Wer auf dem Weg zur Arbeit aus dem Straßen- oder S-Bahnfenster schaut, kann an den Buden und Bühnen auf dem Alexanderplatz ablesen, welcher Feiertag oder welches Volksfest gerade ansteht. Zur Weihnachtszeit laden Hütten, die erst vor zwei Monaten noch in blau-weißem Oktoberfest-Style daherkamen, zum Glühweintrinken ein und wenn der Sommer naht, lassen sich Kinder die Gesichter bemalen und stehen voller Vorfreude in der Schlange zum Trampolin.
Doch auch wenn am Alex gerade nicht gefeiert wird – leer ist der Platz nie. Tagsüber hetzen die einen von der S- zu U-Bahn und wieder zurück, die anderen gönnen sich nach dem Einkaufsmarathon eine Bratwurst und die ganz Entspannten schauen im Sommer von der Strandbar aus dem bunten Treiben zu. Abends treffen sich Partygruppen oder Pärchen an der Weltzeituhr und ziehen weiter in das mehrstöckige Cubix-Kino oder setzen sich in eine der vielen Cocktailbars mit Blick auf den Fernsehturm.
Auch die Besenkammer-Bar ist ein beliebter Treffpunkt. Unter den S-Bahnbögen halb versteckt hat dieser Szenetreff die zahlreichen Umbauten und Sanierungen des Alexanderplatzes in den vergangenen Jahrzehnten beobachten können. Nach dem Bau der Mauer wurde der Alex, der seinen Namen übrigens zu Ehren des russischen Zaren Alexander I. trägt, grundlegend umgestaltet und neubebaut.
Aus dieser Zeit stammen etwa Walter Womackas Brunnen der Völkerfreundschaft und die meisten der mehrstöckigen Gebäude am Platz. Im 1970 fertiggestellten Centrum-Warenhaus befindet sich nun Galeria Kaufhof und das Interhotel daneben heißt heute Park Inn. Ihre Namen behalten haben dagegen das „Haus des Berliner Verlages“ und die in einer Reihe stehenden Kastenbauten namens „Haus der Elektroindustrie“, „Haus der Statistik“, „Haus des Reisens“ – welches heute ganz oben den Club Weekend beherbergt – und das „Haus des Lehrers“ mit angrenzendem Berliner Congress Center.
In den Nullerjahren erfuhr der Alex durch eine neue Pflasterung und frische Steinbänke eine Aufwertung und bekam zusätzlich das würfelförmige Handelshaus „Die Mitte“ mit einem großen Elektromarkt drauf- und das Shoppingcenter Alexa danebengesetzt. Es sind also nicht nur die Menschen, die hier selten still stehen. Auch der Platz selbst verändert ständig sein Gesicht, zeigt im ‚Kleinen‘ die städtebauliche Entwicklung Berlins und ist deswegen trotz hektischen Treibens immer mal wieder einen genaueren Blick wert.