Die goldenen Zeiger hängen wieder an der Turmuhr, und die Handwerker haben sich nach unten vorgearbeitet. Am Montag beginnt der Abbau des Gerüsts an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz. Seit dem Herbst 2010 hatte die an ein Hochhaus erinnernde Konstruktion das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gotteshaus verhüllt. „Touristen standen auf dem Platz und haben die Kirche nicht mehr gefunden“, sagt Pfarrer Martin Germer. Und deren Verunsicherung spürte die Gemeinde selbst in ihren Spendendosen: Rund ein Drittel weniger Münzen und Scheine fanden sich während der Bauarbeiten in den Sammelbüchsen.
Bauen ohne Ende
Das wird künftig wohl nicht mehr der Fall sein – doch das Wahrzeichen hat trotzdem alle Chancen, zu einer Dauerbaustelle zu werden. Denn noch während die letzten Steine am Turm ausgetauscht werden, hat die Gemeinde die nächsten Schwachstellen ausgemacht: Das Podium, die erhöhte Plattform auf dem Breitscheidplatz, auf der sich alle Kirchengebäude befinden, muss saniert werden. Dort sind Pflastersteine lose und Stufen wackelig. Für Besucher haben sich Stolperfallen gebildet. „Wir wollen den Originalfußboden wiederherstellen, wie ihn Egon Eiermann, der Architekt der neuen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, 1961 gebaut hatte“, sagt Germer.
Doch bald schon könnte ein neues Gerüst auf dem Breitscheidplatz stehen: Wenn das Podium saniert ist, müssen die Handwerker auch beim erst im Jahr 2000 sanierten neuen Kirchturm wieder ran: Die damals restaurierten Betonwaben bröckeln wieder. „Wir freuen uns, dass wir die Wüstenrot-Stiftung für ein Forschungsprojekt gewinnen konnten, bei dem es darum geht, wie wir die Sanierungsintervalle an den Betonbauten vergrößern können“, sagt Germer. Zugleich wolle die Stiftung untersuchen lassen, welche Arbeiten eventuell an der Kapelle neben dem Glockenturm nötig seien, und deren Finanzierung, „soweit es nicht alle Rahmen sprengt“, auch übernehmen.