiden. Hier hat jeder Bezirk eine eigene Strategie, um gegen die Schwänzer vorzugehen: Neukölln ist bei Weitem der Spitzenreiter bei Bußgeldbescheiden – fast 450 Stück hat man davon für das zweite Halbjahr 2016/2017 versendet. Die meisten Fälle, wo Polizisten die Kinder und Jugendlichen in die Schule bringen mussten, gab es dagegen in Lichtenberg und Spandau: neunmal musste die Polizei hier Schulbus spielen und die Faulpelze zum Unterricht fahren.
In Charlottenburg-Wilmersdorf dagegen drückt man gern die Schulbank: dort fehlten nur 171 Schüler im vergangenen Halbjahr, knapp gefolgt vom Bezirk Treptow-Köpenick mit 195 Schulschwänzern. Die Friedrich-Bergius Sekundarschule in Friedenau hat dagegen nach eigener Angabe eine Schwänzerquote von fast null. Wie das geht? Mit einem strengen Regiment. Hier dürfen Schüler, die zu spät kommen – eine Minute reicht schon aus – nicht mehr in den Unterricht. Stattdessen bekommen sie vom Hausmeister eine Aufgabe zu erledigen, zum Beispiel den Pausenhof fegen. Klingt rigoros? Viele Schüler äußerten sich erstaunlicherweise sogar positiv über die strengen Regeln.
Zuckerbrot oder Peitsche für Schulschwänzer?
Mögliche Gründe für das Schulschwänzen sind aber nicht nur Langeweile oder jugendliche Rebellion, sondern auch Überforderung, Mobbing in der Schule oder Desinteresse der Eltern. Schulreferent Fabian Peter sagte gegenüber dem Berliner Kurier, nicht nur die Eltern seien in der Pflicht, ihre Zöglinge zur Teilnahme am Unterricht zu bewegen. Viele Schulschwänzer hätten gerade Zuhause Probleme. Er fordert deshalb: „Wirklich helfen würde es, wenn die Jugendsozialarbeit personell besser ausgestattet wird.“ Denn massives Schulschwänzen gilt als Risikofaktor für Jugendkriminalität.