Gehört hat jeder schon mal vom Hauptmann von Köpenick. Kein Wunder: Unzählige Filme und noch mehr Theater widmen sich dem gleichnamigen Stück von Carl Zuckmayer über die fabelhafte Geschichte des Ex-Knackis und Hochstaplers Wilhelm Voigt. Wer zu wenig Zeit hat, sich die ganze Biografie des dreisten Kerls anzuhören, dem sei die Köpenicker Garde umso mehr ans Herz gelegt. In nur 25 Minuten bringen die Gardisten um Karsten Reimer als Hauptmann die Köpenickiade am Originalschauplatz mit allen Fakten unterhaltsam auf den Punkt. Es ist ein Comeback: Denn eine Zeit lang war es ruhig geworden im Köpenicker Rathaushof. Es fehlte an Nachwuchs und Einigkeit im Verein, der 2005 gegründet wurde, um aus dem einstigen ABM-Projekt des Tourismusvereins etwas Bleibendes zu machen. Nun sind erneut genug Rekruten am Start, um die Story lebendig zu machen.
Geschichte kurz gefasst
Falls du immer noch nicht weißt, worum es geht: Wilhelm Voigt saß über 25 Jahre im Knast, meistens wegen Diebstahl, zweimal wegen Urkundenfälschung. Als er 1906 nach einer langen Haftstrafe mal wieder entlassen wurde, machte man es ihm mit Aufenthaltsverboten schwer, als Schustergeselle Fuß zu fassen . Aus Berlin ließ er sich aber nicht vertreiben, kaufte bei Trödlern eine Hauptmannsuniform zusammen, stellte eine zehnköpfige Garde auf, zog als falscher Hauptmann ins Rathaus Köpenick, ließ die wichtigen Herren samt Bürgermeister verhaften, beschlagnahmte die Stadtkasse mit über 3.500 Mark und machte sich aus dem Staub. Gefasst wurde er zwar nach einigen Tagen dennoch, aber weil seine Chuzpe dem einfachen Volk gefiel, durfte er das Gefängnis schon nach 20 Monaten verlassen. Er schrieb seine Geschichte auf und wurde dadurch doch noch reich… bis ihm die Inflation einen Strich durch die letzte Rechnung machte und er verarmt 1922 verstarb.
Posthume Ehrenrettung
Der Bürgermeister von damals hat übrigens ein Ehrengrab bekommen, obwohl er durch den Hauptmann zur Lachnummer wurde. Seinen Rücktritt nahm man nicht an und er bekam ausreichend Gelegenheit, sich um die freie Stadt Cöpenick (so schrieb man das einst) sehr verdient zu machen. Es heißt, er habe den Schwindel auch gleich erkannt, war aber aufgrund der bewaffneten Gardisten machtlos. Nun ruht eben jener Georg Langerhans auf dem Friedhof auf der Rudower Straße.
Hochzeiten und Feste
Gut, jetzt weißt du, worum es geht. Wenn du das Ganze noch mit Berliner Charme, altbekannten Liedern und militärischem Schmiss erleben willst, dann mach dich Samstag auf in den Südosten unserer Stadt. Und wenn du die Jungs gesehen hast, wirst du alle deine Berlin-Besucher dorthin bringen… Der Spaß kostet übrigens keinen Eintritt, freiwillige Gaben sind aber mehr als willkommen. Schließlich müssen Uniformen und ähnliches finanziert werden. Du kannst die Herrschaften auch für deine Hochzeit oder (Firmen)Feier buchen.
Die Vorstellung beginnt jeden Samstag um 11 Uhr im Rathaushof zu Köpenick.