Mascha fragt nach

Sex, Lust und Liebe: Das sagen Experten im Netz

Leuchtschrift mit der Aufschrift Change
Alles im Zeichen von Veränderung? Mascha setzt 2019 in Sachen Liebe auf Experten-Tipps aus dem Netz.
2019 soll für Mascha ein Jahr der Liebe werden. Und damit das auch klappt, will sie ab sofort das Expertenwissen im Netz anzapfen. Doch was erzählen die ganzen Psychologen und Sexualtherapeuten da eigentlich in Videos und Interviews? Die erste im Fokus: Esther Perel.

Beklagen kann ich mich nicht: Ich habe viele schlaue und empathische Freunde, die mir gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um meine Sorgen und Nöte zu Sex- und Beziehungsdingen geht – aber all diese Menschen kennen mich, deswegen sind ihre Tipps natürlich eingefärbt. Und sie sind nicht vom Fach, sprich, keine Psychologen oder irgendwie geschulte Experten. 2019 will ich aber, jawohl, richtig in die Vollen gehen und alles richtig machen. Sprich: Mich mit Wissen zu allem, was das eigene Liebesleben verbessert, wie ein Schwamm vollsaugen. Und da zapfe ich erstmal das Internet an. Das steht ja schließlich direkt vor mir. Und das kann auch jeder andere benutzen. Daher: Gleiche Chancen für alle.

Ziemlich als erstes, wenn ich ganz naiv Begriffe wie „Beziehung, Liebe, Tipps, Experte“ in die Suchmaschine schmeiße, stoße ich auf Esther Perel. Die gefällt mir gleich gut, die hat einen wachen, starken Blick und gleichzeitig etwas Mütterliches. Perel ist Psychotherapeutin und Buchautorin, aufgewachsen in Belgien und dann nach New York gezogen, und offenbar eine Art Superstar unter den Sex- und Liebesexperten. Zu dieser Expertise gelangte sie eher durch Zufall, wie sie auf ihrer Homepage behauptet. Aber das kann ja jeder selbst nachlesen, der sich für Biografien interessiert. Mich überzeugt gleich ihre klare, unsentimentale und unverkitschte Sprache. Und Einsichten wie diese, ebenfalls auf ihrer Homepage zu finden: „Noch nie zuvor waren Paare eine so zentrale Einheit in der gesellschaftlichen Ordnung. Noch nie haben wir mehr von einer intimen Beziehung erwartet, und noch nie strauchelten wir so heftig unter der Last dieser Erwartungen.“ Das spricht mir aus der Seele! Erwartungen, an mich, aber vor allem an Partner und Liebhaber, sind meine Krux, mein Stolperstein. Und die will ich in künftigen Beziehungen endlich ablegen.

Expertin Esther Perel: Zum Thema Beziehungen allgegenwärtig

Schlau ist Perel auch, was die Verbreitung ihrer Ideen angeht: Man muss gar nicht live vor ihr sitzen, sie gibt auch auf ihrem Blog und in diversen YouTube-Videos jede Menge Tipps und Beispiele. Etwa: „Wie schaffe ich es, endlich ein Streitthema beizulegen, das ich nicht ständig wiederholen will?“ Und auch da sind schon die ersten Sätze so simpel wie verständlich: Meist gehe es bei wiederkehrenden Streits eben nicht um Themen wie den Haushalt, Geld oder Verpflichtungen, sondern um das Verlangen nach und den Kampf um „Zuneigung, Macht, Respekt“. Auch Themen der gewaltfreien Kommunikation finde ich hier wieder, vieles kommt mir bekannt vor, aber irgendwie schafft es Perel, griffiger, fokussierter zu sein als viele andere Experten.

Sie gibt Beispielsätze vor, erklärt, wie wichtig es ist, dem anderen zuzuhören, sich auch der Sicht des Gegenübers anzunähern. Und nicht nur ewig die eigenen Vorwürfe rauszudonnern und Vorwürfe einzustecken, sondern zu entschlüsseln: Warum habe ich gerade gesagt, was ich gesagt habe, wo kam das her? Und vor allem: Wie kam das, was ich gesagt habe, gerade beim Partner an? Sender und Empfänger, so Perel, sind nun mal zwei unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen, und können Sätze, Worte, Gefühle völlig anders interpretieren als der Partner. Klingt auch simpel, aber hey, ich vergesse ständig, dass meine Mitmenschen nicht immer nachvollziehen können, was für eine Emosuppe ich da gerade absondere. Oder plötzlich super beleidigt bin. Und im Gegenzug, was meine Worte vielleicht bei ihnen auslösen, weil ich da einen ganz unerwartet wunden Punkt getroffen habe. Daher sagt Perel: Beide Standpunkte und Gefühlsseiten auf den Tisch legen. Und vermutlich feststellen: Okay, wenn du das so verstanden hast, verstehe ich deinen Ärger. Hab ich so aber nicht gemeint. So bleibe der eigene Standpunkt zwar bestehen, aber auch der Partner könne sich verstanden fühlen. Und wer versteht, ist oft weniger wütend. Zumindest ist das bei mir so.

 

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Ein Beitrag geteilt von Esther Perel (@estherperelofficial) am Okt 26, 2017 um 3:01 PDT

Auch ein Video mit dem Namen „Einmal ein Fremdgänger, immer ein Fremdgänger?“ gefällt mir gut. Tenor 1: So einfach ist es nicht (okay, das habe ich mir gedacht) , Tenor 2: Das Fremdgehen ist meist ein Symptom. Du musst aber das Gesamtbild entdecken, die Hintergründe einer Person verstehen. Kann jemand ein liebender Vater, Mann, Partner sein, aber trotzdem fremdgehen? Und wenn ja, warum? Aufschlüsseln, nicht nur die eigenen Wahrheiten sehen und die eigenen, erlernten Schlüsse ziehen. Perel ist ganz schön diplomatisch.

Perel: Guter Sex beruht auf jeder Menge Einsichten

Und natürlich geht es bei Esther Perel auch um Sex. Ihr Artikel „Männer, Frauen, Sexualität: Mehr gleich als verschieden“ haut mich zwar nicht direkt so vom Hocker wie andere Texte. Denn er enthält erstmal einige Einsichten, die ich für nicht wirklich bahnbrechend halte: Ja, auch Männer sind emotionale Wesen beim Sex, vermutlich sogar mehr als Frauen, weil sie einerseits die Idee des starken, echten Mannes antrainiert bekommen haben, gleichzeitig oder gerade deswegen aber Versagens- und Performance-Ängste und jede Menge Unsicherheit ob ihrer Rolle mit sich herumtragen. Und manchen Dingen kann ich, zumindest aus meiner Erfahrung nicht zustimmen. Etwa, dass Frauen oft okay damit sind, wenig bis keinen Sex zu haben, weil ihnen der gebotene eben nicht mehr gefällt und Männer dann ganz verzweifelt sind, weil sie doch Sex als Bestätigung, als Möglichkeit, Nähe zu schaffen, eine Verbindung aufzubauen und die Lust der Partnerin für die eigene emotionale Stabilität brauchen. Also, klar, das ist sicher oft wahr. Aber eben auch umgekehrt der Fall. Ich falle sofort in ein tiefes Tal der Unsicherheit, wenn ich mal Ablehnung oder Desinteresse von einem Mann im Bett erfahren habe. Ich will auch performen, abliefern, den Mann in Ekstase sehen, und auch ich brauche Sex als Bindemittel. Trotzdem regen mich die Schlüsse, die Perel zieht, zum Nachdenken an. Haben Frauen keine Lust auf Sex, heißt das, es fehlt vielleicht einfach an Engagement im Bett, von beiden Seiten, und dann muss man aktiv werden. Für den Mann ist Sex aber so wichtig, weil er nur dabei seine Wünsche ungefiltert artikulieren kann. Wünsche wie Zärtlichkeit, Nähe, und laut Perel auch Liebe. Ist das wirklich so? Bin ich vielleicht in Wirklichkeit ein Mann? Diesen Fragen werde ich im Jahr 2019 mal nachgehen.

Insgesamt ist der Auftritt von Esther Perel schon ganz schön amerikanisch und auf ein kollektives „Juchee, Aufbruch in eine neue Erkenntniswelt“-Mindset ausgelegt. Aber andererseits: Werden nicht auch all die anderen großen Themen auf großen Bühnen und im Netz mit viel Tamtam ausgetragen? Yoga macht die Perel natürlich auch. Aber insgesamt hat mich mein erster Ausflug in die Welt der Online-Liebes- und Sextherapie aber überzeugt. Zumindest davon, mich weiter damit zu beschäftigen. Deswegen gibt es künftig an dieser Stelle mehr davon. Und wem das jetzt alles zu theoretisch-sperrig war: Sorry Leuteee … aber ich habe nunmal die Erfahrung gemacht, dass einfach immer nur spontan drauflosbumsen und verlieben manchmal eben doch nicht reicht, wenn man nicht ständig auf die Schnauze fallen will!

Insofern: Gut, dass ich da mal im Internet nachgefragt habe.

Auf ein gutes 2019!

Eure Mascha

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