Mal ganz ehrlich: Ist es ein probates Mittel, einfach den Schlüssel nicht herauszugeben, obwohl man nicht mehr im Besitz einer Immobilie ist? Obwohl genau das nun im Baerwaldbad geschehen ist, spricht in diesem Fall (erst einmal) niemand von einer Hausbesetzung: Der insolvente Verein TSB, der sich dem Baerwaldbad 2002 angenommen hatte, 2011 das Erbbaurecht erhielt, aber bereits 2015 finanziell wie hygienisch in einer tiefen Krise steckte und 2017 dann (vorerst) aufgeben musste, weigerte sich, Ende Januar 2019 dem Bezirk den Schlüssel zum ruinösen Bad auszuhändigen. Der wiederum forderte das wunderschöne Bad aus der Gründerzeit als Heimfall zurück – diese Rückübertragung begründet sich durch besagte Insolvenz des Vereins. Seit Mitte Dezember 2018 ist übrigens dieser Heimfall beschlossen und gerichtlich bestätigt.
Betreiber gegen den Bezirk
Auf der einen Seite der verhärteten Front steht also der neue Vorstand des Vereins, der sich im Frühjahr 2018 wählen ließ. Mit großen Plänen und ohne Geld will er das Beste für das Bad. Der Bezirk, ebenfalls finanziell nicht so gut aufgestellt, will das Bad einfach an den Berliner Senat durchreichen, damit es wieder in die Berliner Bäderbetriebe aufgenommen werden kann. Die würden das verfallene Schmuckstück auch nehmen, wenn jemand fast 30 Millionen Euro oben drauf legt, um die Sanierungskosten zu decken. Fazit: Alle wollen das Schwimmbad, keiner kann es sanieren.
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Zu den Protagonisten im wortreichen Streit zählen Matthias Schütze aus dem TSB-Vorstand und Andy Hehmke, SPD-Sportstadtrat. Beide geben sich als Retter des Bades aus, beide wollen den Schlüssel. Neben Schütze, der angeblich vor allen Dingen Geld als Wertersatz vom Bezirk einfordere, steht Vorstandskollege Daniel Plasch, der mit einem kreativen Konzept am Ball bleiben will. Seine Ideen wiederum habe Hehmke als unrealistisch und nicht umsetzbar bezeichnet. Es fehle – laut Hehmke im Tagesspiegel – an der Finanzierung und bauaufsichtlichen Genehmigungen. Dabei hat sich Plaschs Gedanke, ein Mischkonzept aus Bäderbetrieb und Veranstaltungsort in der Oderberger Straße bereits bewährt. Allerdings konnte Plasch als ehemaliger Geschäftsführer mit seinen vielseitigen Ansätzen auch die Schließung des Stadtbades Wedding nicht verhindern.
Das Kreuzberger Schwimmbad zerfällt
Je länger keine Lösung gefunden wird, desto teurer wird der Badespaß. Der Zustand des Schwimmbads gilt schon heute als sehr marode. Fortlaufende Sanierungsarbeiten hatte der TSB einst noch mit dem Projekt Baerwaldbad bewältigen können. Hier wurden junge Erwachsene in Restaurierungstechniken ausgebildet, während sie die nötigen Reperaturen am und im Bad vornahmen. Grundsätzlich kein schlechter Ansatz, zu sparen und etwas für Jugendliche zu tun. Und auch die vielen Ehrenamtlichen des Vereins, die den Betrieb am Laufen hielten, sprechen dafür, dass es sich beim Team TSB um Idealisten handelt, die persönlich nicht aufs Geld aus sind. Der Politiker Hehmke hingegen hat sehr viel Zeit verstreichen lassen, bis er das Bad wieder zum Bezirksthema gemacht hat. Seit der Insolvenz sind zwei Jahre vergangen, das Mischkonzept liegt seitdem vor, wurde aber nie besprochen. Mittlerweile sitzt der Bezirk aber fast auf dem Trockenen und der Druck wächst: Das Spreewaldbad bleibt für lange Zeit wegen Sanierung geschlossen, die Schwimmhalle an der Holzmarktstraße öffnet nie wieder. Dafür soll das Prinzenbad mit einer Traglufthalle für die Wintersaison ausgerüstet werden. Bisher ist das Ende im Baerwaldbadstreit offen, auf der Webseite allerdings wird schon an News gearbeitet. Wir sind gespannt und bleiben dran…