Berlin verfügt über zahlreiche natürliche Bademöglichkeiten im Freien. Im Sommer sind die Strände und Ufer der Seen gefüllt, alle BewohnerInnen der Hauptstadt haben wahrscheinlich ihre Lieblingsstelle. Die meisten befinden sich jedoch relativ weit vom Stadtzentrum entfernt. Dabei fließt doch durch die gesamte Stadt Wasser – allerdings ziemlich dreckiges und keimbelastetes. Schwimmen ist in der Spree streng verboten.
Die Initiative Flussbad Berlin möchte das ändern und steckt sich das Ziel, „eines der größten und schönsten Schwimmbecken der Welt“ und gleichzeitig eine Biotoplandschaft in der Mitte Berlins anzulegen. Die Idee dazu kam Jan und Tim Edler, zwei Architekten, schon 1997. Ein Jahr später stellten sie das Konzept vor – bis 2011 passierte außer einigen Vorträgen und Veröffentlichungen zum Thema nichts. Dann setzten sie sich wieder daran, das Konzept auszuarbeiten und gewannen sogar Gold bei dem „Holcim Award Europe“, einer Auszeichnung für nachhaltige Bauprojekte, von Gebäuden bis zu Materialien und Technologien – oder eben Plänen für innerstädtische Flussbäder. Daraufhin gründete sich der Verein „Flussbad Berlin“ im Jahr 2012. Im Vorstand sitzen Jan Edler und die Dombauarchitektin Charlotte Hopf; unterstützt werden sie von zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden, ArchitektInnen und JournalistInnen.
Neues Erholungsgebiet zwischen Schloss und Dom
Der genaue Plan sieht vor, eine Bademöglichkeit (inklusive Umkleiden und Sichtschutz) direkt vor dem Lustgarten, also zwischen Schlossplatz und Bodemuseum, auf einer Länge von 750 Metern anzulegen. Im Winter können die BerlinerInnen hier mit Schlittschuhen über die Eisfläche flitzen. Zur Reinigung des Wassers ist davor, zwischen Gertraudenbrücke und Schleusenbrücke, ein Filterbereich vorgesehen – allerdings keine chemische Anlage, sondern eine natürliche Reinigung mit Schilf und einer Kiesschicht mit daruntergelegenen Rohren, die das saubere Wasser in das Schwimmbecken leiten. Noch vor diesem Filterbereich befände sich der „Altarm“, ein renaturierter Flussabschnitt mit Lebensraum für gefährdete Pflanzen und Tiere.
Aktuell wird eine Machbarkeitsstudie vorbereitet, wobei auch die Realisierungskosten eingeschätzt werden sollen. Denn das Projekt steht vor einigen Schwierigkeiten: Zur Verbesserung der Wasserqualität muss die Kanalisation angepasst werden – Abwässer gelangen bei Überschwemmungen nämlich bisher in die Spree. Außerdem muss sich der Verein mit allerlei rechtlichen Fragen auseinandersetzen, zum Beispiel mit den Eigentumsverhältnissen zwischen Land Berlin, Bezirk Mitte und dem Haupteigentümer Bundesrepublik.
Bisher ist also noch nicht ersichtlich, wann wir in Mitte schwimmen gehen könnten, aber anders als bei den Bebauungsplänen zum Tempelhofer Feld hätten die HauptstadtbewohnerInnen sicher nichts gegen diese Umgestaltung des Spreeabschnitts. Vor etwa hundert Jahren war es für die BerlinerInnen übrigens ganz normal, in die Spree zu hüpfen. Wer das Projekt aktiv untersützen möchte, kann auf der Website der Initiative mit einer kleinen Finanzspritze aushelfen oder tatkräftig mitmachen – Flussbad Berlin sucht noch eifrige MitstreiterInnen, um den Plan bekannt zu machen und weiter auszufeilen.
Mehr Infos zur Initiative Flussbad Berlin gibt es hier.