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Warum Manspreading nicht klargeht

Einmal bitte Beine zusammen! Aber plötzlich!
Einmal bitte Beine zusammen! Aber plötzlich!
An dieser Stelle schreiben zweimal im Monat unsere Freunde vom Blog Happy Vagina. Diesmal erklärt Babette, warum es für sie gar nicht klargeht, wenn Männer sich mega-breitbeinig hinsetzen.

Letzte Woche haben bereits Mona (Einfach mal nicht beherzt zugreifen) und Tina (Warum wir lernen müssen uns zu wehren) darüber geschrieben, wie wichtig es ist, die eigenen Grenzen zu schützen und sich lauthals gegen Sexismus zu wehren.

Beinahe jeden Tag erlebe ich die eine oder andere sexistisch gefärbte Situation. Glotzen und Hinterherpfeifen sind harmlose Beispiele. Fragen wie „Warum bist du so schlecht gelaunt, hast du deine Regel?“ oder „Du bist doch eigentlich ganz hübsch, warum hast du denn keinen Freund?“ bringen mich da schon eher in Rage. Und wenn ich einen Typen beim Manspreading in öffentlichen Verkehrsmitteln sehe, bin ich kurz vor dem Ausflippen.

Manspreading bezeichnet die Angewohnheit von Männern, die Beine im Sitzen richtig weit zu spreizen. Auf einer 4er-Sitzgruppe in der U-Bahn haben dann gerne mal nur zwei weitere Personen und eben jener Mann mit seinen dicken Eiern Platz. Als Rechtfertigung kommt oft: Eine etwas gespreiztere Sitzhaltung könnte auch auf die männliche Anatomie zurückzuführen sein. Aber echt jetzt? Braucht das Gemächt zusätzliche Belüftung? Rechtfertigt das das Einnehmen eines weiteren Sitzes? Hier gibt es eine – zugegebenermaßen sehr witzige – Webseite voller Manspreading-Prachtexemplare.

Doch ist Manspreading nun tatsächlich sexistisch geprägt? Ist es „nur“ ein Luxusproblem von Teilzeitfeministinnen? Oder handelt es sich schlicht um unaufmerksames oder rücksichtsloses Verhalten im öffentlichen Raum? (Dazu gehört auch das Shebagging: Bezeichnung für das frauentypische Abstellen von Taschen und Einkaufstüten auf einem Sitz).

Diese Fragen haben sich natürlich schon andere gestellt. Und in der New York Subway läuft schon seit 2015 eine Kampagne gegen das platzeinnehmende Sitzverhalten mancher Männer. Ich persönlich finde: JA, es ist leider sehr, sehr oft sexistisch geprägt. Denn zu dem Habitus gehört auch sehr oft eine Hand, die vermeintlich auf dem Oberschenkel abgelegt, mit einem Finger aber doch Berührung zum Gemächt sucht. Manchmal wird auch Taschenbillard gespielt.

Eine böse Absicht unterstelle ich dennoch nicht sofort. Vielleicht wird ja gerade geträumt. Oder es ist wirklich einfach bequemer. Aber wenn ich dann einen Herren der Schöpfung bitte, mir etwas Platz zu machen, damit ich mich auf den vermeintlich freien Sitz setzen kann, erwarte ich, dass die Beine pronto zusammengehen und parallel sittsam aufgestellt werden. Stattdessen wird aber oft mit totalem Unverständnis (Beine werden maximal 2 cm bewegt), blödem Grinsen (Machtspielchen) oder sogar Pöbeln („Was is’n mit dir los?“) reagiert.

Ich werde dann recht schnell wütend. Und laut. Das Zurückpöbeln ist nicht nur befreiend für mich, sondern auch eine öffentliche Ermahnung an die Person, dass es nun eine beobachtende Öffentlichkeit seitens der anderen Fahrgäste gibt. Meistens reicht das und das Verhalten wird korrigiert.

Oft aber bleibt der Platz frei bzw. von dem Manspreader eingenommen. Vermutlich, weil sich viele (Frauen) gar nicht erst nicht trauen, das hypermaskuline Posing anzusprechen. Dabei ist das Verhalten, ob nun als sexistisch oder rücksichtslos interpretiert, einfach nicht okay. Die U-Bahn ist schließlich für alle da. Und die Bitte, eine Tasche vom Sitz zu nehmen, geht den meisten Leuten ja auch einigermaßen höflich über die Lippen.

Es gilt auch hier und immer wieder: Traut Euch etwas zu sagen. Bittet freundlich, aber bestimmt um den Platz. One body, one seat! 


Der Artikel ist auf dem Blog Happy Vagina zuerst erschienen. 

Quelle: Happy Vagina

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